Wolfsburg. Ein weiteres Ergebnis: Die Branche fährt bei der Digitalisierung nicht hinterher, sondern ist Innovationstreiber.

Die deutschen Autobauer und vor allem die deutschen Zulieferer sind die kräftigsten Innovationstreiber in der Bundesrepublik. 15 195 und damit 40 Prozent aller Patentanmeldungen in Deutschland kamen 2015 aus der Autobranche ­– so viele wie aus keinem anderen Wirtschaftszweig. Das ist das Ergebnis der Studie „Die Patentleistung der deutschen KFZ-Unternehmen“ des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Untersucht wurden die Patentanmeldungen im Jahr 2015 ­– neuere Zahlen liegen nach Angaben des IW nicht vor. Demnach war der Zulieferer Bosch mit 3276 Patentanmeldungen das innovativste Unternehmen der Autobranche. Rang zwei belegte der VW-Konzern, der 2590 Patente anmeldete. Dritter wurde der Zulieferer Schäffler, der auf 1829 Anmeldungen kam. Die VW AG, zu der die Marken VW PKW, VW Nutzfahrzeuge sowie die Komponentenwerke Braunschweig, Salzgitter und Kassel gehören, landete mit 1020 Anmeldungen auf Rang sieben. Diese Zahlen sind logischerweise in denen des VW-Konzerns enthalten. Eine weitere Erkenntnis: Innerhalb der Autobranche entfallen zwei Drittel der Patentanmeldungen auf die Zulieferer.

Wie die Verfasser der Studie betonen, fährt die deutsche Autobranche technischen Entwicklungen wie Digitalisierung, E-Mobilität und autonomes Fahren keineswegs hinterher. Im Gegenteil: Nach Einschätzung des IW nimmt die Autobranche bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle ein. Das gelte für das autonome Fahren, Assistenz- und Sicherheitssysteme sowie für 3D-Druck-Leichtbaukomponenten. Nur noch 30 Prozent der Patentanmeldungen beziehen sich nach Angaben des IW auf den konventionellen Antriebsstrang, zum der Verbrennungsmotor, das Getriebe und die Abgasanlage gehören. Der restlichen 70 Prozent der Anmeldungen verteilten sich unter anderem auf Elektrik/Elektronik, Innen- und Außengestaltung, Chassis, Reifen und Bremsen.

Nach Angaben der Studien-Verfasser Oliver Koppel, Thomas Puls und Enno Röben dürften sich dieses Verhältnis seit 2015 noch weiter in Richtung neue Techniken verschoben haben. Grund: 2015 könne als Wendepunkt gesehen werden, ab dem die Entwicklung von alternativen Antrieben und des autonomen Fahrens deutlich beschleunigt wurde. 2015 war auch das Jahr, in dem der VW-Abgas-Betrug öffentlich wurde.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Innovationsgeschwindigkeit der Autobranche nimmt im Vergleich zu anderen deutschen Industriezweigen seit dem Jahr 2000 zu und wird sich weiter beschleunigen. Offen lässt die Studie allerdings, wie stark die deutsche Autobranche im internationalen Vergleich ist. Diese Frage lässt sich nach Angaben von Puls nur „sehr schwer“ beantworten, weil die Patentierungsverfahren von Land zu Land sehr unterschiedlich seien.