Wolfsburg. Der ADFC diskutiert die Ergebnisse des Fahrrad-Klimatests 2020. Was läuft in Wolfsburg schlecht und was gut? Wo ist es besonders gefährlich?

Zu enge Fahrrad-Schutzstreifen, schlechte Ampelschaltungen und holprige Fahrradwege – Wolfsburg ist nicht die Stadt, von der Fahrradfahrer träumen. Das zeigen die Ergebnisse des letzten Fahrradklima-Tests aus dem Jahr 2020: Wolfsburg bekommt hier lediglich die Note 4,0 – also „ausreichend“. Ein Wert, mit dem auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Wolfsburg nicht zufrieden ist.

2012 konnte die VW-Stadt noch eine Note von 3,8 erreichen. „Über die Jahre hinweg hat Wolfsburg zwar versucht, einiges zu verbessern. Aber die Bewertung der Fahrradfahrer fällt immer noch schlecht aus“, erläutert Karin Klaus-Witten vom ADFC. Einmal im Monat kommen Wolfsburger Radfahrer zu einem Radlertreff im Lido im Hallenbad zusammen. Das Thema der vergangenen Woche: Die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests 2020. „Wir hatten eine sehr lebendige Diskussion über das, was sich seit der Erhebung getan hat“, so Karin Klaus-Witten weiter.

Warum der Radverkehr in Wolfsburg so unattraktiv ist

Im Vergleich zu anderen deutschen Städten mit einer Einwohnerzahl zwischen 100.000 und 200.000 landet Wolfsburg nur auf Platz 16 von 41. 2018 lag die VW-Stadt noch auf Platz 11. In Wolfsburg, so Klaus-Witten, haben die Radfahrer das Gefühl, dass sie nicht akzeptiert werden. Vor allem die Sicherheitsaspekte „objektive Sicherheit“, „Qualität der Radwege“ und „Breite der Radwege“ würden kritisch gesehen, wie die Auswertungen des Tests zeigten.

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Vor allem im Mischverkehr, also immer dort, wo sich Radfahrer mit motorisierten Verkehrsteilnehmern die Straße teilen, fühlen sich mehr als 50 Prozent der Befragten nicht sicher. Der ADFC fordert daher getrennte Wege für beide Verkehrsteilnehmer. Auch die Breite der Radwege sei für viele Radfahrer in Wolfsburg ein heikles Thema. Die neuen Radwege seien zwar im Großen und Ganzen gut und breit ausgelegt. „Wir sehen aber auch bei vielen Radwegen, dass sie durch ihre Enge nicht mehr an die Realität angepasst sind“, erzählt Klaus-Witten vom ADFC. Spezial-Räder, Lastenräder oder Pedelecs hätten inzwischen deutlich breitere Lenker, sodass die Radfahrer mehr Platz brauchen.

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Bei einem Thema wird Karin Klaus-Witten besonders emotional: „Ich habe das Gefühl, dass die Wolfsburger Verwaltung teilweise sehr fantasielos agiert. Kaum gibt es irgendwo eine neue Baustelle, wird das Schild ‚Radfahrer absteigen‘ aufgestellt.“ Für sie sei das ein Zeichen der mangelnden Wertschätzung in einer Stadt, die sich das Leitbild Radverkehr gegeben hat. Als Beispiel nennt sie die Baustelle in der Dieselstraße.

Hier ist es für Radfahrer besonders gefährlich

Als besonders gefährlich für Radfahrer wird in Wolfsburg unter anderem die Pestalozziallee empfunden. Von der Ecke Schillerstraße kommend sei der Fahrrad-Schutzstreifen so schmal, dass sich Radfahrer nicht trauen, diesen zu nutzen und stattdessen auf den alten Radweg ausweichen.

In der Schillerstraße endet der Radweg abrupt. Der ADFC fordert, das Fahrradwegenetz in Wolfsburg weiter zu verbessern (Archivfoto).
In der Schillerstraße endet der Radweg abrupt. Der ADFC fordert, das Fahrradwegenetz in Wolfsburg weiter zu verbessern (Archivfoto). © Anja Weber

Als weiteres Beispiel nennt Klaus-Witten die Schillerstraße. Dort sollte durch ein Pilotprojekt der Radverkehr attraktiver gestaltet werden. Aktuell gebe es allerdings Sicherheitsbedenken seitens der Polizei und das obwohl die politischen Gremien dem Projekt zugestimmt haben. Die Situation mit den Bushaltestellen sei vor Ort zwar schwierig, aber Wolfsburg müsse auch mal neue Dinge ausprobieren, meint die leidenschaftliche Radfahrerin Klaus-Witten. „Ich wünsche mir da manchmal mehr Kooperation seitens der Stadt.“

Radfahrer erreichen das Wolfsburger Zentrum gut

Einen positiven Punkt am Wolfsburger Radverkehr möchte Klaus-Witten aber dennoch hervorheben: Die Erreichbarkeit des Zentrums. „Über die Hälfte der Befragten bestätigen, dass sie das Stadtzentrum und ihre weiteren großen Ziele gut erreichen können.“ Der ADFC befürwortet darüber hinaus die Unterquerung des Berliner Rings in Richtung Reislinger Straße, um auch die neuen Bau- und Wohngebiet besser zu erreichen.

Das Ziel, dass der Radverkehr bis 2025 20 Prozent des Verkehrs in Wolfsburg ausmacht, sieht Klaus-Witten aber derzeit trotzdem nicht. „Ich glaube, dass wir davon noch weit entfernt sind. Vor allem dann, wenn wir solche Projekte wie in der Schillerstraße nicht umgesetzt bekommen.“

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