Wolfsburg. 100 Teilnehmer machten sich Karsamstag auf den Weg zum Hugo-Bork-Platz.

Am Tag, als die letzten Corona-Beschränkungen fielen, forderten rund 100 Ostermarschierende in Wolfsburg „Kriege beenden, den Frieden gewinnen“. Der Zug setzte sich um 11 Uhr am Gewerkschaftshaus an der Siegfried-Ehlers-Straße in Bewegung und erreichte weit vor der avisierten Zeit den Hugo-Bork-Platz in der City.

Unter dem Glasdach verurteilten alle Rednerinnen und Redner den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Sie traten aber auch für diplomatische Lösungen ein. So sagte Propst Ulrich Lincoln als Sprecher des Abraham-Forums klipp und klar: „Das, was Putin mit der russisch-orthodoxen Kirche verbindet, ist der Hass auf die liberale Demokratie“.

Lincoln ging in seiner abwägend differenzierten Rede dabei auf die Rolle der Religionen ein, da er das Wolfsburger Abraham-Forum vertrat. Darin sind die protestantischen, katholischen, jüdischen und muslimischen Gemeinden dieser Stadt vertreten. „Leider“, so Lincoln, „lassen sich Religionen und Religionsführer immer wieder missbrauchen, um Gewalt und Unrecht zu legitimieren“. So rechtfertige die russisch-orthodoxe Kirche diesen Krieg, in dem sie „Putin in seiner nationalistischen Ideologie unterstützt“. Ihr Hass gelte der liberalen Demokratie, den Freiheitsrechten: Meinungsfreiheit, das Recht auf politische, kulturelle, religiöse und sexuelle Selbstbestimmung, Menschenrechte.

Sozialer Frieden als Voraussetzung für politischen Frieden

Darauf ging auch Monika Müller, Dezernentin der Stadt Wolfsburg ein. Sie sagte, der „soziale Frieden“ sei eine wichtige Voraussetzung für politischen Frieden. Darunter versteht sie den Ausgleich von gesellschaftlichen und ökonomischen Ungleichheiten, dem Kampf um leistungsgerechte Löhne und humane Arbeitsverhältnisse, präzisierte sie im WN-Gespräch.

Isabella Arpaia vom Ortsjugendausschuss der IG Metall Wolfsburg erklärte ebenfalls, es sei sehr wichtig, in einer freien, sozial möglichst gerechten Gesellschaft zu leben. Sie habe, so erläuterte sie den WN, in Auschwitz gesehen, wie „zynisch und verachtend“ die Nazis die KZ-Häftlinge behandelt, vergast und letztlich auch ausgebeutet (Zähne, Kleidung) haben. Das gelte es zu verhindern, egal wo. Im Anschluss gratulierten ihr sehr viele junge Leute zu ihrer Rede.

Forderung: Russland muss Truppen sofort aus der Ukraine abziehen

Überall, „im Jemen, in Mali oder in Syrien sterben Menschen“, erklärte Flavio Benites, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, und präzisierte: „Auch den Opfern dieser leider beinahe vergessenen Kriege gilt unsere Solidarität. Ganz klar betonte er dennoch: „Der DGB und seine Mitgliedsgesellschaften verurteilen den russischen Einmarsch in der Ukraine auf das Schärfste“. Da Russland unverhohlen das Völkerrecht breche, „fordern wir einen sofortigen Rückzug Russlands aus der Ukraine.

Benites erinnerte auch an die traditionelle Forderung der Ostermärsche nach nuklearer Abrüstung, denn „mit jedem Kriegstag und jeder weiteren Eskalation steigt die Gefahr einer nuklearen Katastrophe“. Dann rollten die Demonstrierenden ihre Fahnen und Banner ein, marschierten zurück zum Gewerkschaftshaus und nahmen gemeinsam einen Imbiss ein.