Ehmen. Der Ortsrat Ehmen-Mörse wählte den Ehmener dafür aus. Bürgermeister Andreas Klaffehn würdigte dessen Verdienste.

Hecken wachsen an des Nachbarn Mauer, Bäume sind irgendwann zu hoch, also störend. Streitigkeiten haben oft Ursachen, die „schon länger zurückliegen“, erläuterte Bernd Wittig. Er hat 15 Jahre lang Zwistigkeiten behoben – nach dem Motto „schlichten statt richten“. Denn ein Schiedsmann ist kein Jurist, sondern ehrenamtlich tätig. 2008 überzeugte Ortsbürgermeister Peter Kassel den in Zwittau am 27. März 1950 geborenen Ehmer, dieses Amt in Ehmen und Mörse zu übernehmen.

Wittig war auch bei der Feuerwehr - 55 Jahre lang

Zum Dank regnete es am Dienstagabend, am Tag des Ehrenamtes, im Feuerwehrgerätehaus Ehmen auch nicht Dukaten, sondern Kassel übergab Bernd Wittig die Ehrengabe des Ortsrates für seine Verdienste. Gäste aus Vereinen, Ortsrat und der Freiwilligen Feuerwehr fehlten da nicht. Auch die Wahl des Übergabe-Ortes war kein Zufall. Wittig war auch Feuerwehrmann. Von 1992 bis 2001 sogar Stadtjugend-Feuerwehrwart, also zuständig für alle Wehren im Stadtgebiet. Insgesamt gehört er der Feuerwehr, also auch der Freiwilligen in Ehmen, 55 Jahre an.

Darauf ging Wolfsburgs Bürgermeister Andreas Klaffehn in seiner Laudatio ein und hob hervor: „Jugendarbeit war Bernd Wittig immer wichtig“. Er hatte, wie er in einem Interview mit den WN einmal bekannte, selbst sehr gute Erfahrungen im Zeltlager an der italienischen Adria gemacht. Und er hält es für wichtig, in Jugendlichen Menschen zu sehen, die noch lernen – und auch andere Meinungen zu akzeptieren, zuzuhören, aber auch erfahren müssten, dass Beschlüsse und Vorhaben erfüllt werden müssten in einer freien Gesellschaft. Deshalb hält Wittig es für erforderlich, Positionen wie Jugendwarte in Sportverein oder Feuerwehr auch längerfristig zu besetzen, und „nicht ständig zu wechseln“. Er habe, so sagte er in seiner Dankrede, vor allem von Günter Grabowski, einer führenden Persönlichkeit im TSV Ehmen (zuletzt im Vereinsrat) als Jugendlicher gelernt, sich für junge Menschen einzusetzen.

Wittig als Schlichtrer: Jeder muss zuhören, jeder ausreden

Klar, dass Klaffehn vor allem auf 15 Jahre Schiedsmann einging. Das bedeute „viel Einfühlungsvermögen“ zu haben, denn der Schlichter müsse auf beide Parteien eingehen, ihre Anliegen ernst nehmen und zudem akzeptable Lösungen finden. Vor Privatklagen ist sein Vermittlungsversuch sogar Pflicht. Wittig verstand sich darauf, achtete am „Esstisch“ in seinem Ehmer Domizil darauf, dass keiner dem anderen ins Wort fiel, beide Parteien dieselbe Redezeit hatten: „Jeder muss zuhören, jeder ausreden“.

Nicht unerwähnt ließ Klaffehn, dass Wittig sich seit 1979 auch in der Ehmer Scheibenkommission engagierte, deren Ehrenvorsitzender er heute ist. So trage das Ehmer Volksfest „deutlich seine Handschrift“. Bernd Wittig ist verheiratet, hat zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter und zwei Enkelinnen. „Zwei plus zwei plus zwei“, sagte er einmal scherzend. Er machte nach der Volksschule (damals neun Jahre) eine Lehre als Elektro-Installateur bei „Lampen-Meyer“, einem inzwischen geschlossenen Wolfsburger Betrieb. 1968 stellte ihn Volkswagen ein, in der Produktion, dann im Karossiebau, schließlich war er Unterabteilungsleiter.