Bad Sachsa. Diakonie Wolfsburg schließt Seniorenheim „Haus Feierabend“ in Bad Sachsa. „Beschäftigte und Bewohner baden es aus“, so Julia Niekamp von Verdi.

Die Beschäftigten und die Mitarbeitervertretung im „Haus Feierabend“ in Bad Sachsa fielen aus allen Wolken, als ihnen in der vergangenen Woche durch die Diakonie Wolfsburg die Schließung des Seniorenheims verkündet wurde (wir berichteten). Im Heim leben 60 Bewohner. Diese müssen nun eine neue Heimat finden. Auch 57 Mitarbeitende unterschiedlicher Berufsgruppen vor Ort sind betroffen.

Für neuen Job 300 Kilometer pendeln

Bewohnern wird angeboten, in eines der anderen Heime des Diakonischen Werkes Wolfsburg nach Wolfsburg zu ziehen – zumindest bis sie einen neuen Platz in unserer Region gefunden hätten. Auch den Mitarbeitern werden Arbeitsplätze angeboten - in Einrichtungen in Wolfsburg oder in der Gemeinde Brome. Aber wer kann schon täglich ca. 300 Kilometer pendeln?

„Wir waren wie vor den Kopf gestoßen“, heißt es vom Vorstand der Mitarbeitervertretung. „Wir sind als Mitarbeitervertretung nicht vorab rechtzeitig durch die Geschäftsführung informiert worden.“ Ein konkretes Datum zur Schließung sei nicht genannt worden, sondern vom „schnellstmöglichen Zeitpunkt“ die Rede. Das führe jetzt auch zu großer Belastung und Verunsicherung für die Bewohner, die neue Wohnmöglichkeiten finden müssen, so Julia Niekamp von der Gewerkschaft Verdi. Aus Kreisen von Angehörigen sei zu hören, dass dabei durch die Diakonie auch finanzielle Anreize gesetzt würden: Je schneller Bewohner in einen neuen Heimplatz verlegt würden, desto höher sei die Rückzahlung bereits geleisteter Beiträge.

Verdi wirft Diakonie Wolfsburg Managementfehler vor

Als ausschlaggebend für die Schließung des „Haus Feierabend“ wurden seitens der Diakonie Wolfsburg wirtschaftliche Gründe genannt. Dazu Niekamp: „Binnen drei Jahren gab es beim Haus Feierabend einen ständigen Wechsel mit acht Einrichtungsleitungen – wie soll das funktionieren?“ Auch habe das Haus ständig mit dem Weggang des Personals, auch in der Pflege, zu kämpfen gehabt, was ebenfalls auf Managementfehler schließen lasse: „Bei der Diakonie Wolfsburg und damit auch beim Haus Feierabend gilt der mit Verdi abgeschlossene Tarifvertrag für die Diakonie Niedersachsen, (TV DN). Damit ist das Haus Feierabend im Südharz weit und breit das einzige Seniorenheim mit Arbeits- und Gehaltsbedingungen zu Tarifstandards – wenn einem dann trotzdem die Beschäftigten weglaufen mit der Folge einer reduzierten Bewohnerbelegung, dann lässt das auf arge hausgemachte Probleme in der Leitung schließen.“

Was Mitarbeitervertretung und Gewerkschaft gleichermaßen ärgert: In der Beschäftigtenversammlung verkündete die Diakonie, den Mitarbeitern werde bei Schließung des Hauses keine Abfindung gezahlt. „Eine solche Aussage kommt einem Verstoß gegen die Rechte der Beschäftigten wie auch der Mitarbeitervertretung gleich. Natürlich gibt es einen Anspruch auf Sozialplanverhandlungen und auf Abfindungen“, so Niekamp. „Wir erwarten, dass die Diakonie tarifvertragliche Regelungen ebenso einhält wie das gesetzliche Mitbestimmungsrecht der Mitarbeitervertretung.“

Die Mitarbeitervertretung hat bereits juristische Unterstützung hinzugezogen und die Diakonie Wolfsburg zur Verhandlung eines Sozialplans aufgefordert.

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