Pöhlde. Von Nestern auf Strommasten und im eigenen Garten: Wie ein Pöhlder mit Naturschutz und Energieversorger das Leben der Vögel rettet.

  • Pöhlde ist beliebt bei Störchen
  • Viele der Vögel fliegen über dem Ort
  • Aktuell gibt es insgesamt drei Nester im Ortsgebiet
  • Gefährlich wurde es kurzzeitig, als ein Storch auf einem Strommasten nistete.
  • Der Pöhlder Jörg Fischer hat mit Nabu und Energieversorger hier für die Sicherheit der Störche gesorgt
  • Er und seine Frau mögen die Tiere so gern, dass sie ihnen einen Nistplatz im Garten angeboten haben.

Bei Jörg Fischer im Pöhlder Garten könnte es bald klappern: Er und seine Frau haben einen Nistplatz für Störche errichtet. Bislang wohnt noch niemand in dem Horst. Jörg Fischer hat von einer Lärche in seinem Garten die Spitze gekappt. Am Stamm des Baumes hat er mithilfe von Freunden einen zweiten Stamm befestigt, an dem hoch oben die runde Plattform für die Störche angebracht ist. „Beim Nabu findet man Tipps und Hinweise dazu, wie man ein Storchennest baut“, erzählt er beim Besuch des Harz Kurier in seinem Garten. Störche zeigen sich an diesem Vormittag nur hoch oben in der Luft. Sie nutzen die Thermik an diesem Tag aus, um ihre Erkundungsflüge zu unternehmen.

Ein Storch namens „Ekel Alfred“

Erst im vergangenen Jahr hatten Jörg Fischer und seine Frau den hohen Nistplatz installiert. Da war es für die Störche aber schon etwas spät im Jahr, sodass der Horst unbewohnt blieb. Auch in diesem Jahr hat sich hier noch keiner häuslich niedergelassen. Jörg Fischer erklärt: „Es kann sein, dass es bis zu drei Jahre dauert, bis ein Nistangebot angenommen wird.“ Und: „Es gab schon viel Besuch im Nest in unserem Garten. Einer der Störche war aber ziemlich fies und besitzergreifend. Er hat andere Störche verjagt und deren Nistmaterial einfach wieder aus dem Nest geworfen.“

Es gab schon viel Besuch im Nest in unserem Garten. Einer der Störche war aber ziemlich fies und besitzergreifend. Er hat andere Störche verjagt und deren Nistmaterial einfach wieder aus dem Nest geworfen.
Jörg Fischer, Pöhlder Bürger, hat ein Storchennest in seinem Garten.

Fischer und seine Frau haben den Storch „Ekel Alfred“ getauft und zugesehen, wie die Tiere sich im Garten wilde Zankereien geliefert haben. „Ekel Alfred“ ist offenbar nicht davon abzubringen, hier zu nisten, vielleicht wartet er noch auf die richtige Dame. In jedem Fall freuen sich Jörg Fischer und seine Frau schon jetzt auf den Nachwuchs und auf den Flugunterricht.

Wer ein Storchennest im eigenen Garten erreichten will, sollte ein paar Regeln beachten:

  • Das Nest sollte mindestens sieben bis acht Meter hoch in der Luft sein, damit andere heimische Wildtiere nicht räubern können
  • Das Nest darf die eigenen Grundstücksgrenzen nicht überragen.
  • Es werden vor allem Weißstörche in den Nestern nisten.

Im Pöhlder Luftraum fliegen vor allem Weißstörche. Aber Jörg Fischer weiß: „In den Wäldern in der Nähe der Forellenzucht lebt wohl auch ein Schwarzstorch.“

Gefährliches Zuhause in Pöhlde

Im April 2024 hat ein Storchenpaar auf einem Strommasten am Sportplatz in Pöhlde sein Nest gebaut
Im April 2024 hat ein Storchenpaar auf einem Strommasten am Sportplatz in Pöhlde sein Nest gebaut © FMN | Kirsten Buchwald

Jörg Fischer war es auch, dem das gefährliche Unterfangen eines anderen Pöhlder Storches auffliel: Am Zeltplatz Oderbrücke des MSC Pöhlde bei Pöhlde hat sich Meister Adebar frecherweise einfach auf der Stromleitung nieder gelassen und angefangen, hier das Heim für seine zukünftige Familie zu bauen. Das war aber vielleicht etwas zu kurz gedacht: Denn durch die Leitungen, auf denen Meister Adebar das Nest errichtet hat, fließen 30kV Strom. Da besteht Kurzschlussgefahr und das würde für Familie Storch tödlich enden. Das will niemand.

Nabu Osterode: Keine Sorge, kann nichts passieren

Aber Gabriele Hoffmann, Vorsitzende des Nabu Osterode, nimmt den Storchenfans die Angst: „So lange nicht beide Drähte gleichzeitig von den Tieren berührt werden, kann eigentlich nichts passieren.“ Schließlich fließe nur Strom, wenn die Störche aus Versehen gleichzeitig beide Leitungen berühren. „Das kann den Jungvögeln aber durchaus bei ihren ersten Flugversuchen passieren, bei deren Flügelspannweite“, erklärt Hoffmann weiter. „Dann wird es doch gefährlich.“ Die Nabu-Vorsitzende weiß, Störche suchen sich vor allem gern Nistplätze dort aus, wo das Angebot an Nahrung für sie stimmt. Rund um den Zeltplatz muss es Adebar daher wohl schmecken. Der Nabu wisse von dem ungewöhnlichen Nestbau, sagt Gabriele Hoffmann weiter. Und kündigt an: „Wir vom Nabu würden unterstützen, wenn man in unmittelbarer Nähe einen künstlichen Horst aufstellen würde. Dazu müsste man aber natürlich mit den Grundstücksbesitzern sprechen.“

Solange die Vögel ausschließlich auf den Querträgern des Mastes oder einem Stromseil sitzen, ist das unkritisch.
Katharina Gräfe - Marketing Harz Energie

Energieversorger sorgt sich um Störche

Auch bei der Harz Energie hat man die Vögel im Blick. Und auch von dort kommt Entwarnung: „Solange die Vögel ausschließlich auf den Querträgern des Mastes oder einem Stromseil sitzen, ist das unkritisch“, heißt es hier schriftlich auf Nachfrage des Harz Kurier. Dennoch hat man für die Sicherheit von Familie Storch gesorgt: Masten und Freileitungen sind hier mit Schutzhauben und Isoliermanschetten für spannungsführende Bauteile vogelfreundlich ausgerüstet. Diese verhindern am Ende, dass die Vögel durch einen Stromschlag verletzt oder getötet werden.

„Als weitere Schutzmaßnahme für das nistende Storchenpaar haben Mitarbeiter der Harz Energie die Leiterseile etwa zwei Meter zusätzlich mit Isolierschlauch ummantelt“, heißt es vom Energieversorger.

Unternehmen versucht schon lange, Störche zu schützen

Schon länger hat man beim lokalen Energielieferanten ein Auge auf Vögel und Stromleitungen: So werden bereits seit 1998 vom Unternehmen neue Strommasten grundsätzlich vogelfreundlich errichtet, wie es in einer Mittelung heißt. Technische Bauteile sind hier schon vorab so installiert, dass die Tiere gegen Stromschlag geschützt sind.

Ein Storchenpaar beim Turteln. In Pöhlde fühlen sich die Vögel wie im Paradies. (Archivfoto)
Ein Storchenpaar beim Turteln. In Pöhlde fühlen sich die Vögel wie im Paradies. (Archivfoto) © privat | Christian Würzbach

Der Pöhlder Storchenfreund: Jörg Fischer handelt

Dass die Störche nun sicher brüten können, haben sie eigentlich nur Jörg Fischer aus Pöhlde zu verdanken. Ihm war aufgefallen, dass die Tiere sich den Strommast als Heim ausgesucht haben. „Am Zeltplatz sind immer mal wieder viele Störche gekreist“, erzählt er am Telefon. Überhaupt gebe es viele Störche im Ort. „Die saßen auch auf den Flutlichtmasten am Sportplatz.“ Er hat direkt Nabu und Energieversorger angesprochen, hier zeigte man sich sofort hilfsbereit. Jörg Fischer freut das ganz besonders, denn er ist wohl sowas wie Pöhldes Storchenfreund.

Offenbar finden die Tiere vor allem in Pöhlde gute Bedingungen. Allein drei Nester im Ortsgebiet gibt es: An der Schule, an der Genossenschaft und das in Fischers Garten.

Jörg Fischer und seine Frau haben sich eingelesen in das Wissen rund um Meister Adebar und wissen deshalb: „Pöhlde ist das Paradies für Störche.“

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