Bad Sachsa. Der weltbekannte Diorama Artist Oliver Schaffer erschafft den Südharz im Maßstab 1:22,5. Die wichtigsten Informationen zur Ausstellung.

7,5 Zentimeter groß – exakt so groß ist jeweils eine Figur - und daran hat sich seit der Einführung von Playmobil im Jahr 1974 bis heute nichts geändert. Was perfekt in Kinderhände passt, hat ebenso Generationen von Erwachsen dank verschiedenster Sets und der Möglichkeit, diese miteinander zu kombinieren, in schier unendliche Spielwelten geführt. Ab 21. Oktober können sich Einheimische und Gäste täglich im Kurhaus von Bad Sachsa davon überzeugen, dass die Figuren und verschiedenen Teile atemberaubende Spiel- und Bilderwelten erschaffen können – und das sogar mit Blick in den Harz und speziell auf Bad Sachsa. Unter dem Titel „Playmobil Spielgeschichte(n)“ wird der weltweit bekannte Diorama Artist Oliver Schaffer, der zugleich auch Markenbotschafter von Playmobil ist, eine eigens für die Uffestadt erstellte Dioramen-Ausstellung schaffen.

Besondere Premiere in Bad Sachsa: Weltbekannter Künstler zeigte seine Playmobil-Welten

Dass die Besucherinnen und Besucher bei der besonderen Premiere im Südharz vom größten Playmobilsammler weltweit – er besitzt allein mehr als 400.000 Figuren und über eine Million Einzelteile – wahrhaft etwas Gigantisches erwarten können, beweisen eben die Zahlen. Seit nunmehr 20 Jahren kreiert der ausgebildete Musicaldarsteller, der aber seit drei Jahren hauptberuflich Diorama Artist ist, mehr als 60 Ausstellungen, die bislang über 5 Millionen Besucherinnen und Besucher anzogen.

Neben verschiedenen Themenwelten, wie etwa einem Weltraumbahnhof oder aber Römern und Germanen liegt der Fokus der Ausstellung klar mit Blick auf den Südharz. Dafür hat Oliver Schaffer den besten Platz im Kursaal von Bad Sachsa, die Bühne auserkoren. Mit dem Greifvogelpark Harzfalkenhof und dem Märchengrund sollen zwei touristische Attraktionen mit dem Klickspielzeug aus Kunststoff verewigt werden, wie auch der Ravensberg inklusive des ehemaligen Abhörturms selbst. Aber auch der sagenumwobene Römerstein bei Steina wird abgebildet werden - und ebenfalls als Harz-Thema die Harzer Schmalspurbahnen.

Wie wird man Diorama Artist? Wie entsteht eine Ausstellung, wie die in Bad Sachsa? Olilver Schaffer im Gespräch mit unserer Redaktion:

Playmoblil begeistert seit nunmehr knapp fünfzig Jahren Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Wie aber kommt man dazu mit Ausstellungen von Playmobil sein Geld zu verdienen?

Mit drei Jahren hab ich mein erstes Playmobil erhalten, darunter ein Schäfer und ein Zoo, was mich sofort begeistert hat. Ich hatte und habe ein Faible für den Zirkus, sodass damals mein Vater ein eigenes Zirkuszelt baute – da das damalige Set keines besaß. Im Laufe der Zeit entstand daraus mein „Zirkus Oliver“, der immer komplexer wurde.

Was heißt das genau?

Ich habe Zirkusse besucht und das dann mit Playmobil nachgespielt. Da wurden Feen zu Seiltänzerinnen umfunktioniert. Ich habe eigentlich alles eingebaut, was bei Playmobil herauskam und meine Sammlung füllte. Sogar Musik habe ich aufgenommen und sie für die Vorstellungen, die ich natürlich auch meiner Familie und Freunden zeigte, abgespielt. Als Teenager nahm mein Interesse am Spielzeug aber ab und meine Sammlung wurde – bestens beschriftet und geordnet in 14 Umzugskartons – auf dem Dachboden meiner Eltern verstaut.

Und wann kam Playmobil zurück in dein Leben?

Im Jahr 2003 war das. Ich arbeitete damals als Musicaldarsteller und erhielt einen Anruf der Presseabteilung von Playmobil. Das Unternehmen plante damals gerade anlässlich des 30. Geburtstags der Marke im Historischen Museum der Pfalz Speyer eine Sonderausstellung, bei der ungewöhnliche Verwendungen von Sammlern und Künstlern gezeigt werden sollten.

Und wie kam man da auf Dich?

Seitens der PR-Abteilung erklärte man mir, dass diese einen Brief von mir vorliegen hatte, den ich als Kind an das Unternehmen schrieb – und der meinen Zirkus auch in Fotos zeigte. Sie haben die größte Zirkus-Sammlung, von der wir Kenntnis haben, erklärte mir die Sprecherin als Grund. Ich erklärte, dass ich ein erwachsener Mann sei und überhaupt nicht wisse, ob die Sammlung noch vorhanden sei. Aber sie war es. Gut verpackt schlummerte sie auf dem Dachboden und fand dann ihren Weg zur Sonderausstellung. Für mich war das der Startschuss, ich hatte die Freude an Playmobil zurückgewonnen. Es folgten immer weitere Ausstellungen, da ich so einen Spaß hatte die Dioramen zu erstellen. Und auch meine Sammlung ist dann wieder gewachsen.

Gibt es eine Ausstellung, die Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Absolut. Im Jahr 2009 hatte ich die große Ehre, dass ich meinen Zirkus auf Einladung von Playmobil Frankreich im weltbekannten Louvre – dem Museum überhaupt in Paris – zeigen durfte.

Playmobil im Louvre? Wie kommt es dazu?

Man muss wissen, dass an Weihnachten unzählige Zirkusse in Paris gastieren. Für die Menschen dort gehört der Zirkus zu Weihnachten dazu. Und da es auch im Louvre einen Bereich für Spielzeug gibt, erinnerte man sich bei Playmobil an meine Sammlung und so durfte ich diese dort zeigen.

Im weltbekannten Museum Louvre in Paris zeigte Diorama Artist Oliver Schaffer seine Zirkus-Welt bereits. 
Im weltbekannten Museum Louvre in Paris zeigte Diorama Artist Oliver Schaffer seine Zirkus-Welt bereits.  © MEG, Manthey Event GmbH | Oliver Schaffer

Nun steht deine Ausstellung nach Bad Sachsa auf dem Programm. Kanntest Du die Stadt im Vorfeld?

Als Kind hatte ich durch Urlaube mit meinen Eltern eine gewisse Verbundenheit zum Harz. Damals habe ich mit meinen Eltern über Weihnachten zum Beispiel in Osterode und Hohegeiß Urlaub gemacht. Bad Sachsa selbst habe ich dann im vergangenen Jahr durch meine Arbeit erstmals kennengelernt.

Wie das?

Für die Erstellung einer Playmobil-Ausstellung im vergangenen Jahr in Bleicherode habe ich in Bad Sachsa ein Zimmer gemietet gehabt. „Da habe ich mich schon ein bisschen in die Villen hier vor Ort verliebt, denn gerade die Zeit um 1900 ist meine Lieblingszeit, die ich gerne nachbaue.

Das kann man sehen. Gerade das Diorama, dass eigentlich eine Studentenverbindung im 19. Jahrhundert zeigt, könnte auch das Internatsgymnasium Pädagogium sein.

Das kann man natürlich so sehen. In einem anderen Diorama baue ich ein Kloster nach, dass könnte man dann auch mit Walkenried in Verbindung bringen kann - wobei ich bei all meinen Bauten natürlich nicht 1:1 nachbauen kann.

Hast Du dafür einen festen Plan vorab im Kopf, wie die Teile der Ausstellung entstehen, oder ist das spontan?

Das kann man nicht klar beantworten. Manche Dioramen, wie beispielsweise den Weltraumbahnhof baue ich nicht zum ersten Mal auf. Aber das heißt nicht, dass er zu 100 Prozent so aussieht, wie in einer vorangegangenen Ausstellung. Beim Hafen-Diorama oder aber der Fantasy-Welt hätte ich Dir morgens nicht sagen können, wie es hingegen am Nachmittag aussieht, das Konzept kommt dann beim Bauen.

Also reden wir schon von einer Arbeit über Stunden?

Ja, wenn ich dabei bin, habe ich sozusagen einen Tunnelblick. Dann baue ich zum Teil von morgens bis in die Nacht hinein. Zur Inspiration habe ich dann meist noch Musik laufen. Aktuell habe ich gerade eine Phase mit Film-Musiken.

Auch wenn Du nur Playmobil benutzt, vieles von dem ist aber speziell von Dir angepasst worden oder?

Absolut, viele Sachen sind customized. Die NASA-Zentrale ist beispielsweise im Original ein Einkaufszentrum. In einer anderen Ausstellung habe ich zum Bau des historischen Hamburg Teile aus einem Set von Heidi oder aber der Weihnachtskrippe verwendet. Man muss bzw. darf kreativ werden.

Das passende zu finden, ist dabei sicher nicht immer einfach, denn auch ein Spielzeug wie Playmobil hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert.

Nicht nur das. An Playmobil kann man sogar Veränderungen in der Gesellschaft erkennen. Beispielsweise gibt es schon seit vielen Jahren bei den Zirkus-Sets keine Tiere mehr. Gleiches gilt für die Western-Welt: Für diese werden keine Indianer mehr hergestellt. Wobei es eine Ausnahme jetzt geben wird indirekt: Exklusiv kommt demnächst ein Set mit der Band Village People heraus - und zu der gehört der Indianer, der auch im Set enthalten ist.

Apropos spezielle Sets. Nach all deinen Modifikationen, die so aussehen, als wären sie normal produziert worden - gab es da noch nie die Idee seitens der Firma etwas in ihre Produkplatte aufzunehmen?

(lacht) Nein, das bisher noch nicht. Aber ich durfte dennoch für die Sonderausstellung „We Love Playmobil. 50 Jahre Spielgeschichte(n)“ im Historischen Museum der Pfalz Speyer eine Sonderfigur kreieren, die von der begleitenden Agentur produziert und im Museumsshop exklusiv verkauft wird.

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Wie die Ausstellung in den Südharz kommt:

Wie aber kommt die Ausstellung nun nach Bad Sachsa? Hier kommt das Unternehmen MEG, Manthey Event GmbH ins Spiel. Dieses arbeitet seit längerem mit dem Künstler zusammen, hat mit ihm vergangenen Jahr in Bleicherode eine Ausstellung organisiert. Und eben zu dieser hatte Agenturinhaber Michael Manthey Bad Sachsas Bürgermeister Daniel Quade eingeladen. „Ich war so begeistert davon, dass ich wenige Tage später mit meinem Sohn noch einmal dort war. Auch dieser war restlos glücklich und für mich stand fest, das brauchen wir auch in Bad Sachsa.“ Darüber informierte er Tourist-Info-Leiterin Karen Ruppelt – und es wurden Kontakt aufgenommen und Sponsoren gesucht. All das mit Erfolg.

Eintritt, Öffnungszeiten und vieles mehr: Die wichtigsten Informationen zur Playmobil-Ausstellung in Bad Sachsa:

  • Die Ausstellung Playmobil-Spielgeschichte(n) ist erstmalig in Südniedersachsen vom 21. Oktober bis 19. November täglich von 10 bis 18 Uhr im Kurhaus Bad Sachsa, Am Kurpark 6, zu sehen.
  • Die große Familien-Ausstellung besteht aus mehr als 5.000 Figuren und etwa 20.000 Einzelteilen des beliebten Spielzeuges aus allen Jahrzehnten der Firmengeschichte und zeigt das südliche Harzvorland im Mini-Format, atemberaubende Schaulandschaften mit Harzer Bilderwelten ebenso wie verschiedene Themenwelten in Dioramen.
  • Die Ausstellung findet erstmalig in Südniedersachsen durch die Firma Manthey Event in Kooperation mit der Tourist Information Bad Sachsa statt, erstellt durch Diorama Artist Oliver Schaffer aus Hamburg.
  • Der Eintritt beträgt für Kinder 5 Euro sowie für Erwachsene 8 Euro. Es gibt aber auch Rabatte für Familien, Großeltern mit ihren Enkeln oder aber Gruppen. Die Tickets sind vor Ort erhältlich.
  • Für Kinder gibt es im sogenanten Blauen Salon des Kurhauses eigens einen Bereich mit Spieltischen, an denen sich sie kreativ betätigen können.
  • Zudem gibt es ein attraktives Gewinnspiel. Dabei müssen die Besucherinnen und Besucher bei einem Quiz Fehler in den verschiedenen Dioramen finden.

Die Geschichte von Playmobil

Playmobil ist eine Spielzeug-Marke der deutschen geobra Brandstätter Stiftung & Co. KG, die zur Horst Brandstätter Holding GmbH gehört. Der Unternehmenssitz befindet sich in Zirndorf bei Nürnberg.

Das ursprüngliche Hauptelement war eine 7,5 cm große, menschenähnliche Spielfigur aus Kunststoff. Inzwischen gibt es verschiedene weitere Teile und ganze Bausätze, mit denen zum Beispiel Gebäude mit Inneneinrichtung gestaltet werden können.

Die Markteinführung erfolgte im Jahre 1974 mit den ersten Figuren Ritter, Indianer und Bauarbeiter. Erfinder von Playmobil ist der Mustermacher und damalige Chefentwickler Hans Beck, der die Idee eines neuen Spielsystems auf Wunsch von Firmeneigentümer Horst Brandstätter realisierte.

Hans Beck begann bereits im Jahr 1970 mit der Entwicklung des System-Spielzeugs, doch erst als die steigenden Ölpreise im Jahr 1973 den Kunststoffpreis verzehnfachten, wagte Horst Brandstätter die Markteinführung, denn die damals von Geobra produzierten Großkunststoffartikel (Deckenverkleidungen, Kindermöbel etc.) wurden unrentabel und für die kleinen Figuren wurde wesentlich weniger des teuren Rohstoffs gebraucht.