Bad Sachsa. Wird der Klimawandel zur Gefahr für das Trinkwasser im Stadtgebiet von Bad Sachsa? Und wo wird dies überhaupt gewonnen? Ein Überblick.

Den Hahn aufdrehen – und schon kommt Wasser aus der Leitung. Ganz normaler Vorgang, den im Alltag kaum jemand hinterfragt. Doch woher kommt eigentlich das Trinkwasser? Wie wird es gewonnen? Und kann es in Zeiten des Klimawandels auch hier im Südharz knapp werden? Antworten auf diese und andere Fragen geben Stefan Lummer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Sachsa, sowie Stefan Joedicke, der Technische Leiter des Unternehmens, im Gespräch mit unserer Redaktion. Beide sind verantwortlich für die Wasserversorgung der Menschen in der Uffestadt. „Das Trinkwasser aus der Leitung ist das einzige Lebensmittel in Deutschland, dass man vom Tag seiner Geburt bis zum Tod durchweg und ohne Einschränkungen zu sich nehmen kann. Da kommt noch nicht einmal Mineralwasser mit, denn dies ist beispielsweise nicht für Babys und Kleinkinder geeignet“, erklärt Stefan Lummer.

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Wo wird das Trinkwasser für die Stadt Bad Sachsa gewonnen?

Es gibt die Talsperre in Steina (die aktuell im Rahmen des Pilotprojektes nur den Ort versorgt), dazu zwei Brunnen im Stadtgebiet sowie zwei in Bartolfelde. Ferner gibt es noch vier Quellen am Ravensberg. Verbunden ist all dies über ein 100 Kilometer langes Rohrnetz.

Wo wird es gespeichert?

Es gibt acht Hochbehälter im Stadtgebiet, von denen jeder ein Fassungsvermögen von 3.775 Kubikmetern hat.

Die Dammkrone der Talsperre in Steina.
Die Dammkrone der Talsperre in Steina. © Unternehmen | Stadtwerke Bad Sachsa

Was sind die Besonderheiten bei der Trinkwassergewinnung im Südharz?

Man kann die verschiedenen Anlagen sozusagen nicht in einen „Topf“ werfen. Es gibt verschiedene Versorgungsgebiete, die bedient werden müssen, die sich auch unterscheiden. Früher reichten beispielsweise die Quellen am Ravensberg aus für die Versorgung. In den Jahren in denen Bad Sachsa gewachsen ist, musste auch die Trinkwasserversorgung mit wachsen. Daraufhin wurden die Brunnen gebaut und später schloss man sich auch dem Wasserwerk in Bartolfelde an. Ferner ist eine Herausforderung, dass das Trinkwasser verschiedene Höhenlagen überwinden muss, wir haben dabei einen Höhenunterschied von 230 Metern in der Spitze zu überwinden. Das ist auch an die Technik in den Pumpen eine Herausforderung, denn für zehn Höhenmeter benötigt man einen Bar Druck.

Gerade das aus Bartolfelde steht wegen der Wasserqualität immer wieder in Bad Sachsa in der Kritik.

Diese ist unberechtigt. Das Wasser ist zwar härter, wie das aus den Brunnen in Bad Sachsa, aber es ist gut. Zudem steht eines auch fest: Hätten wir das Wasserwerk in Bartolfelde heute nicht, müssten wir es bauen. Die Versorgung ist nur mit ihm sicherzustellen, da wir schon immer dezentral gearbeitet haben. Und nicht nur das: Das Wasser, dass in Bartolfelde gewonnen wird, ist bereits Trinkwasser. Das Wasser aus den Quellen und der Talsperre in Steina muss noch aufbereitet werden.

Wie viel Wasser wird pro Tag in der Uffestadt gewonnen bzw. verbraucht?

Im Schnitt benötigen wir zwischen 750 und 1.200 Kubikmeter am Tag.

Trinkwasser gilt als das am besten kotrollierte Lebensmittel in Deutschland. Wie genau muss man sich das vorstellen?

Zunächst erfolgt permanent eine Kontrolle aller Daten und Parameter online im Leitstand. Hinzu kommen noch viele kleine und große Kontrollen, ähnlich wie bei einem kleinen oder großen Blutbild beim Arzt. Bei der kleinen Kontrolle, die viermal im Jahr erfolgt werden 15 Parameter überprüft, bei der großen, die einmal im Jahr stattfindet 50 verschiedene. Hinzu kommt noch eine Überprüfung im Bereich Pflanzenschutzmittel. In der Summe sind es 3.000 Parameter, die im Jahr kontrolliert werden. Dazu gibt es im Stadtgebiet 51 Messstellen, darunter beispielsweise auch die Schulen. All diese Kontrollen erfolgen stets in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt.

Im Inneren des Pilotwasserwerks an der Talsperre Steina: Trinkwasser wird dort gewonnen. 
Im Inneren des Pilotwasserwerks an der Talsperre Steina: Trinkwasser wird dort gewonnen.  © FMN | Thorsten Berthold

Wie hat sich der Trinkwassergebrauch in den vergangenen Jahren entwickelt?

Seit 1990 ist der Trinkwassergebrauch pro Person pro Tag in Deutschland deutlich zurückgegangen – von 147 Litern im Jahr 1990 auf rund 121 Liter zu Beginn der 2010er Jahre. In den vergangenen Jahren haben heiße und trockene Sommer jedoch wieder zu einem leichten Anstieg des Pro-Kopf-Wassergebrauchs geführt. Im Jahr 2021 lag der Pro-Kopf-Gebrauch bei 127 Litern, im Jahr 2022 bei 125 Litern pro Tag.

Nun der Blick in die Zukunft: Ist die Wasserversorgung hier im Südharz sicher? Ist der Klimawandel schon ein Problem, oder deutet es sich an?

Der Klimawandel ist spürbar – und beeinflusst auch das Trinkwasser. Allen voran ist es so, dass es weniger Regen gibt und dieser – da der Wald auch nicht mehr da ist in vielen Teilen – sehr schnell verschwindet, aber nicht in den Boden einsickert. Die Folge ist, dass auch der Grundwasserspiegel sinkt. Das bedeutet aus unserer Sicht, dass wir mit Wiederaufforstung anderen Aktionen dafür sorgen müssen, dass das Rohwasser wieder besser gehalten wird.

Ein Schild weist auf das Trinkwasserschutzgebiet bei der Talsperre in Steina hin. 
Ein Schild weist auf das Trinkwasserschutzgebiet bei der Talsperre in Steina hin.  © HK | Thorsten Berthold

Ist dann noch genug Trinkwasser verfügbar?

Daran arbeiten wir stets und ständig. Aktuell geht man davon aus, dass ein Mensch 125 Liter Wasser pro Tag benötigt. Wir optimieren unsere Arbeit aber auch immer weiter. Grundlage hierfür ist ein Wasserversorgungskonzept, mit dem wir unsere Anlagen auf neue Gegebenheiten einstellen und konkrete Maßnahmen erarbeiten. Zum Beispiel mit den Landesforsten und den Harzwasserwerken erarbeiten wir Konzepte, speziell um das Rohwasser zu schützen. Ferner gibt es im Fall der Fälle auch Maßnahmen, die seitens des Landkreises getroffen werden können, um die Versorgung sicherzustellen. Beispielsweise wie jüngst die Verfügung, dass aus Fließgewässern kein Wasser mehr über Pumpen entnommen werden darf. All diese Schritten sind in einem Stufenplan hinterlegt. Bezogen auf unsere eigenen Maßnahmen haben wir aufgrund der Dürrejahre 2018 und 2019 ein hydrogeologisches Gutachten erstellen lassen, um zu erörtern wo wir, wenn im Fall das es notwendig wäre, neue Brunnen bauen könnten. Zudem stellen wir wie im Fall des Pilotwasserwerks an der Talsperre Steina unsere Technik um, um so ökologisch wie möglich Wasser aufzubereiten, den Wasserkreislauf zu optimieren.