Braunschweig. . Das Start-up „BeSu – Become Sustainable“ wurde aus der TU ausgegründet und befasst sich mit spielbasierten Lernmethoden.

Lernen funktioniert am besten spielerisch. Diesen Gedanken macht sich das Start-up „BeSu – Become Sustainable“ der Technischen Universität Braunschweig zu eigen: Die vier Gründer entwickeln spielbasierte Lernmethoden für Weiterbildungen im Bereich Nachhaltigkeit. Seit dem 1. Oktober wird das neu gegründete Start-up im Rahmen des EXIST-Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert.

Wie die TU mitteilt, begann die Start-up-Geschichte am Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik mit der Simulationssoftware „Holistic“: Mit ihr lassen sich neue interaktive Lernformate einfach umsetzen – Stefan Böhme und Gerrit Posselt haben „Holistic“ mitentwickelt. Diese Software ist entscheidend, denn eine Hürde beim Einsatz von Planspielen in der beruflichen Weiterbildung ist der TU zufolge bisher der Aufwand bei der Umsetzung interaktiver Lernformate – bislang gebe es wenig Unterstützung durch geeignete Softwaretools.

Spielen bei der Arbeit erlaubt: Die vier Gründer Stefan Böhme, David Schierholz, Gerrit Posselt und Robert Müller (von links) testen ihr aktuelles Planspiel „Plan A – Arbeitswelten der Zukunft“.
Spielen bei der Arbeit erlaubt: Die vier Gründer Stefan Böhme, David Schierholz, Gerrit Posselt und Robert Müller (von links) testen ihr aktuelles Planspiel „Plan A – Arbeitswelten der Zukunft“. © TU Braunschweig | Anna Krings

„Mit unserer Software wollen wir diese Lücke schließen und Unternehmen und anderen Einrichtungen ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie einfach und schnell ein Planspiel entwickeln können. Damit wollen wir sie auf dem Weg zur Nachhaltigkeit unterstützen“, sagt Stefan Böhme, einer der vier Gründer, das Ziel des Start-ups.

Und so funktioniert es: „Statt Planspiele händisch zu entwickeln, können diese mit ,Holistic’ aus einem Baukastensystem zusammengestellt werden“, heißt es in der Mitteilung der TU. „Die Software verbindet dabei haptische Elemente wie Spielkarten, Handscanner und Spielpläne mit virtuellen, softwarebasierten Elementen.“

Mitgründer Gerrit Posselt betont, dass sich das Team bewusst für eine Mischung aus realen und digitalen Spielelementen entschieden habe: „Virtuelle Spielelemente bieten viele Vorteile. Aber um beispielsweise einen Überblick über komplexe Unternehmensstrukturen zu erhalten, ist ein Spielplan besser geeignet. Auch der Umgang mit Geld ist ein ganz anderer, wenn man das Spielgeld in den Händen hält.“

Neben der Software für Planspiele entwickelt das Start-up außerdem Lernsysteme auf Basis sogenannter Lernfabriken. Das sind Posselt zufolge einfache Modelle von Fabriken und Produktionsprozessen in verkleinertem Maßstab, die mit einer Simulationssoftware gesteuert werden. Dadurch könnten Lernende komplexe Probleme an einem realitätsnahen System praktisch lösen.

Planspiele und Lernfabriken, sogenannte „Serious Games“, verbinden lautz Posselt Lernziele und didaktische Anforderungen mit Spielmechanismen und aktueller Computertechnologie zu unterhaltsamen und inhaltlich herausfordernden digitalen Spielen. „Gerade bei komplexen und schwer greifbaren Themen wie Nachhaltigkeit oder Industrie 4.0 eignet sich der Einsatz von ‚Serious Games‘“, erklärt Gerrit Posselt. „Die Teilnehmenden haben hier einen geschützten Raum, in dem sie verschiedene Szenarien und Denkrichtungen risikolos ausprobieren können. Durch das Einbeziehen von ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren erwerben die Spielerinnen und Spieler wichtige Kompetenzen in diesen Bereichen.“

Dank der EXIST-Förderung kann das Start-up ein Jahr lang die Software weiter entwickeln. Das Team habe bereits mehrere Planspiele für verschiedene Institute der TU Braunschweig entwickelt, heißt es in der Mitteilung. „Beispielsweise können Studierende und Beschäftigte des Instituts für Mikrobiologie beim Spiel ,Outbreak’ unterschiedliche Szenarien und Entscheidungen zur Prävention und Bekämpfung von Epidemien durchspielen.“

In mehreren Pilotprojekten soll die bestehende Software zusammen mit Unternehmen und Bildungseinrichtungen zunächst weiter erprobt und ausgebaut werden, bevor sie voraussichtlich Anfang 2020 auf den Markt kommt. Als Pilotpartner habe man bisher unter anderem die Volkswagen AG und die Festo Didactic AG sowie die Hochschule Emden/Leer, die Hochschule Soest und die HTW Dresden gewonnen. Unterstützt werde das Team von Professor Christoph Herrmann, Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik, und mehreren Coaches aus der Wirtschaft.