Wolfsburg. Eine französische Delegation legte am Bauzelt einen Kranz nieder. IZS-Leiterin Anita Placenti-Grau erläuterte, warum Erinnerungsarbeit so wichtig ist.

Einen Kranz legte die französische Delegation nieder, mit einer Lampe will Mechtild Hartung (VVN, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) ihn auch nachts beleuchten. Es geht um den entstehenden Gedenk- und Lernort an das KZ-Außenlager auf dem Laagberg. 41 Franzosen kamen am Donnerstagmittag auf ihrer jährlichen Gedenkort-Tour zum Bauzelt am Lidl-Parkplatz. Dort zeigte und erläuterte ihnen Anita Placenti-Grau, Leiterin des Instituts für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (IZS) die Fundstücke sowie die Pläne für die künftige Gedenkstätte.

Im 1944, am 31. Mai, eröffneten Außenlager des KZ Neuengamme. 800 Häftlinge wurden aus verschiedenen Nationen Europas inhaftiert, um Zwangsarbeit für VW-Bauvorhaben zu leisten. Deshalb ist die 1958 gegründete Amicale Internationale de Neuengamme (AIN) ein Dachverband nationaler Organisationen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Polen. Die AIN trat zunächst für eine würdige Gedenkstätte ein, heute geht es vor allem darum, die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen zur Mahnung an die heutige Gesellschaft wach zu halten.

Erinnerungsarbeit ist wichtig

„Es ist sehr wichtig, dass wir uns erinnern, darüber sprechen“, betonte Uwase Giramata. Die jüngere Frau betonte, dass das Wissen um rassistische Gräuel zum Frieden beitragen könne. Sie gehört zur jüngeren Generation der Kinder und Enkel ehemaliger Häftlinge. So wie die 33-jährige Marion Petit, deren Urgroßvater im KZ-Außenlager auf dem Laagberg der „Vernichtung durch Arbeit“ erlag. Die Erinnerung weiterzugeben, betonte Anita Placenti-Grau, habe durch die aktuellen Kämpfe im Nahen Osten eine Bestätigung wie auch aktuelle Bedeutung erhalten.

„Eine wache, aufgeklärte junge Generation von Demokraten fürchten die Rechtspopulisten am meisten“, sagte die IZS-Leiterin. Deshalb führe ihr Institut insbesondere junge Menschen an die inzwischen fast 80 Jahre zurückliegenden Nazi-KZs heran. Wie die Franzosen an diesem nasskalten Oktobertag, werden die Schülerinnen und Schüler mit den Fundamenten konfrontiert. Es sind Steine einer Baracke, die bei Bodenarbeiten zum Bau des heutigen Einkaufszentrums dort gefunden wurden. Die Anhöhe lag rund drei Kilometer vom VW-Werk entfernt.

KZ-Außenlager entstand 1944

Ursprünglich sollte dort eine Barackenstadt für die Bevölkerung der Stadt des KdF-Wagens, wie Wolfsburg damals hieß, errichtet werden. Italienische Militärinternierte und so genannte Ost-Arbeiter errichteten den ersten Bauabschnitt. 1944 entstand das KZ-Außenlager in einem davon abgetrennten Bereich. Als die Amerikaner es 1945 auflösten, fanden sie 656 Überlebende. Unter den etwa 140 Toten waren Franzosen die größte Gruppe, da sie als Angehörige der Mittel- und Oberschicht schwere, körperliche Arbeit kaum kannten.

So dankte Jean Michel Gaussot, Vorsitzender der Amicale sowie Leiter der französischen Delegation, der Stadt Wolfsburg für die entstehende Gedenkstätte. Dass auch die Bürgerschaft dahinter steht, zeigte die Anwesenheit von Gisela Rühl, Vorsitzende des Vereins „Erinnerung und Zukunft“.