Wolfsburg. Für dieses Jahr, wenngleich mit reduzierten Öffnungszeiten, scheint die Freibadsaison gesichert. Aber wie geht es in den nächsten Jahren weiter?

Kann ein Sportverein, konkret der VfB Fallersleben, einem Bad aus der Personalkrise helfen? André-Georg Schlichting bringt genau den Vorschlag ein. Die Stadt sollte verstärkt auf die Kooperation mit den Vereinen setzen, fordert der Ortsbürgermeister von Fallersleben. Der VfB habe beispielsweise im zurückliegenden Jahr, als es dort schon einmal einen Personalengpass gab, dem Freibad ausgeholfen.

„Wenn ein Sportverein die Potenziale hat, sind wir gut beraten, eine feste Kooperation einzugehen“, sagt Schlichting. „Das Problem des Nachwuchsmangels bei Schwimmmeistern und Rettungsschwimmern wird sich in den kommenden Jahren nicht von allein lösen.“

Der CDU-Politiker fordert in dem Zusammenhang ein langfristiges Agieren der Stadt bei der Personalpolitik. „Man muss doch bei allen Planungen immer berücksichtigen, dass Mitarbeiter krank werden oder Urlaub haben.“ Schlichting räumt gleichfalls ein, dass das Problem des Fachkräftemangels im Bäderwesen keineswegs ein Wolfsburger Phänomen sei sondern überall für Herausforderungen sorge. Tatsächlich haben bundesweit Bäder vielerorts längst eingeschränkte Zeiten oder sind ganz geschlossen.

Der Blick vom 10-Meter-Turm im VW-Bad.
Der Blick vom 10-Meter-Turm im VW-Bad. © regios24 | Archiv: Darius Simka

„Ein Kooperationsvertrag mit einem Verein würde Spielraum geben und Verlässlichkeit“, ist sich der Ortsbürgermeister sicher. „Vorausgesetzt, der Verein hat die Kapazitäten.“ Was der VfB bereits bewiesen habe, sowohl bei der Aushilfe im Fallersleber Freibad an der Kasse und am Beckenrand. „Und auch in der Pandemie, als der Verein ein eigenes Corona-Testzentrum errichtet hat.“

Der Verein könnte sich auch von den starren 14,50 Euro lösen, die nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes die Stadt ihren Rettungsschwimmern zahle. „Dass der Betrieb von Bädern immer auf kommunale Zuschüsse angewiesen ist, ist doch klar. Nur hätte man hier die Möglichkeit, gutes Personal zu akquirieren.“

Was sagt der angesprochene Verein dazu? „Wir drängen uns nicht auf, stehen aber bereit“, erklärt VfB-Chef Nicolas Heidtke zunächst. „Ja, wir hätten die Kräfte und ja, wir haben schon in der Vergangenheit geholfen. Wenn es aber um einen langfristigen Kooperationsvertrag geht, müssen wir auch fundiert und langfristig planen.“ Der Verein sei für Gespräche mit der Verwaltung offen.

Heidtke möchte gleichzeitig auch eine Lanze für den Beruf des Schwimmmeisters und den Job des Rettungsschwimmers brechen. Gerade letzteres sei eine attraktive Möglichkeit beispielsweise für Sportstudenten, sich über den Sommer nebenher ein paar Euros zu verdienen.

„Gerade die sport- und schwimm-affinen jungen Leute kann so ein Job doch weiterbringen“, sagt Nicolas Heidtke. „Man könnte Teams mit einem Leiter gründen und das Ganze auf organisatorische Füße stellen. Mal ehrlich: So ein Job im Sommer an der frischen Luft, mit vielen Kontakten ist doch was anderes, als irgendwo Kisten zu stapeln!“

Sport- und Fördervereine, die im Auftrag der Kommune Bäder betreiben, gibt es bereits in der ganzen Republik. Um eine Betreiberschaft gehe es im Fallersleber Beispiel nicht, sondern um einen Kooperationsvertrag fürs Personal, sagt Schlichting und unterstreicht: „Bäder sind gesellschaftspolitische Aufgabe. In erster Linie sind die Kommunen da in der Verantwortung.“ Fehle das Geld, müssten eben andere Lösungen her. So wie eine Kooperation mit Vereinen, die die notwendigen Rettungsschwimmer in ihren Reihen hätten.

Die Stadt hatte wegen der aktuellen Personalnot unter den Schwimmmeistern und Rettungsschwimmern im ersten Schritt die Öffnungszeiten in Fallersleben reduziert. Im zweiten ist jetzt auch das VW-Bad betroffen. Wie berichtet, hat man die Zeiten nun gleichberechtigt gekürzt. Dies alles ist ein Novum in Wolfsburg.

Freibad Fallersleben: Montag, Dienstag und Mittwoch 6 bis 20 Uhr. Donnerstag und Freitag 6 bis 12 Uhr. Samstag und Sonntag 12 bis 19 Uhr.

VW-Bad: Montag, Dienstag und Mittwoch 6 bis 12 Uhr. Donnerstag und Freitag 6 bis 20 Uhr. Samstag und Sonntag 12 bis 19 Uhr.

Die Verwaltung hat zunächst die Hoffnung, dass ab 1. Juli die Personallage wieder entspannter ist und wieder normale Öffnungszeiten von morgens bis abends im VW-Bad und in Fallersleben möglich sind.

Das Almker Freibad ist außen vor, es wird vom Stadtjugendring in eigener Regie betrieben.