Nordsteimke. Küchenchef Jörn Finkenbrink spricht über artgerechte Haltung von Tieren und verrät sein Rezept für Hühnerfrikassee.

Ich liebe Fleisch. Ich liebe es, für meine Gäste tolle Steaks und saftige Frikassees zuzubereiten. Und nicht trotzdem, sondern gerade deswegen liegen mir Tiere am Herzen. Ich möchte mit dieser Kolumne keine Vegan-pro-und-contra-Debatte starten, sondern mit Ihnen über Wert und Werte nachdenken. Denn irgendwie ist es ja schon kurios: Wir sind auf der einen Seite bereit, viel Geld für Kleidung, Technik und Autos auszugeben, weil sie ein bestimmtes Label tragen. Das Gehackte darf dagegen ruhig 99 Cent pro 500 Gramm kosten – und dass die Tierhaltungs-Ampel auf der Verpackung (ja, die gibt es!) auf Dunkelrot steht, wird übersehen oder ausgeblendet. Ich finde: Jedes Tier hat ein Leben in Würde verdient – auch und gerade wenn es am Ende seines Lebens auf unserem Teller landet. Wie eine erfreulicherweise immer größer werdende Zahl meiner Koch-Kollegen verwende ich viel Zeit, die Lieferanten der tierischen Produkte kennenzulernen, die ich einkaufe (Gemüse und Co. sind mir natürlich auch nicht egal). Ich kenne die Haltungsbedingungen von jedem Rind, Schwein und Lamm, das ich verarbeite – und ich weiß um die Philosophie derer, die sie großgezogen haben. Und einer imponiert mir jedes Mal aufs Neue: Lars Odefey.

Lars hat vor knapp zwei Jahren seinen Bürojob aufgegeben und züchtet seitdem auf einem kleinen Hof bei Uelzen inzwischen berühmten Weidehühner: formal ohne Bio-Siegel, denn was sein freilaufendes
Federvieh in der Natur der Lüneburger Heide so findet und pickt, kann er nicht beeinflussen. Abgesehen davon übertrifft er die Kriterien für eine solche Zertifizierung bei Weitem: Odefey-Hühner haben ein längeres, glücklicheres, artgerechteres Leben – und das schmeckt man.