Experten fordern mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche.

Um die Attraktivität der Pflegeberufe zu steigern, sind nach Auffassung des Bremer Pflegewissenschaftlers Stefan Görres nicht nur höhere Löhne nötig. "Mehr Geld ist wichtig, aber kein Allheilmittel gegen den drohenden Pflegenotstand", sagte Görres im Verlauf einer Diskussion im Nordwestradio.

Zentral seien auch eine bessere Ausbildung, flexiblere Arbeitszeiten und Stressabbau durch mehr Personal. Den geplanten Wegfall des Zivildienstes bezeichnete der Experte als Schritt in die falsche Richtung. Studien des von ihm geleiteten Institutes für Public Health und Pflegeforschung haben ergeben, dass Pflegejobs unter jungen Leuten unbeliebt sind.

In dieser Situation den Zivildienst abzuschaffen, sei schade, warnte Görres. Er biete gerade vielerorts in diesem Bereich fehlenden Männern die Möglichkeit, soziale Berufe kennenzulernen. Der Bremer Experte glaubt überdies nicht, dass die Pflege in Zukunft nur von Profis abgedeckt werden kann.

Er forderte die Politik auf, das Freiwillige Soziale Jahr und das Ehrenamt stärker zu fördern. Pastor Hans-Peter Reeb von der diakonischen Stiftung Friedehorst ergänzte, für die Zukunft sei ein Berufsbild soziale Assistenz nötig.

Bis 2050 verdreifache sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen, während der Kreis der professionellen Pflegekräfte bestenfalls stagniere. Der Vorsitzende der Bremer Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Landessozialpfarrer Michael Schmidt, sieht schon jetzt große Probleme. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege würden vielfach durch enge Dienstpläne und Personalnotstände diktiert. Der Wegfall des Zivildienstes werde diese Situation verschärfen. epd