Wolfsburg. Sind die hohen Kosten schuld, die Stadt oder die Ampel-Regierung? Die Facebook-Gemeinde sucht Gründe für Grundstücks-Ladenhüter in Wolfsburg.

In Wolfsburg bleiben Baugrundstücke unverkauft, und wer ist schuld? Die Ampel. Meint die AfD Mayen-Koblenz, die auf Facebook unter einem aktuellen Artikel zu den Vermarktungsschwierigkeiten in Brackstedt kommentiert: „Wie gewählt, so geliefert!“

Viele User schlagen in eine ähnliche Kerbe. Kommentatoren aus der Region kommen oft zu anderen Schlüssen. „Nein, es ist nicht die primäre Schuld der aktuellen Ampelregierung“, schreibt ein Wolfsburger. „Die Stadt Wolfsburg hat wohl die größte Schuld an dieser regionalen Situation. Sie hat die letzten Jahre in Saus und Braus gelebt und nichts angespart. Jetzt plötzlich sind sämtliche Brücken marode, städtische Bereiche wie z.B. Gesundheit und Erziehung waren schon immer unterversorgt und jetzt ist kein Geld mehr da. Fachärzte in Wolfsburg? Mangelware. Das Klinikum schreibt rote Zahlen und ist nicht empfehlenswert. Kindergärten sind überlastet. Wer hat Lust, in so eine Stadt zu ziehen?“

Facebook-User verweisen auf hohe Baupreise und Kreditzinsen

Andere führen das Problem im Brackstedter Baugebiet Heidkamp, wo von rund 70 Bauplätzen erst 11 verkauft sind, auf lange Planungsprozesse zurück. „Beispiel Sonnenkamp“, schreibt ein User. „Im Jahre 2010 war ein Baugebiet dieser Größenordnung längst überfällig. Jetzt, 13 Jahre später, kann man dort endlich Grundstücke kaufen. Dass es in der Zwischenzeit Entwicklungen gab, die die Situationen grundlegend verändert haben, dürfte jedem klar sei. Zurückzuführen ist diese enorme Zeitdauer auf die unendlich langen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Insofern hat die Stadt die aktuelle Situation vollständig selbst zu verantworten.“

„Jahrzehntelange Fehlplanung immer am Markt vorbei“, sieht ein Wolfsburger. Zu lange Wartezeiten und zu hohe Preise stecken nach Meinung eines anderen Users hinter der Kaufzurückhaltung. „Bei Leuten, die schon seit Jahrzehnten auf der Warteliste stehen, handelt es sich vermutlich nicht um junge Familien“, meint er. „Nun kann es sich kaum noch jemand leisten.“ Und in Brackstedt seien bis Ende 2022 400 Euro pro Quadratmeter aufgerufen worden. „Solche Preise werden zum Teil nicht einmal mehr in Fallersleben bezahlt.“

Hat die Stadt Wolfsburg am Markt vorbeigeplant?

„Selber schuld, keiner sollte sie kaufen bei den Horror-Preisen“, schreibt eine Wolfsburgerin. Mehrere Kommentatoren rechnen vor, dass Baukredite unbezahlbar seien. Auch die Lage am Standort schreckt offenbar eher vom Hauskauf ab. „310 bis 400 €/qm sind Preise einer Großstadt in attraktiver Lage. Wolfsburg aber liegt eigentlich am Arsch der Welt, der einzige preistreibende Faktor ist VW und dieser Stern sinkt gerade im Sturzflug. Wäre man schön doof, sich da jetzt langfristig zu binden“, meint einer.