Braunschweig. Streetwords: Vier junge Braunschweiger machen sich Gedanken über das Amerika von heute.

Von Lina Probst

Wo waren Sie am 20. Januar 2017? Was haben Sie gemacht? Erinnern Sie sich überhaupt noch an diesen Tag?

Ich schon. An diesem so gewöhnlich scheinenden Datum passierte etwas, das immense Auswirkungen haben würde.

Denn am 20. Januar 2017 war die Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump. Wenige Monate später besuchte ich meine ehemalige Gastfamilie in Ohio, bei der ich während eines Schulaustauschs war. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, befand sich das ganze Land noch mitten im Wahlkampf. Damals war auch Trump Gesprächsthema. Nur mit dem Unterschied, dass niemand glaubte, er hätte wirklich eine Chance im politischen Geschehen.

Im Sommer 2017 war das anders. Meine amerikanischen Gasteltern und Geschwister erzählten mir von ihren Ansichten. Dass Donald Trump nicht „ihr“ Präsident sei. Dass sie entsetzt seien wegen seiner rassistischen und frauenfeindlichen Äußerungen. „Wie können Menschen ihn wählen, wenn sie eine Tochter haben?“, fragte mich meine Gastmutter.

Donald Trump, Präsident der USA, im Weißen Haus.
Donald Trump, Präsident der USA, im Weißen Haus. © dpa | Evan Vucci

Wenn mein Gastvater abends den Fernseher anschaltete, gab es bei CNN jedes Mal eine Neuigkeit über verschiedenste Aktionen des Präsidenten – übrigens missfällt es ihnen, Donald Trump mit diesem Titel zu bezeichnen. Und nicht selten schaltete mein Gastvater um, weil er es nicht ertragen konnte, Neues über diesen Mann zu hören. Sei es ein weiterer gefeuerter Mitarbeiter oder die Kündigung des Pariser Klimaschutzabkommens. „Für Trump existiert der Klimawandel nicht“, fasste es mein Austauschpartner einmal resigniert zusammen.

Inzwischen haben wir Sommer 2018. Trump regiert noch immer. Und ich erinnere mich an den 20. Januar 2017. Daran, wie sich die Worte „America first“ (Amerika zuerst) für immer in meinen sowie Millionen anderer Köpfe einbrannten. Ich hoffe inständig, dass sich die USA bei den nächsten Wahlen auf Werte wie Toleranz, Menschenfreundlichkeit und internationale Zusammenarbeit besinnen.

Die Legende von einem König

Danielle Wiesner

Die Legende vom König. Sie begann mit „es war einmal...“, nein „es war öfter...“, bis der eine den anderen im Eroberungszug geköpft hat.

Der König stellte sich vor ein Land, zeigte mit scharfem Finger auf sein Volk, was niemand für möglich hielt, war ein mehrheitlich gewählter Erfolg. Ob das legal war? Frag doch mal, es ist ja schließlich nichts unbezahlbar.

Er sprach, man müsse Mauern bauen, Mauern, damit die „Feinde“ sich nicht mehr hinüber trauen. Mauern bauen, um Frieden zu schaffen. Mauern bauen, ein neues Feuer statt Freundschaft entfachen.

Er sagte, dieser Klimawandel sei auch nur eine Legende, die man sich bei Kerzenschein erzählt. Menschenrechte und Handelsabkommen haben ihre Wirkung doch schon längst verfehlt. Warum denn die Staatskasse plündern?

Dass Menschen sterben und Waffen aufgerüstet werden, kann man doch sowieso nicht verhindern.

Der König schloss also Verträge, ging die kurzen und fraglichsten Wege, zog bizarre Weltveränderungen in Erwägung, blieb im Privatjet stets in Bewegung und suchte besonders die vermeidbare Begegnung.

Er nannte sich selbst „The Man in his high Castle“. Dass man von oben tief fällt, vergaß er. Er hatte eine Frau, Job undefinierbar, ihr Hobby ist bis heute noch nicht geliftet, ihre Karten trotz allem spielbar.

Ein König mit wasserstoffblondem Haar träumte in einem fernen Land von einer Burg auf dem berg...
Ein König mit wasserstoffblondem Haar träumte in einem fernen Land von einer Burg auf dem berg... © Getty Images/iStockphoto | Rost-9D

Sie teilte gerne, so viel ist klar, er war halt beliebt, sein Titel gekrönt von wasserstoffblondem Haar. Er wählte seine Damen mit Präzision, wer das unschuldige Heim verließ, wurde mit Schweigegeld entlohnt.

Man fragte sich oft, was er hinter seinen weißen Mauern so trieb, vermuten tut man, dass er beim infraroten Sonnenbaden des Öfteren einschlief.

Er legte Wert auf seinen Grund und Boden, litt unter partieller Amnesie, daher vergaß er recht schnell, von wo er kam, auf seinem Weg nach oben.

Alles was heimisch war, war erstklassig, mit anderen geteilt wurde erst, war der Preis passig. Er wollte immer alles wissen, alles lernen, sich nur nicht mit seinem Volk beschäftigen müssen. Deshalb wollte er auf in neue Gefilde, auf dass er nachhaltige Ressourcen finde, denn über die Risse im Porträt war er dank Google – seinem Freund und Helfer – glasklar im Bilde.

Er wollte der erste Mensch auf dem Mars sein, doch leider war er selbst auf der Trittleiter zu klein. Dabei war der Kosmos doch sein Fachgebiet, in die Mission mit „Traumschiff Jederpreis“ hatte er sich verliebt.

Als Gott gesagt hat „Macht euch die Erde untertan“, da wusste Donald, er war gemeint, denn es dauerte nicht lange, da hatte er sich jeglichen Besitz – zu haben oder eben nicht – einverleibt.

Nein, die Legende von dem Menschen, der die Welt mit seinem Fastfood beseelt, ist eine, die in einem anderen Buche geschrieben steht. Denn dies ist die Legende vom König. Traurig, erschütternd, wie ein Buch, bei dem man erst am Ende merkt, dass das Böse siegt.

Er wird unser Land verändern, sagten sie. Ich werde unser Land verändern, sagte er. Doch irgendwann ist auch dieses Kapitel verdammt lange her.

Und was bleibt, ist die Legende vom König. Die Geschichte eines Mannes mit roter Krawatte, der heimlich auf seinem Oval-Office-Schreibtisch eine Burg auf den Berg malte.

Amerika – die Entdeckung

Von Aramis David

Kolumbus. Eine neue Welt. Platz, sich auszubreiten – all’ das, was dem weißen Mann gefällt. Straßen, wie aus Gold gemacht. Der „frische Anfang“ macht publik. Und dazu das Los der Freiheit. Waffen & Schmuck: das neue Schick. Eine Ära des Erfolgs, doch plötzlich auch die Frage: Wer sind wir heute in der Welt? Missgunst und Angst sind eine Plage.

Ist der Traum verpufft? Die Karten werden neu gemischt. Geht die Hochburg unter, oder erhält sie ein neues Gesicht?

Amerika – Traum oder Alptraum?

Von Hannah Butzke

Amerika: das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nur welche Möglichkeiten sollen das sein?

Macht, Geld und Politik regieren doch das Land. Aber wer hätte gedacht, dass die USA sich irgendwann so gegen Europa stellen?

Einmal dort, hüllt der Flair dich jedoch ein: die Landschaft, die Kultur, der Lifestyle. Da kommt Fernweh auf, keine Spur von Zweifeln.

Reiche werden allerdings immer reicher und Arme immer ärmer.

Innerlich weiß das jeder – äußerlich interessiert es hingegen keinen, was mit den Menschen passiert. Der Schein wahrt das Gesicht.

Keinem entgehen die Fake-News. Der Krieg ist digital geworden, denn die Posts pflastern alles zu. Die Medien werden beeinflusst, so dass keiner mehr weiß, was richtig und was falsch ist.

Am Anfang steht der „American Dream“, doch was bleibt am Ende davon übrig?