Braunlage. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies ist in Braunlage im Harz. Es geht um Klimawandel, Waldsterben und Tourismus.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) begibt sich diese Woche auf Sommerreise durch unser Bundesland. Auf verschiedenen Stationen trifft sich der Politiker mit diversen Personen aus der hiesigen Wirtschaft und hört sich die Themen, Sorgen und Erfolgsgeschichten der dortigen Akteure an. Seine Tour führt den Minister durch ganz Niedersachsen. Von Braunschweig bis nach Spiekeroog an der Nordsee - und eben auch in den Harz.

Am Montag hat Lies zum Abschluss des ersten Reisetags Braunlage besucht. Mit der Seilbahn ging es hinauf auf die Mittelstation und ins Rodelhaus Braunlage - zusammen mit Wolfgang Langer, Bürgermeister von Braunlage, Carola Schmidt vom Harzer Tourismusverband, Karsten Pfeiffer vom Harzklub und Judith Stradner vom Rodelhaus. Gemeinsam diskutierte die Runde über einen gewandelten Harz nach dem Waldsterben - und welche Herausforderungen und Chancen diese Veränderungen bedeuten.

Wirtschaftsminister Olaf Lies genießt den Ausblick von der Terasse des Rodelhauses Braunlage.
Wirtschaftsminister Olaf Lies genießt den Ausblick von der Terasse des Rodelhauses Braunlage. © FMN | David Krebs

Wie sich der Harz verändert hat, das wird schon auf dem Weg nach oben mit der Seilbahn deutlich. Wo früher einmal Bäume in die Höhe ragten, ist jetzt gähnende Leere. Die Kabine wird vom Wind deutlich hin und her geschüttelt. „Wenn wir heute nicht Besuch vom Minister hätten, müssten wir die Bahn schon fast schließen“, scherzt Fabian Brockschmidt, Betriebsleiter der Wurmbergseilbahn. Auch das Rodelhaus ist kaum wiederzuerkennen. Vor wenigen Jahren war man auf der Außenterrasse noch vom dichten Wald umgeben - heute ist der Blick auf den Harz frei.

Wirtschaftsminister Lies über Veränderungen im Harz: Man muss auch das positive sehen

„Inzwischen sind viele vorbereitet, aber vor zwei Jahren waren die meisten richtig geschockt“, erinnert Schmidt vom Tourismusverband sich. Es sei ein neuer Eindruck vom Harz. „Wir möchten es nicht schönreden, aber es gibt auch positive Aspekte“, sagt Schmidt. Den Harz so deutlich als Gebirge zu erleben, sei früher durch den dichten Wald nicht möglich gewesen. Das Rodelhaus profitiere laut Judith Stradner von den Veränderungen. „Unsere Terrasse lockt jetzt viel mehr als noch vor einigen Jahren“, berichtet die Inhaberin des Rodelhauses in Braunlage.

Als Teil seiner Sommerreise hat der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies den Harz besucht. 
Als Teil seiner Sommerreise hat der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies den Harz besucht.  © FMN | David Krebs

„Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht schlechter reden, als wir sind“, ist der Landesminister überzeugt. Man könne auch das Positive an den Veränderungen sehen. „Natürlich müssen wir den Wald revitalisieren“, schränkt Lies ein. Das sei ein nicht zu unterschätzendes Vorhaben. Trotzdem findet er: „Wenn ich hier sitzen würde und gar nichts sehen könnte, wäre es auch sehr schade.“

Judith Stradner wünscht sich deshalb, dass einige „Sichtachsen“ erhalten bleiben. Das heißt konkret: Stellen wie am Rodelhaus, an denen durch das Wegsterben von Bäumen plötzlich neue Aussichtspunkte entstanden sind, könnten auch als solche bestehen bleiben. Dafür setzt sich auch Carola Schmidt vom Harzer Tourismusverband ein.

Tourismusbetreiber im Harz leidet unter dem Waldsterben

Auch die andere Perspektive wurde jedoch in der Diskussion angesprochen. „Die Bäume fehlen mir. Es wäre schön, wenn es schneller gehen würde“, sagt Betriebsleiter der Wurmbergseilbahn, Fabian Brockschmidt. Vor neun Jahren sei die Seilbahn noch nahezu vollständig von über 20 Meter hohen Bäumen umringt gewesen. Das habe die Kabinen vor Wind geschützt. Lies Frage, ob sich für dieses Problem nicht eine technische Lösung finden könnte, muss Brockschmidt verneinen. „Dann müssten wir eine komplett neue Seilbahn bauen“, sagt der Betriebsleiter der Wurmbergseilbahn.

Auch im Winter seien die fehlenden Bäume ein Problem für den Tourismusbetrieb. „Im letzten Winter mussten fast 20 Schneetage ausfallen“, erinnert sich Brockschmidt. Auch hier geht es um den fehlenden Windschutz. „Der Wind fegt den Schnee an manchen Stellen sofort weg“, sagt Brockschmidt. Ursprünglich sei die Anlage einmal für 120 Schneetage ausgelegt gewesen. Diese Zahl habe man aber schon lange nicht mehr erreichen können.

Olaf Lies nimmt sich Zeit für die lokalen Themen - hier mit Karsten Pfeiffer vom Harzklub.
Olaf Lies nimmt sich Zeit für die lokalen Themen - hier mit Karsten Pfeiffer vom Harzklub. © FMN | David Krebs

„Der gesamte Harz will unabhängiger vom Winter werden“, gibt Wolfgang Langer, Bürgermeister von Braunlage, zu bedenken. Durch neue Attraktionen wie Monster-Roller oder Mountainbike-Trails möchte man Touristen auch in den warmen Monaten ins Mittelgebirge locken. Einen kompletten Wechsel werde es aber in absehbarer Zukunft nicht geben. „Sommeraktivitäten können den Winter nicht vollständig kompensieren. Deshalb ist es wichtig, diesen weiter zu bespielen, aber nicht auf Teufel komm raus.“ Das findet auch Brockschmidt: „Wir halten am Winter fest, aber versuchen uns auch an Anderem.“

Harzklub bittet um finanzielle Unterstützung

Karsten Pfeiffer war früher für die Landesforsten tätig und engagiert sich heute im Harzklub. Er ist überzeugt, dass eine wohlüberlegte Planung bei der Revitalisierung des Harzes nötig sein. Den Wald sich selbst zu überlassen, halte er für keine gute Idee. „Die Kunst wird sein, das Ganze zu steuern. Wir wollen leistungsstarke Wälder“, findet Pfeiffer. Er appelliert an den Minister, dass die Landesregierung die Landesforsten bei diesem schwierigen Vorhaben unterstützen solle - am besten mit finanziellen Mitteln.

Auch für den Harzklub wünscht sich Pfeiffer idealerweise Unterstützung: „Wir schaffen das ehrenamtlich auf lange Zeit gesehen nicht.“ Es gehe ihm dabei auch um Anerkennung für die knapp 13.000 Mitglieder. „Jeder Mensch, jedes Ehrenamt braucht Wertschätzung“, unterstreicht Pfeiffer. Wirtschaftsminister Lies sagt: „Der Druck auf die Landesforsten war in den Jahren gigantisch groß.“ Versprechungen macht er nicht. Es könne aus rechtlichen Gründen lediglich punktuell bei Projekten finanzielle Unterstützung geben.

Wirtschaftsminister Olaf Lies spricht mit Wolfgang Lange, Bürgermeister von Braunlage.
Wirtschaftsminister Olaf Lies spricht mit Wolfgang Lange, Bürgermeister von Braunlage. © FMN | David Krebs

Auf dem Weg zurück hat es sich Lies nicht nehmen lassen, auf die Seilbahn zu verzichten und zu Fuß bergab zu laufen. Auch im Gehen hat er sich weiter interessiert, die Themen der dortigen Lokal-Experten angehört. So hat ihm zu Beispiel Bürgermeister Langer gezeigt, wo die Harzer Schmalspurbahn einmal entlangfahren soll. Von Karsten Pfeiffer hat er sich die Schilder des Harzklubs zeigen lassen. Bis zum Schluss beschäftigt er sich gebannt mit den lokalen Themen.

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