Braunschweig. Der Vorschlag eines digitalen Modellquartiers löst beim Arbeitgeberverband große Zustimmung aus.

Der Name ist erst einmal gewöhnungsbedürftig: „Brunswick Railquarters“. Das Projekt aber löste jetzt bei seiner ersten großen Präsentation beim Arbeitgeberverband Region Braunschweig (AGV) Zustimmung und sogar Begeisterung aus. Im Kern geht es darum, das gigantische Projekt „Bahnstadt“ der Stadt Braunschweig am Hauptbahnhof mit Leben zu erfüllen und mit Ideen zu füttern.

Und das ist die Idee von „Brunswick Railquarters“: Auf dem riesigen Terrain des ehemaligen Hauptgüterbahnhofes und Rangierbahnhofes soll die Vision eines innenstadtnahen intelligenten Zukunftsquartiers als Schaufenster der Technologie-, Wissenschafts- und Mobilitätsstadt Braunschweig entstehen: ausschließlich autonomes Fahren, radikal-konsequente Digitalisierung, intelligente Wohnungen, Häuser, Büros und Arbeitsplätze.

Alles in allem: das wohl weltweit erste Beispiel einer „New Work City“. So stellt man sich die Stadt der Zukunft im digitalen Kapitalismus vor: Menschen, Automaten und Netze in profitabler Synergie. Es gibt keine Probleme, nur die Lösungen.

Davon träumt der Agenturinhaber Martin K. Burghartz, der sein Projekt „Brunswick Railquarters“ jetzt bei der Mitgliederversammlung des AGV präsentierte.

Die „New Work City“ solle ein ganz neuartiger innerstädtischer digitaler Stadtteil werden. Die Fahrwege für das autonome Fahren, nur ein Beispiel, könnten ihren eigenen Strom erzeugen. Fahrerlose Elektro-Kabinen ordere man per Knopfdruck. Parken müsse man da gar nicht, denn Autos kommen nicht rein. Und wer da wohnt, kriegt im intelligenten Heim alles vorne und hinten vom Computer gemacht.

Klar, das wäre ein Super-Schub für Forschung, Technologie, Wirtschaft und Start-ups in der Stadt der Wissenschaft. Ein 1000-Millionen-Projekt, das Braunschweig tatsächlich zum Modell machen könnte.

„Damit könnte man etwas vorzeigen, das wäre die Referenz der intelligenten Mobilitätsregion“, sagt mit Thorsten Sponholz (Siemens-Standortchef Braunschweig) der stellvertretende Vorsitzende des AGV unserer Zeitung.

Und Hauptgeschäftsführer Florian Bernschneider erklärt auf Anfrage der Redaktion, warum der Arbeitgeberverband der Region mit mehr als 1000 Mitgliedsunternehmen (125 000 Beschäftigte) dieses Projekt jetzt unterstützt: „Es ist ein großartiges Vorhaben, die großen wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Stärken unserer Region in diesem Quartier ganzheitlich erlebbar zu machen.“

Das sei dann eben „keine Smart City auf der grünen Wiese, sondern mitten in Braunschweig“. Und dazu, so Bernschneider, ein Ort, „an dem wir nicht nur neue Technologien erlebbar machen, sondern auch ganz neue Konzepte von Wohnen, Leben und Arbeiten realisieren können“. Da wolle man gern Starthilfe geben.

Der umtriebige Burghartz hört das gern. Er will jetzt einen „Ring der Willigen“ schmieden.

Ohne die Stadt Braunschweig geht das jedoch nicht. Wie mehrfach berichtet, sieht sie in der „Bahnstadt“ eines ihrer wichtigsten Entwicklungsprojekte, will die entsprechenden Förder-Millionen zur Entwicklung des Quartiers bei Bund und Land einwerben – und ab 2019 konkret beginnen.

Mit Ideen a la „Brunswick Railquarters“ wäre das durchaus in Einklang zu bringen. „Ich sehe da keine Konkurrenz, sondern eine Bereicherung“, sagt Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer unserer Zeitung.

Das seien ja gute Ideen, wie es viele gute Ideen gebe. Man begrüße das, so Leuer, denn dann kommen Impulse ins Vorhaben „Bahnstadt“. Der Stadtbaurat: „Gerade in der Digitalisierung liegen hier große Chancen.“ Nun gehe es für die Stadt darum, die guten Ideen zusammenzufassen und zu kanalisieren.

Auch die Eigentümer am Bahnhof müssen eingebunden werden, insbesondere Bahn und Bahn-Immobilienentwickler Aurelis. AGV-Vorstand Thorsten Sponholz weiß: „Das wird ein langer Weg.“ Hauptgeschäftsführer Florian Bernschneider: „Wir sind gern behilflich, all jene Partner zu gewinnen, die man zur Realisierung braucht.“