Osterode am Harz. Osterode möchte Geld ausgeben – und nimmt dafür mehr als doppelt so viele Schulden auf, wie in den Jahren zuvor. Wofür die Mittel gebraucht werden.

Osterode am Harz braucht Geld: Über neun Millionen Euro sind im Doppelhaushalt für die Jahre 2024 und 2025 insgesamt als Nettoneuverschuldung angemeldet. Das erklärt der Bürgermeister der Stadt, Jens Augat (SPD), auf der jüngsten Sitzung des Stadtrates zur offiziellen Einbringung des neuen Haushalts. Damit verlässt die Stadt die Pfade der konsolidierten Haushaltsführung der vergangenen Jahre. Doch das Geld soll die Stadt als Ganzes zukunftssicher machen, wie der Bürgermeister in seiner Rede betont. Doch was hat Osterode damit jetzt vor?

Jens Augat listet den Ratsmitgliedern die Herausforderungen der kommenden Zeit auf. Dabei folge der Entwurf des Doppelhaushaltes 2024 und 25 im Wesentlichen den gleichen Schwerpunkten wie schon in den Jahren zuvor: „Entwicklung der Innenstadt, Stärkung der Ortschaften, Investitionen in Bildung und Klimaschutz, Stärkung des Wirtschaftsstandortes und des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie Bürgerfreundlichkeit und Serviceorientierung der Verwaltung.“ Um diese Pläne umzusetzen, muss die Stadt mehr Schulden aufnehmen: Im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2022 hat sich die Aufnahme von Krediten mehr als verdoppelt.

Osterode will für den Doppelhaushalt 2024 und 2025 mehr als 9 Millionen Euro Kredite aufnehmen.
Osterode will für den Doppelhaushalt 2024 und 2025 mehr als 9 Millionen Euro Kredite aufnehmen. © FMN | Jürgen Runo

Aloha, Schachtruppvilla, Kindergärten: Osterode braucht viel Geld

Konkret heißt das für Osterode, dass Geld für die laufenden Bauprojekte nötig ist. Dass der Neubau des Aloha Aqualands den wirtschaftlichen Unsicherheiten der Coronazeit und der Inflation der Zeit danach unterworfen war, belastet auch den Haushalt der Stadt. Zwei Millionen Euro werden für die zur Fertigstellung des Bades notwendige Kapitalerhöhung der Wirtschaftsbetriebe der Stadt (Wibo) allein 2024 fällig. 2025 dann erneut eine Million Euro, wie Augat in seiner Rede erläutert.

Doch das Schwimmbad ist bekanntermaßen nicht der einzige Ort in Osterode, an dem dieser Tage gebaut wird: In den Abschluss des Johannistorhauses setzt die Verwaltung große Hoffnung, dass sie der gebeutelten Altstadt mehr Flair verleihen wird. Auch die Baustelle an der Schachtruppvillabenötigt zusätzliche Gelder: Durch Auflagen des Landkreises und gestiegene Kosten muss die Stadt in Vorleistung gehen, wobei Fördermittel einen großen Teil der Kosten decken sollen.

Die Bauarbeiten am Johannistorhaus und -platz in Osterode schreiten voran. 2024 soll hier alles fertig sein. Dann können Teile der Stadtjugendpflege einziehen.
Die Bauarbeiten am Johannistorhaus und -platz in Osterode schreiten voran. 2024 soll hier alles fertig sein. Dann können Teile der Stadtjugendpflege einziehen. © FMN | Kevin Kulke

Osterode will „fit für die Zukunft“ werden

Das übergeordnete Ziel der Verwaltung sei es, Kernstadt und Ortschaften fit für die Zukunft zu machen: „Osterode am Harz muss so attraktiv werden, dass alle gesellschaftlichen Gruppen und Generationen hier dauerhaft leben können und wollen“, so der Bürgermeister. Die laufenden Großbaustellen sind dementsprechend nur ein Bestandteil der geplanten Maßnahmen der Verwaltung. 2024 soll die Planung zur Sanierung der Marientorstraße endlich angegangen werden – nun, da die gesetzlichen Regelungen zur kommunalen Wärmeplanung vorlägen. 750.000 Euro sieht der Haushaltsentwurf dafür vor. In diesem Zusammenhang soll auch der Kornmarkt sein Facelift erhalten. Rund zwei Millionen Euro will die Stadt hier investieren.

Danach plant die Stadt schrittweise auch die weiteren Altstadtstraßen zu sanieren. Die Waldstraße soll mit mehr als einer Million Euro bis 2025 ausgebaut werden und für den Gehweg des Rotemühlenwegs sind 120.000 Euro vorgesehen. Bürgermeister Augat reiht in seiner Aufzählung Projekt an Projekt. Das Alte Rathaus wird weiter renoviert, die Fußgängerbrücke am Röddenberg und die Schiefe Halbe sollen Mittel für den Endausbau erhalten. Nach den Plänen der Stadtverwaltung soll auch die Bahnhaltestelle Mitte endlich ihr Makeover erhalten. Für die Neugestaltung des Bahnhaltepunkts sind bis 2026 rund 320.000 Euro eingestellt.

Der Stand der Bauarbeiten an der Schachtrupp-Villa in Osterode im Herbst 2023.
Der Stand der Bauarbeiten an der Schachtrupp-Villa in Osterode im Herbst 2023. © Daniel Li Photography | Daniel Li

Investitionen für die Zukunft von Osterode am Harz

Hinzu kommen Mittel für den Ausbau und die Erneuerung von Gebäuden und Infrastruktur im Sinne des Klimaschutzes. Eine Million Euro plant die Stadt für Investitionen in die energetische Sanierung städtischer Liegenschaften ein – darunter die Grundschule Jakobitor, die Grundschule Röddenberg und der städtische Baubetriebshof. Dieser soll für fast 500.000 Euro außerdem neue Fahrzeuge erhalten; auch PV-Anlagen sollen dann alsbald sowohl Bauhof als auch die Kitas Schützenpark, Freiheit und Schwiegershausen zieren. Für die beiden letztgenannten sind zudem Wärmepumpen angedacht. Ein neuer Faulturm für die städtische Kläranlage kostet die Stadt über 6 Millionen Euro: Eine bessere Gasausbeute verbessert die Klimabilanz und senkt den Energieverbrauch.

Osterode muss eine ganze Ladung an Aufgaben stemmen, soviel ist nach der Haushaltseinbringung klar. Ob die Ratsdamen und -herren den Vorschlägen der Stadt Folge leisten wollen, steht noch aus. Ein paar Wochen Zeit haben sie noch, ihre Wünsche und Änderungen an den Haushalt zu formulieren. Für Kämmerer Dirk Schlegel ist der aktuelle Entwurf eine Notwendigkeit: „Wir müssen jetzt diese Investitionen tätigen, denn wir sehen, dass es uns sonst zu Situationen wie beim Jugendgästehaus führt. Für uns ist das ein echter Paradigmenwechsel.“ Das Jugendgästehaus hatte im vergangenen Jahr seinen Betrieb einstellen müssen. Die Gelder, die für eine Instandsetzung nötig gewesen wären, hätten im zweistelligen Millionenbereich gelegen – eine Ausgabe, die für eine Kommune wie Osterode in dieser Größenordnung nicht tragbar war.

Das Jugendgästehaus Osterode hatte im Herbst 2023 seinen Betrieb weitestgehend einstellen müssen.
Das Jugendgästehaus Osterode hatte im Herbst 2023 seinen Betrieb weitestgehend einstellen müssen. © FMN | Kevin Kulke

Ende Februar soll der Haushalt abgestimmt werden

Die Aufnahme von Schulden sind aber nur ein Teil eines Haushaltes. Die Einnahmen und Ausgaben der Stadt aus eigenen Mitteln sind ein weiteres Blatt im komplexen Buch der kommunalen Budgets. Auch hier plant die Stadt allerdings mit einem Defizit. Im Jahr 2024 übersteigen die Ausgaben der Stadt planmäßig die Einnahmen summa summarum um 1,9 Millionen Euro. 2025 sind es sogar 2,3 Millionen. Die Stadt profitiert am Ende von der ausgeglichenen Haushaltsführung der vergangenen Jahre. Die Rücklagen sind gut gefüllt, sodass Osterode nun davon zehren kann, wie Kämmerer Schlegel gegenüber dem Harz Kurier bestätigt. Rund 5 Millionen Euro habe die Stadt in den vergangenen Jahren angespart. „Die Mittel für die Deckung dieser Beträge können aufgrund der guten Ergebnisse der letzten Jahre — insbesondere aus dem Haushaltsjahr 2022 — vollumfänglich aus der allgemeinen Rücklage entnommen werden“, erklärt auch Bürgermeister Jens Augat den Mitgliedern des Stadtrates.

Bis zum 22. Februar tagen nun die politischen Gremien von Osterode. Dann soll der Doppelhaushalt 2024/2025 offiziell verabschiedet werden.

Auch interessant

Mehr aktuelle News aus der Region Osterode, Harz und Göttingen:

Kurz, knapp, krass informiert: HK Kompakt, der Newsletter vom Harz Kurier, fasst die wichtigen News aus Osterode und dem Südharz zusammen: Hier kostenlos für den täglichen Newsletter anmelden!