Braunschweig. CDU-Fraktionschef Thorsten Köster fordert Prioriät für den Denkmalschutz. Auch SPD und BIBS nehmen Stellung.

Die Diskussion um die Gestaltung der künftigen Burggasse, die an die Stelle der bisherigen Burgpassage rücken soll, nimmt weiter Fahrt auf. In der Frage der denkmalgeschützten Fassaden am Hutfiltern und an der Schuhstraße schaltet sich jetzt auch die Politik ein.

CDU-Fraktionschef Thorsten Köster forderte den Oberbürgermeister gestern in einer Pressemitteilung auf, einzugreifen. Die 90-Millionen-Investition in der Burgpassage sei wichtig, aber der Denkmalschutz müsse Priorität haben. Die historischen Fassaden, um die es geht, sollten „größtmöglich erhalten bleiben“.

Die geplante Umgestaltung der Burgpassage, so Köster, sei aus Sicht der CDU-Fraktion erforderlich und zu begrüßen. Dass das Düsseldorfer Unternehmen Development Partner bereit sei, rund 90 Millionen Euro zu investieren, sei ein positives Signal für die hohe und ungebrochene Attraktivität der Braunschweiger Innenstadt.

Allerdings müssen dabei die notwendigen städtebaulichen Veränderungen „mit Sensibilität für eine durch die Bombenangriffe weitgehend zerstörte Stadt angegangen werden“. Köster: „Und deswegen muss in diesem Fall der Denkmalschutz eindeutig Priorität genießen.“

Die denkmalgeschützten Fassaden sowohl am Hutfiltern als auch an der Schuhstraße dürften von der Stadt nicht geopfert werden. Mit gutem Willen und Flexibilität der Projektentwickler und der Verwaltung sei das möglich. Die Verwaltung müsse jetzt endlich zu einem positiven Abschluss mit dem Investor kommen und dann die Baugenehmigung erteilen, so Köster.

Bei der Errichtung der Schloss-Arkaden sei es dem damaligen OB Gerd Hoffmann gelungen, eine hervorragende Lösung für Braunschweig zu realisieren. Der amtierende OB Ulrich Markurth sei jetzt beim Thema Burgpassage gefragt, „Er muss die Frage des Denkmalschutzes in der Burgpassage zur Chefsache machen!“

Köster hält es für unangemessen, unnötig historische Substanz in der Stadt zu vernichten. „Das versteht niemand. In anderen Städten wie in Frankfurt werden die alten Fassaden neu aufgebaut – und hier bei uns sollen sie abgerissen werden.“

Auch SPD-Fraktionschef Christoph Bratmann erklärte auf Anfrage unserer Zeitung: „Hinsichtlich des Erhalts der historischen Fassaden fordern wir vom Investor Development Partner Kreativität und Kompromissfähigkeit.“ Als SPD-Fraktion begrüße man die geplante Investition zur Umgestaltung der Burgpassage, „zumal diese am Ende für viele Braunschweigerinnen und Braunschweiger nicht mehr die nötige Attraktivität hatte“. Dies hätten, so Bratmann, die Geschäftsleerstände vor allem im oberen Bereich der Burgpassage gezeigt.

Als der Architektenentwurf zur neuen Burggasse in einer Jury unter Beteiligung der Politik bewertet wurde, so Bratmann, sei es nicht zuletzt die planungspolitische SPD-Sprecherin Nicole Palm gewesen, die bereits damals den Erhalt der Fassaden sowohl am Hutfiltern als auch an der Schuhstraße eingefordert habe.

Bratmann sagte, aktuell kläre die Stadt Braunschweig denkmalschutzrechtliche Fragen mit der beim niedersächsischen Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) angesiedelten oberen Denkmalschutzbehörde. In Kürze solle das Ergebnis vorliegen, es werde dazu, wie von uns berichtet, Ende Januar eine Vorlage der Stadtverwaltung geben. Das Thema werde zudem ausgiebig im Fachausschuss und im Rat diskutiert werden.

Die BIBS-Fraktion unterstützt, wie sie gestern erklärte, die von der Interessengemeinschaft Burgpassage eingereichte Petition zum Erhalt der denkmalgeschützten Häuser der Burgpassage. „Die denkmalgeschützten Fassaden müssen erhalten werden“, erklärt BIBS-Ratsherr Wolfgang Büchs.

Bei der Burgpassage bestehe dringender Handlungsbedarf, denn die Passage im Herzen der Braunschweiger Innenstadt – einst florierende Einkaufszone – liege seit mittlerweile über einem halben Jahr brach. Büchs: „Dieser Zustand darf nicht länger andauern, um dem angrenzenden Einzelhandel nicht auch noch Schaden zuzufügen.“ Und weiter: Sollte der Investor abspringen, brauche es einen „Plan B“. Hier sei die Stadt gefordert.