Wolfsburg. Alejandro Andrew Morlet vom Ritz-Carlton ist der erste Niedersachse im elitären „Les Clefs d’Or“-Berufsverband.

Es ist Sonntagmorgen, die Sonne scheint durch die großen Fensterscheiben des Ritz-Carlton. Gewusel in der Lobby. An der Rezeption hat sich eine Menschenschlange gebildet, die Gäste wollen ein- oder auschecken. Mittendrin Alejandro Andrew Morlet.

Der Concierge lächelt, wünscht den Gästen eine gute Reise, fragt die Angekommenen, ob sie eine entspannte Herfahrt hatten. Da zupfen ihn zwei Mädchen, sechs und acht Jahre alt, an seinem blauen Jackett und strecken ihm einen gefalteten Zettel hin. Darauf in krakeliger Kinderschrift zu lesen: „Vielen Dank für den schönen Aufenthalt.“ „Ich war so gerührt, ich hatte fast Tränen in den Augen“, gesteht der 33-Jährige. Um den beiden eine letzte Freude zu machen, schenkt er ihnen zum Abschied zwei kleine Plüsch-Tiere, die Maskottchen des Hotels. Und die Geschwister wissen auch sogleich, wie sie ihre Löwen nennen: „Alejandro“.

Markenzeichen sind die übereinander gekreuzten goldenen Schlüssel am Revers

Alejandro Andrew Morlet arbeitet seit Dezember in dem Luxushotel am Hafenbecken in der Autostadt. Sein Markenzeichen sind die übereinander gekreuzten goldenen Schlüssel am Revers. Denn sie weisen ihn als „Les Clefs d’Or“ aus und signalisieren damit, dass er dem internationalen Berufsverband der Hotel-Concierges angehört. Der Verband zählt 4000 Mitglieder in 80 Ländern weltweit, in Deutschland arbeiten 95, in Niedersachsen ist Alejandro Andrew Morlet der erste „Schlüsselhüter“. Das Credo des Verbandes: „Wohin Sie auch auf der ganzen Welt reisen, in jedem einzelnen Luxushotel heißt Sie der Les Clefs d’Or Concierge willkommen und sorgt für Ihre Sicherheit, Ihr Wohlbefinden und die Qualität Ihres Aufenthaltes.“

Der Plüsch-Löwe, das Maskottchen des Ritz Carlton.
Der Plüsch-Löwe, das Maskottchen des Ritz Carlton. © regios24 | Darius Simka

Am 8. Dezember 1988 in Puebla in Mexiko geboren, wächst Alejandro Andrew Morlet in einer wohlhabenden Familie als mittlerer von drei Söhnen auf und besucht das Colegio Humboldt Puebla, eine deutsche internationale Privat-Schule in Cuautlancingo, an der er sein Abitur ablegt. Nur die neunte Klasse, die absolviert er in Deutschland. Genauer gesagt in Wolfsburg, wo er bei seiner Tante „Peque“ und seinem Onkel Markus Engelmann wohnt und das Gymnasium Fallersleben besucht. Nach einem Bachelor-Double Degree im Bereich Management fängt er an, in einem internationalen Hotel in Puebla zu arbeiten und wird 2014 nach kurzer Zeit als Front Desk Agent zum Concierge befördert.

Alejandro Andrew Morlet macht jeden Tag neue Erfahrungen und es wird nie langweilig

„Ich liebe die Hotellerie, man trifft jeden Tag neue Menschen, es gibt immer so viel zu tun, ich mache jeden Tag neue Erfahrungen und es wird nie langweilig“, schwärmt Alejandro Andrew Morlet. Kein Wunder, dass ihn seine Arbeit so sehr erfüllt, trifft er doch in dieser Zeit in Südamerika schon auf Stars wie Pop-Rock-Sängerin Shakira, den mexikanischen Sänger Luis Miguel, Julio und Enrique Iglesias, aber auch den Geschäftsführer des Cirque du Soleil, den mexikanischen Ex-Präsidenten Enrique Peña Nieto und die Friedens-Nobelpreisträgerin Rigoberta Menchú.

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„Meine Aufgabe ist es, alles für den Gast möglich zu machen, was möglich ist. Innerhalb der Legalität gibt es keine Grenzen“, sagt der Concierge. Das Wort „Nein“ gibt es in seinem Sprachschatz nicht. Ein Beispiel? Für einen Stammgast hat er dessen Reise anlässlich seiner Silberhochzeit nach Dubai, Thailand und auf die Malediven organisiert. Eine Überraschung für die Ehefrau. „Ich habe alles gebucht, die Flüge, die Transfers, die Hotels und die Limousine samt Chauffeur für die Shopping-Touren. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass der Gast immer ausreichend Johnnie Walker Whisky in seiner Minibar vorgefunden hat“, erzählt Alejandro Andrew Morlet. Aus Dubai hätte der Gast dann angerufen und sich überschwänglich bedankt, die Reise sei „noch viel, viel schöner, als wir uns das erträumt hätten“. Alejandro Andrew Morlet: „Ich bin glücklich, wenn meine Gäste glücklich sind.“

Mexikaner hat schon spontan Tische im eigentlich ausgebuchten Aqua organisiert

In Wolfsburg hat der Mexikaner in dem vergangenen Dreivierteljahr schon spontan Tische im eigentlich ausgebuchten Sterne-Restaurant Aqua unter der Leitung von Sven Elverfeld organisiert, kennt die Öffnungszeiten sämtlicher Ausflugsziele wie der Designer Outlets, des Phaeno und des Badelandes, hat den Gästen eine gekühlte Flasche Champagner aufs Zimmer serviert und den Besuch in München vorausgeplant: „Ich weiß, ob die Gäste Allergien haben, was sie gerne essen, welches Mineralwasser sie favorisieren, ob die Matratze hart oder weich sein soll, und ob sie Ruhe oder Halligalli bevorzugen.“ Denn in dem Moment, in dem der Concierge den Raum betritt, gehört er für fünf oder auch für fünfzehn Minuten – fast wie ein Freund – zur Familie. Alejandro Andrew Morlet spricht Spanisch, Deutsch, Englisch und Italienisch und kann sich entsprechend mit den Gästen unterhalten: „Meine Fähigkeit ist es, zu erahnen, womit ich dem Gast eine Freude machen kann, und diese Ahnung Tatsache werden zu lassen. Ich kann den Gast lesen wie ein offenes Buch.“

Auf seinem Handy hat er mehr als 1000 Kontakte gespeichert, die Concierges in aller Welt sind nur einen Anruf entfernt. „Im Luxus-Segment geht es nicht mehr darum, was der Wunsch kostet, sondern diesen zu ermöglichen“, weiß der Südamerikaner. Da ist es egal, ob in der Präsidenten-Suite vier überdimensionale Plasma-Fernseher samt Satellitenschüssel für den Empfang von arabischen Sendern in weniger als zwölf Stunden installiert werden müssen oder über Nacht ein maßgeschneiderter Herrenanzug angefertigt werden soll. „Notfalls fliegt man den Herrenschneider aus Berlin, Hamburg oder Rom mit dem Helikopter ein“, sagt Alejandro Andrew Morlet, den höchste Diskretion, herausragender Service, beste Kenntnisse von Wolfsburg und der Welt sowie seine Liebe zum Detail auszeichnen: „Ich liebe meinen Beruf, weil ich nicht nur interessante Menschen – Gäste wie Kollegen – kennenlerne, sondern die ganze Welt.“