Braunschweig. Der Bezirksrat Mitte fordert Poller. Es sollen Sackgassen entstehen, um den Durchgangsverkehr zu stoppen.

Mehr Sicherheit für Radfahrer und mehr Lebensqualität für Anwohner erhofft sich Braunschweigs Bezirksrat Mitte. Der Schleichweg Wendentorwall in der Innenstadt soll verschwinden. Poller sollen den Durchgangsverkehr unterbinden.

Durchgangsverkehr dürfte es auf dem Wendentorwall eigentlich nicht geben. Jedenfalls nicht mit dem Auto. Seit Jahren bereits dürfen auf dem Wendentorwall nur Anlieger fahren. Ein Umstand, mit dem sich viele schwer tun. Denn der Wendentorwall sorgt mit dem Fallersleber-Tor-Wall für einen Schleichweg, um das Nadelöhr Hagenmarkt zu umfahren. Wer Anlieger genau ist, bleibt hingegen unklar. An beiden Straßen befinden sich Praxen und Kanzleien, die selbstverständlich Besucher haben.

Im Vorjahr wurde der Durchgangsverkehr eher unfreiwillig eingebremst. Tiefbauarbeiten sorgen für eine Einbahnstraßen-Regelung. Der Fahrradverein ADFC wünschte sich bereits damals, dass es ein Zurück zur alten Regelung nicht gibt.

Denn mittlerweile geht es nicht mehr allein um ruhestörenden Durchgangsverkehr. Wendentorwall und Fallersleber-Tor-Wall haben sich zu zwei der wichtigsten Fahrradstraßen Braunschweigs entwickelt. Sie stellen eine wichtige Verbindung zur Technischen Universität dar, die am anderen Okerufer liegt. Auf Fahrradstraßen sind Autos eigentlich nur Gäste. Radfahrer haben Vorrang.

Kreuzung wurde zum Unfallschwerpunkt

Zwischen den Jahren 2017 und 2019, so der Bericht der Braunschweiger Verkehrsunfall-Kommission, wurden dort elf Radfahrer bei Unfällen verletzt. Allein im Jahr 2019 waren es sieben. Im Jahr 2020 waren es sechs Radfahrer. Die Wendentorwall-Einmündung in den dicht befahrenen Wendentor, wo auch noch Straßenbahnen unterwegs sind, war zwei Jahre hintereinander die gefährlichste Stelle für Radfahrer im gesamten Stadtgebiet. Im Juli soll es neue Zahlen geben.

Teure Ampel-Anlagen wurden als Lösung diskutiert. Fahrbahnverengungen kamen. An der Übersichtlichkeit wurde gearbeitet. Die Polizei sollte Geisterradler vor sich selbst schützen. Ein ganzes Bündel von Möglichkeiten eröffnete sich. Im September des Vorjahres kam bereits der Vorschlag des Fahrrad-Vereins ADFC, Wendentorwall und Fallersleber-Tor-Wall zu Sackgassen zu machen. Freie Bahn nur noch für Radfahrer und Fußgänger. Was per Schildern nicht gelang, sollte per Poller gelingen. Eine Sache für den Bezirksrat, hieß es damals.

Poller Wendentorwall online
Poller Wendentorwall online © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Diese Hürde ist mittlerweile genommen. Auf Antrag von SPD und Grünen wurde vom Bezirksrat beschlossen, Poller zu setzen. Helge Böttcher, Fraktionsvorsitzender der Grünen: „Dreierlei soll erreicht werden: Wir kommen den Wünschen der Anwohner nach, die vom Durchgangsverkehr entlastet werden wollen. Das Fahren auf den beiden Fahrradstraßen soll sicherer werden. Wir verringern die Gefahren am Unfall-Schwerpunkt.“ Unüberwindliche Hindernisse sieht Böttcher nicht: „Es können klappbare Poller verbaut werden. Die Müllabfuhr zum Beispiel bekommt Schlüssel, um passieren zu können.“

Stadtverwaltung muss zustimmen

CDU und FPD stimmten dagegen. Stellvertretender Bezirksbürgermeister Gerrit Stühmeier (CDU): „Es war unklar, ob die Mehrheit der Anwohner hinter einer Sperrung steht. Poller können nur das letzte Mittel sein. Ob sie tatsächlich Einfluss auf das Unfallgeschehen haben, ist ebenfalls unklar.“

Was angeraten sei, so die Stadtverwaltung, werde zurzeit geprüft. Zur nächsten Sitzung des Bezirksrats, er tagt am Mittwoch, 18. Mai, soll das Ergebnis vorliegen.