Der Beruf der WocheJugendwerkstätten bereiten junge Menschen aufs Berufsleben vor, bei denen es im ersten Anlauf nicht geklappt hat. Nun soll die Unterstützung für die Einrichtungen drastisch gekappt werden.

Saskia war 16, als sie Mutter wurde. Die Schule hat sie abbrechen müssen. Heute, fast vier Jahre später, hat die 20-Jährige doch noch Hoffnung auf eine berufliche Perspektive. In einer hannoverschen Jugendwerkstatt wird sie auf eine Ausbildung zur Bürokauffrau vorbereitet. "Die Werkstatt ist eine Art zweite Chance für mich", sagt Saskia. Ob die Jugendwerkstätten weiterhin bestehen können, ist jedoch nicht sicher.

Der Bundestag hat vorige Woche Reformen in der Arbeitsförderung beschlossen. Der SPD-Abgeordneten Gabriele Lösekrug-Möller zufolge müssen sich die Werkstätten künftig auf finanzielle Einschränkungen gefasst machen. "Ich hoffe, dass die Jugendwerkstätten nicht komplett vor dem Aus stehen", sagte die Bundestagsabgeordnete aus Hameln.

Allein in Niedersachsen werden in 103 Jugendwerkstätten 5400 Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Schwierigkeiten für die Arbeitswelt fitgemacht.

Während Saskias Tochter in den Kindergarten geht, lernt sie am Computer, wie man Rechnungen schreibt. "Ich habe mein Kind viel zu früh bekommen", sagt die junge Mutter nachdenklich. Jetzt möchte sie den Schulabschluss nachholen. Die Werkstatt-Leiterin Ingelore Holz sagte, manche Jugendliche müssten erst einmal an einen geregelten Tagesrhythmus gewöhnt werden, andere brauchten beispielsweise Hilfe bei der Wohnungssuche.

Auch Alena lernt in der Jugendwerkstatt in der Abteilung Bürokommunikation. "Ich habe zwar einen Schulabschluss, doch die Noten im Zeugnis waren wohl zu schlecht", vermutet sie. Nach der Schule hat die 19-Jährige für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet. Dann war sie vier Monate arbeitslos.

"Das war am Anfang schön", sagt sie und lächelt zaghaft. "Da konnte man lange ausschlafen." Unter der vom Arbeitsamt zugeteilten Maßnahme der Jugendwerkstatt konnte sie sich zunächst wenig vorstellen. Zunächst sei es ihr auch schwergefallen, regelmäßig von 8 bis 15 Uhr zu arbeiten und zu lernen.

Jetzt bewirbt sich Alena auf Ausbildungsplätze zur Bürokauffrau. Auch bei den Bewerbungen bekommt sie Unterstützung von den Betreuern. "Ich möchte arbeiten und Geld verdienen, damit ich mir wieder mal etwas leisten kann." Durch die Jugendwerkstatt habe sie viel bessere Chancen auf eine Stelle, sagt sie selbstbewusst.

Saskia und Alena hatten Anfang September mit 300 weiteren Jugendlichen vor dem Sozialministerium gegen die Schließung der Werkstätten protestiert. "Wir sind die Zukunft" und "Arbeit hier statt Hartz IV" war auf ihren Hand gemalten Plakaten zu lesen.

Auch Wohlfahrtsverbände und Oppositionspolitiker hatten sich für einen Änderungsantrag des Gesetzentwurfs aus dem Bundesarbeitsministerium stark gemacht, der nun beschlossen wurde. Mit gewissem Erfolg, denn sie haben erreicht, dass die Jugendwerkstätten eine teilweise Förderung behalten, sagte Lösekrug-Möller.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege, Christoph Künkel, sagte, die Änderungen könnten immerhin eine Fortführung der Jugendwerkstätten erreichen – "Wenn auch unter schlechteren Bedingungen". epd