Wolfsburg. Ein Schädling befällt immer mehr Eichen im Wolfsburger Stadtwald. Um das Sterben einzudämmen, darf der Stadtförster jetzt einschreiten.

Im Kampf gegen den Eichenprachtkäfer hat die Stadt Wolfsburg wertvolle Zeit verloren. Stadtförster Dirk Schäfer wollte die befallenen Bäume im Stadtwald schon im Februar fällen, auch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt empfahl, die Eichen zu entnehmen. Doch die Stadtverwaltung beschloss, den Schädlingsbefall erst einmal wissenschaftlich analysieren zu lassen. Der Käfer wartete nicht: Er breitete sich in der Zwischenzeit weiter aus. Gefällt wird jetzt doch.

„Die Maßnahme haben wir jetzt begonnen“, sagt Stadtförster Dirk Schäfer. „Wir müssen die Wetterlage ausnutzen.“ So lange der Boden trocken ist, können Schäden beim Rücken vermieden werden.

Nachweislich befallen sind aktuell rund 400 Bäume. Die Kartierung laufe aber noch weiter, so Schäfer. Auf der anderen Seite will die Stadt Wolfsburg Eichen, in denen Spechte und andere Vögel Horste oder Höhlen haben, erhalten. Auch etwas Totholz soll bleiben.

Schädling frisst sich durch Wolfsburgs alten Eichenwald

Schäfer hatte im Spätsommer 2021 festgestellt, dass etliche alte Eichen im Stadtforst stark geschwächt waren und teilweise bereits abstarben. Die intensivsten Schäden wurden zwischen Laagberg, Klieversberg und Braunschweiger Straße entdeckt. Aber auch in anderen Gebieten wurden vom Käfer befallene Eichen gefunden. „Etwa drei Prozent des Baumbestandes ist nach Schätzungen betroffen“, teilte die Stadt-Pressestelle im Februar auf Anfrage mit.

Nach der Entscheidung der Stadtverwaltung, nicht gleich zu fällen, hat die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt seit der Jahresmitte drei Stichproben von je 60 Eichen untersucht. Davon waren sogar 14 Prozent vom Prachtkäfer befallen: die Hälfte mindestens seit 2021, die andere Hälfte erst seit diesem Jahr. Die Verwaltung hat die zuständigen Ratsausschüsse über ein deutliches Fortschreiten des Eichenfraßes in Kenntnis gesetzt.

Schon wenige Larven des Eichenprachtkäfers sind gefährlich

„Da der Vorjahresbefall vermutlich nicht nur aus 2021 stammt, ist sogar von einem beschleunigten Befallsgeschehen auszugehen. Angesichts der langen Entwicklungsdauer von Eichenbeständen ist die Dynamik des Absterbeprozesses in hohem Maß bedenklich“, heißt es in dem Schreiben.

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Bei dem Käfer, der Wolfsburgs alte Eichen angreift, handelt es sich um den Zweipunktigen Eichenprachtkäfer. Agrilus biguttatus ist hübsch anzusehen, erwachsene Tiere schillern metallisch grün. Doch ihre bis zu drei Zentimeter langen Larven fressen zickzackartige Gänge in Baumrinden und zerstören so die Wasser- und Nährstoffbahnen der befallenen Eichen. Schon wenige Larven können einen ganzen Baum zum Absterben bringen. Im Frühjahr schlüpfen dann die Käfer, fliegen aus und legen ihre Eier in die nächsten Bäume.

Befallene Eichen im Wolfsburger Stadtforst werden gefällt

Dem Prachtkäfer Tor und Tür geöffnet hat die Trockenheit der Jahre 2018 bis 2020. „Der Organismus eines Baumes erholt sich nur sehr langsam von dem Trockenstress. Er ist daher gegenüber Schadorganismen nicht mehr ausreichend abwehrbereit. Insekten hingegen profitieren in besonderer Weise von Wärme und Trockenheit“, erklärte Schäfer im Februar. In diesem Sommer herrschte erneut Dürre.

Angesichts der immer extremeren Wetterlagen will die Stadt Wolfsburg im Stadtwald nicht nur junge Eichen nachpflanzen, sondern auch mit klimastabileren Arten wie Elsbeere und Esskastanie experimentieren. Die nun startenden Baumfällungen bezeichnete Dezernent Kai-Uwe Hirschheide in einer Pressekonferenz als „schmerzhaft, aber unumgänglich“.

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