Wolfsburg. Kardiologen saugen Blutgerinnsel mit einem speziellen Kathetersystem ab. So funktioniert der Eingriff.

Als einziges Krankenhaus in der Region greift das Klinikum Wolfsburg laut einer Mitteilung bei der Behandlung von Patienten mit einer schweren Lungenembolie auf ein neues Verfahren zurück: die pulmonale Thrombektomie. Bei dieser besonders patientenschonenden Therapie setzen Kardiologen ein spezielles Kathetersystem ein, mit dem verstopfte Lungengefäße freigesaugt werden, teilt das Klinikum mit. Den Patienten gehe es nach diesem schonenden Eingriff umgehend besser.

Blutgerinnsel verstopft ein oder mehrere Lungengefäße

Ursache für eine Lungenembolie ist dem Klinikum zufolge in der Regel ein Blutgerinnsel, das ein oder mehrere Lungengefäße verstopft. Das Gerinnsel stamme meist aus den Venen des Beines oder des Beckens und habe sich über den Blutkreislauf in einer Lungenarterie festgesetzt. Ein Teil der Lunge könne daraufhin nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Hierdurch komme es zu Sauerstoffmangel im gesamten Körper und zu einer plötzlichen Überlastung der rechten Herzkammer, die für den Bluttransport durch die Lunge verantwortlich sei. Typische Anzeichen sind dem Klinikum zufolge plötzliche Atemnot, Brustschmerzen, blutiger Husten, Schwindel, Benommenheit und Herzrasen. Für den Betreffenden bestehe oftmals Lebensgefahr, er müsse möglichst schnell im Krankenhaus behandelt werden.

„Das neue Verfahren kommt zum Einsatz, wenn bei Patienten mit einer Lungenembolie Thrombus-auflösende Infusionen nicht möglich sind oder nicht erfolgreich waren“, sagt Dr. Claus Fleischmann, Leitender Oberarzt der Kardiologie im Klinikum Wolfsburg. Ebenso könne die pulmonale Thrombektomie in Notfallsituationen erforderlich und lebensrettend sein.

Ein Unterdruck wird bei dem Eingriff erzeugt und das Gerinnsel abgesaugt

Bei der neuen, besonders effektiven Therapieform führen Kardiologen unter lokaler Betäubung beziehungsweise unter Vollnarkose einen Katheterschlauch über eine Punktion der Leistenvene zum Herz vor und weiter zur Lunge, heißt es seitens des Klinikums. „Über das neue Katheter-System erzeugen wir in den Lungengefäßen einen Unterdruck, mit dem wir das Gerinnsel möglichst vollständig absaugen“, erklärt Kardiologe und Oberarzt Alexander Donath. Das neue Verfahren sei im Klinikum Wolfsburg bereits mehrfach eingesetzt worden – mit besonders positiven Rückmeldungen: „Die Patienten fühlen sich direkt nach dem Eingriff im Herzkatheterlabor viel besser. Sie bekommen wieder ordentlich Luft, da das Blut nach dem Eingriff ungehindert durch die Lunge strömen kann“, berichtet Donath weiter.

Mit Blick auf die aktuell weltweiten Lieferengpässe von Arzneimitteln hätten die Kardiologen des Klinikums Wolfsburg mit dem neuen Verfahren eine weitere Möglichkeit, um Patienten mit einer Lungenembolie zu versorgen. Die Entscheidung, ob eine Thrombektomie vorgenommen werden sollte oder versucht wird, die Blutgerinnsel in den verstopften Lungengefäßen medikamentös aufzulösen, sei abhängig von der Schwere der Lungenembolie und liege in den Händen der behandelnden Ärzte.