Berlin. Urlaubstage verfallen lassen wegen Stress im Job? Das führt schnell in einen Teufelskreis. Angestellte dürfen nicht überlasten werden.

Zu viel Stress im Job schreit nach Erholung. Schlimm nur, wenn Arbeitnehmer wegen ebendiesem ihre Urlaubstage verfallen lassen – weil der Beruf sie derart in Anspruch nimmt, dass sie sich keinen Urlaub nehmen können. Ein Teufelskreis.

Denn Stress ist ein Gesundheitsrisiko. Manch einen begleitet er bis in seine Träume und verursacht Schlaflosigkeit. Andere fühlen sich überfordert und bekommen Burn-out und Depressionen. Zahlen aus dem vergangenen Jahr belegen, dass 2021 knapp ein Fünftel (19 Prozent) aller Arbeitsausfälle in Deutschland auf psychische Erkrankungen zurückgingen. Und: Im vergangenem Jahrzehnt ist das Arbeitsausfallvolumen aufgrund psychischer Diagnosen laut Statista um unglaubliche 70 Prozent gestiegen.

Nina Kugler ist Wirtschafts-Korrespondentin
Nina Kugler ist Wirtschafts-Korrespondentin © Maurizio Gambarini | Maurizio Gambarini

Stress im Beruf darf nicht institutionalisiert werden

Sicher: Nicht jeder wird wegen Stress im Beruf krank. Aber es sollte alarmieren, dass jeder zehnte Deutsche im vergangenen Jahr vier Urlaubstage hat verfallen lassen, weil er sich beruflich zu sehr eingespannt gefühlt hat. Arbeitgeber müssen darauf achten, dass sie ihre Angestellten nicht überlasten. Die Ansprüche an den Einzelnen werden höher – während es immer weniger Fachkräfte gibt. Das Resultat: mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen.

Stress im Beruf darf aber nicht institutionalisiert werden. Und Chefs dürfen sich nicht wegducken und beim Urlaub auf private Freizeit verweisen, die sich jeder so einteilen kann, wie er mag. Der Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Angestellten. Und wenn regelmäßig Urlaubstage ins nächste Jahr geschoben werden oder ganz verfallen, dann muss gehandelt werden. Von oben. Arbeitgeber müssen es ihren Beschäftigen ermöglichen, ihren Urlaub in vollem Umfang zu nehmen.