Windhausen. Viele Senioren wünschen sich, auch im Alter selbstbestimmt zu wohnen. Ein Experte erklärt, was Ältere und Angehörige beachten müssen.

  • Schon kleine Veränderungen können das Leben im Alter erleichtern.
  • Nicht scheuen, Hilfe anzunehmen.
  • Es gibt Alternativen zum Alleinleben wie zum Beispiel „Wohnen gegen Hilfe“.

Es ging rund um das Thema „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“ beim jüngsten Vortragsnachmittag, den der DRK-Ortsverein im Saal der „Alten Burg“ in Windhausen organisiert hatte. Als Referenten hatte das DRK Dr. Hartmut Wolter, Geschäftsführer des Vereins Freie Altenarbeit Göttingen, gewinnen können.

Im Alter sind die Wege weiter

Und der Saal war voll - rund 50 Seniorinnen und Senioren interessierten sich für das Thema. Und wie sich an dem Nachmittag herausstellte, haben sich auch schon einige der Anwesenden intensive Gedanken darüber gemacht, wie sie das Leben im Alter, sollte es bezüglich der Mobilität schwieriger werden, bewältigen wollen. „Im Alter, da sind die Wege natürlich weiter, zum Beispiel zum Arzt, wenn man nicht mehr so mobil ist, ist man auf dem Dorf abgeschnitten“, so eine Seniorin. Deshalb seien auch einige von ihnen schon auf der Suche nach einer barrierefreien Wohnung in Osterode. Denn wie an dem Nachmittag auch deutlich wurde, seien adäquate Umbauten in Haus oder Wohnung eine Frage des Geldes.

Alternativen zum Alleinleben

Andere wiederum antworteten auf die Frage von Wolter, warum es den meisten wiederum schwerfalle, Veränderungen, Hilfe oder Hilfsmittel anzunehmen. „Warum fällt es schwer, den gewohnten Alltag zu verändern?“, fragte Wolter, denn neben dem „Wohnen allein zu Hause“ gebe es auch Alternativen. Man könne etwa als Alleinstehender eine freie Wohnung oder Wohneinheit an junge Leute günstiger vermieten, wenn diese dafür zum Beispiel sich um den Rasen oder andere Dinge kümmern würden. Das steht unter dem Oberbegriff „Wohnen gegen Hilfe“. Aber es gebe auch andere Wohnformen, wie etwa „Wohnen im Sozialraum“. Hier geht es hauptsächlich darum, im Ruhestand noch lange aktiv und selbstständig zu bleiben - mit partieller Unterstützung, zum Beispiel durch Ehrenamtliche.

Auch hierzu entstand eine rege Diskussion. So sagten einige, dass es ihnen schwerfalle, fremde Menschen mit ins Haus nehmen. An anderer Stelle könne aber eben auch das Geld für eine solche barrierefreie Wohnung mit einem entsprechenden Hilfsangebot fehlen. Eine Einwohnerin sagte, dass zum einen günstige und barrierefreien Wohnungen Mangelware seien und vorhandene wiederum vom einem Anbieter in Osterode sehr begehrt seien, sie stünde schon seit vier Jahren auf der Warteliste.

Trauen Sie sich, Hilfsmittel zu benutzen, auch wenn man dadurch sehen kann, dass man etwas nicht mehr richtig kann, wie zum Beispiel beim Benutzen eines Rollators.
Dr. Hartmut Wolter, Freie Altenarbeit Göttingen, über ein selbst bestimmtes Leben zu Hause

Aber auch in den eigenen vier Wände gebe es Wege, das Leben barrierefreier zu gestalten. Manchmal genüge es schon, einen Handlauf zu installieren, oder für eine bessere Beleuchtung zu sorgen, so Wolter, so könne man sich sicherer bewegen. Es gibt auch noch andere technische Hilfsmittel, wie Kameras, durch die man sehen könne, wer an der Haustür stehe. „Trauen Sie sich, Hilfsmittel zu benutzen“, appellierte Wolter, „auch wenn man dadurch sehen kann, dass man etwas nicht mehr richtig kann, wie zum Beispiel beim Benutzen eines Rollators“.

Technische Hilfe mit PC und Smartphone

Inzwischen könnten viele technische Hilfen auch über den Computer oder das Smartphone bedient werden. Auch wenn hier und da in den Reihen leichtes Kopfschütteln zu sehen war, wollte Wolter dazu anregen, sich auf diese Hilfen einzulassen. „Wenn Sie sich darauf einlassen, mit dem Computer oder Handy umzugehen, hilft das, am Leben teilzunehmen“. Hier bestätigte die anwesende Ingrid Brandt, Vorsitzende des Vereins Lieber aktiv bleiben (LAB) und Wohnberaterin, dass es erfolgreiche Kurse für Senioren durch Schüler gegeben habe. Brandt berichtete auch, dass es inzwischen neben dem bekannten Hausnotruf auch einen mobilen Notruf von verschiedenen Anbietern gebe. Im Gegensatz zum Hausnotruf trage man diesen wie eine Uhr. Der mobile Notruf funktioniere wie ein Tracker (Finder) auch im Garten oder beim Spazierengehen.

Für alle Fragen rund um das Thema gibt es vom Landkreis Göttingen die „Wohnberatung 4.0“. Die Berater kommen auch nach Hause und beantworten Fragen zum barrierefreien Wohnen, zur Finanzierung von Umbau- oder Anpassungsmaßnahmen, zum gemeinschaftlichen Wohnen und zu präventiven technischen und digitalen Hilfen im Alltag. Die haupt- und ehrenamtlichen Wohnberater beraten zu Hause, in Vereinen oder Gruppen und auch bei Veranstaltungen an Infoständen. Erreichbar ist die Servicestelle Wohnberatung im Landkreis Göttingen (eine Kooperation der Mobilen Wohnberatung Südniedersachsen und der Freien Altenarbeit Göttingen) unter der Telefon 0551-43606 oder per Mail unter wohnberatungsmobil@f-a-g.de. Weitere Informationen auch unter www.freiealtenarbeitgoettingen.de.

Mehr aktuelle News aus der Region Osterode, Harz und Göttingen:

Kurz, knapp, krass informiert: HK Kompakt, der Newsletter vom Harz Kurier, fasst die wichtigen News aus Osterode und dem Südharz zusammen: Hier kostenlos für den täglichen Newsletter anmelden!