Braunschweiger Experte warnt vor weltweiten Infektionskrankheiten – Herstellung von Impfstoff dauert Monate

BRAUNSCHWEIG. Eine Pandemie könnte heutzutage genauso viele Menschenleben fordern wie die Pest im Mittelalter. Davor warnt Rudi Balling, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung.

"Eine Pandemie ist das Gefährlichste, was der Menschheit droht", sagte er beim zweiten Richmond-Gespräch unserer Zeitung vor mehr als 20 Oberstufenschülern aus Braunschweig und Wolfsburg. "Wenn sich die Vogelgrippe im vergangenen Jahr von Mensch zu Mensch übertragen hätte, wäre die Todesrate weltweit wahrscheinlich enorm gewesen."

Die meisten Infektionen kämen vom Tier. Die Übertragung erfolge dort, wo Menschen wie in China oder Indien sehr engen Kontakt zu Tieren haben. "Von dort breiten sich die Viren extrem schnell aus, weil Infizierte in kürzester Zeit um die Welt reisen", erklärte Balling. Der Weg der Viren könne mittlerweile gut beobachtet und vorhergesagt werden. Doch die Herstellung von Impfstoffen dauere zum Teil lange, weil sich einige Viren schnell veränderten.

Gefährlich sei bei einer Pandemie zudem die Panikreaktion der Menschen. "Aktienmärkte, Internet und Handynetze brechen dann zusammen", sagte er.KOMMENTAR

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STICHWORT:

Eine Pandemie ist im Gegensatz zur Epidemie nicht örtlich begrenzt, sondern greift auf mehrere Länder und Kontinente über.

Pest von 1347 bis 1352: In Europa starben etwa 25 Millionen Menschen – das war ein Drittel der Bevölkerung.

Spanische Grippe von 1918 bis 1920: Weltweit starben mehr als 20 Millionen Menschen.

Aids seit 1980: Mehr als 25 Millionen Menschen sind bisher gestorben.