Braunschweig. Von August an werden Kauffrauen und Kaufmänner im E-Commerce ausgebildet.

Shoppen im Internet: Es gibt wohl kaum jemanden, der es nicht macht. Aber wer sorgt eigentlich dafür, dass alles läuft, wie es soll? Dass genügend Ware da ist, dass es die für die Kunden richtigen Produkte sind, dass die Webseite die richtige Zielgruppe erreicht? Und: Wie kann man das lernen?

Die schlechte Nachricht ist: Einen Ausbildungsberuf, der alle nötigen Fähigkeiten bündelt, gibt es nicht. Die gute Nachricht: Er entsteht. Vom 1. August 2018 an wird in einem neuen Beruf ausgebildet, in dem des Kaufmanns und der Kauffrau im E-Commerce.

Die neue Ausbildung sei auf den boomenden Wachstumsmarkt des Online-Handels zugeschnitten, sagt man beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zu den Gründen, aus denen nun erstmals seit zehn Jahren eine neue kaufmännische Ausbildung eingeführt werde.

Den Bedarf für diese Ausbildung kann man beim Braunschweiger Unternehmen MDM nur bestätigen. Es gehört zur Firmengruppe Richard Borek und vertreibt vorwiegend Münzen, seit zehn Jahren per E-Commerce „und in den letzten fünf bis sechs Jahren sehr intensiv“, sagt MDM-Geschäftsführerin Hildegard Alexius. Wie sie bislang an qualifizierte Mitarbeiter gekommen sind? „Wir arbeiten mit Trainees und Auszubildenden, die wir dann für unsere Spezialbedürfnisse ausgebildet haben. Diese Mitarbeiter gibt es so nicht auf dem Markt.“

Deswegen sucht die Unternehmensgruppe derzeit zwei Schulabsolventen, die vom 1. August an in einer dualen Ausbildung zu Kaufleuten im E-Commerce ausbilden lassen wollen.

Ausbilden darf indessen nicht jeder Betrieb. Er muss sich zunächst bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) melden, die die Eignung prüft, also, ob die Anforderungen der Ausbildungsverordnung erfüllt werden können und ob der Betrieb Fachkräfte beschäftigt, die fachlich geeignet sind als Ausbilder.

Die zweite Säule der Ausbildung, der Unterricht an der Berufsschule, wird derzeit aufgebaut. Der Standort für den schulischen Teil steht noch nicht fest

„Wir gehen davon aus, dass sich genügend junge Menschen zum 1.8. für diesen spannenden und zukunftsorientierten Beruf entscheiden. Deshalb hoffen wir natürlich, dass die Beschulung der Auszubildenden im Kammerbezirk Braunschweig erfolgen kann“, sagt Jan Hauberg, er ist bei der IHK Braunschweig Abteilungsleiter Berufsausbildung und Berufliche Weiterbildung.

Die Inhalte der dualen Ausbildung stehen indes bereits fest, der Rahmenlehrplan wurde im November 2017 von der Kultusministerkonferenz beschlossen. Im ersten Jahr lernen die Auszubildenden, Sortimente zu gestalten, die Beschaffung zu unterstützen, Verträge anzubahnen und zu bearbeiten sowie Werteströme zu erfassen und auszuwerten. Im zweiten Jahr geht es um die Kommunikation mit den Kunden und Online-Marketing-Maßnahmen.

Zum Schluss lernen die angehenden Kaufleute, Online-Vertriebskanäle auszuwählen, den Vertrieb kennzahlengestützt zu optimieren und gesamtwirtschaftliche Einflüsse bei unternehmerischen Entscheidungen zu berücksichtigen.

Und was sollten die Auszubildenden bereits mitbringen? Der Handelsverband Deutschland (HDE) nennt Begeisterungsfähigkeit für Online- und E-Commerce-Trends sowie für technische Innovationen, Freude am Verkaufen, Interesse an betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen, Freude am Umgang mit Daten und Zahlen sowie analytisches und logisches Denkvermögen. Erwartet werden gute Noten in Mathe, Englisch und Deutsch, so der HDE.

Wie diese Kenntnisse und Fähigkeiten bezahlt werden, steht allerdings noch nicht fest. Erwartet wird, dass sich das Gehalt an dem der Kaufleute für Groß- und Außenhandel sowie Einzelhandel orientieren wird. Das wären dann nach den Zahlen des BIBB für das Jahr 2017 zwischen 762 Euro im ersten und 978 Euro im dritten Ausbildungsjahr.