Wolfsburg. Ob California Lachs Roll, Maki oder Nigiri Sushi: Die Reisröllchen sind im Trend. In Wolfsburg gibt es viele Sushi-Bars. Wir haben vier getestet.
- In Wolfsburg gibt es eine Vielzahl an Sushi-Restaurants und Sushi-Bars. Wo schmeckt es am besten?
- Unsere Reporterin hat den Sushi-Test gemacht und vier Anbieter in Wolfsburg getestet. Ein Erfahrungsbericht.
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„Entweder man liebt Sushi, oder man hasst Sushi. Dazwischen gibt es nichts“ – das sagte neulich eine Freundin zu mir. Da Sie gerade einen Sushi-Test lesen, ist es nicht schwer zu erraten, zu welcher Sorte Mensch ich gehöre.
Denn, auch das gab meine durch ein Japanologie-Studium und Aufenthalte im Land der aufgehenden Sonne bewanderte Freundin noch zum Besten: „Sushi ist nicht gleich Sushi. Geschmacklich gibt es da sehr große Unterschiede.“ Na, wenn das keine Aufforderung darstellt, meinen europäischen Gaumen mal auf eine Probe zu stellen.
Deshalb habe ich die gängigsten Sushi-Restaurants in Wolfsburg aufgesucht. Wichtig war mir bei der Auswahl vor allem, dass man sich hinsetzen und in Ruhe die Kombination aus klebrigem Reis und rohem Fisch genießen kann. Der Test hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ein endgültiges Urteil: Es gibt inzwischen fast zu viele Sushi-Bars in der VW-Stadt – vor allem mit Angeboten zum Mitnehmen – und vielleicht hat das beste Restaurant gerade neu aufgemacht oder wurde schlichtweg übersehen.
Wolfsburger Sushi-Restaurant 1: „Ichi Ramen & Sushi“ auf dem Rabenberg
Klein aber fein lautet die Überschrift über das „Ichi Ramen & Sushi“-Restaurant, das im Januar auf dem Marktplatz auf dem Rabenberg eröffnet hat: Es bietet an sieben Tischen gerade einmal Platz für bis zu maximal 40 Personen. Weil das Restaurant noch nicht so bekannt ist, bekommt man auch zu Stoßzeiten noch ohne Reservierung einen Stuhl. Auch von Vorteil: die Parkplätze direkt vor der Tür. Eingerichtet ist der kleine Raum mit Tischen in Holzoptik, dazu Lehnenstühle, die mit schwarzem Lederimitat bezogen sind. Ein künstlicher Baum mit rosafarbenen Kirschblüten ziert die Mitte des Raumes, an den Wänden japanische Malerei. Insgesamt sehr warm und heimelig.
Chefkoch Shao Ming Zeng ist ein Sushi-Meister mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. In Sekundenschnelle hat er mit seinem scharfen Damastmesser die Avocado gehäutet und den Thunfisch in hauchdünne Scheiben geschnitten. Mit wenigen Handgriffen ist das gefüllte Algenblatt auf der Bambusmatte zusammengerollt. Die Waren sind frisch und der Fisch zerläuft wie Butter auf der Zunge. Das Tamago, das japanische Omelett, wird selbst aus vielen sehr, sehr dünnen Schichten Ei-Teig hergestellt. Und so urteilte jüngst eine Leserin: „Sehr lecker und nur zu empfehlen. Kleiner Laden, aber (oder gerade deshalb) sehr lecker.“ Da schließe ich mich an.
Bewertung: Ausgefallene Sushi-Kompositionen zum Beispiel mit Röstzwiebeln; sehr frisch, gutes Preis-Leistung-Verhältnis; heimeliges, kleines Restaurant.
Zu Besuch bei „Ichi Ramen & Sushi“ auf dem Rabenberg
Wolfsburger Sushi-Restaurant 2: „Sushi Berlin“ in der Schillerstraße
Das „Sushi Berlin“ war im Dezember 2003 die erste Sushi-Bar in Wolfsburg – und ist und bleibt für mich der beste Sushi-Laden in der Stadt, was auch Kommentare im Internet wie „Gaumenschmaus mit top Service” oder „Die besten Sushi in Wolfsburg auf jeden Fall“ bestätigen.
Der Tresen, hinter dem Sushi-Meister Amnat Trisang die Japanische Spezialität frisch vor den Augen des Gastes zubereitet, ist bis dato einmalig in der VW-Stadt – die U-Form bietet 20 Gästen Platz und ist immer zuerst besetzt. Wenn man die Stufen hinaufgeht, stehen an dunkel-gebeizten Tischen mit schmalen Bänken davor noch einmal auf etwa 40 Quadratmetern 30 Sitzplätze zur Verfügung. Direkt am Eingang können sich weitere acht Personen hinsetzen und auf der Terrasse stehen etwa 50 Stühle. Der Laden brummt, vor allem mittags werden hier die Plastikschalen voll mit Alaska, Ding-Dang oder Green Dragon Roll, Maki und Nigiri Sushi abgeholt – das Take-Away-Geschäft macht etwa 60 bis 70 Prozent des Umsatzes aus, schätzt Inhaberin Thi Nghia Le.
„Der Reis wird mit viel Aufmerksamkeit zubereitet, erst wird er gewaschen, bis er ganz sauber ist, noch mal gewässert und dann zwei Stunden lang im Reiskocher gegart. Danach halten wir ihn in der Thermobox handwarm“, berichtet der 36-Jährige, der in Sekundenschnelle den Reis auf dem Nori-Algenblatt verteilt, die Avocado in hauchdünne Scheiben schneidet und den Bio-Lachs, der direkt aus Irland importiert wird, in zarte Stücke teilt, um dann alles aufzurollen. Ganz neu: Die Spezialkarte mit vegetarischem und veganem Sushi wie die knusprig gebackene Big Roll mit Tempeh, Avocado, Kürbis und eingelegtem Rettich.
Einziger Kritikpunkt: Was mich, die ich nicht so gerne auf Bänken ohne Lehne sitze, schon seit Jahren stört, sind die Sitzgelegenheiten – auch, wenn die Möbel sehr gut in die Optik einer asiatischen Lokalität passen. Aber das tut dem Genuss ja keinen Abbruch.
Bewertung: Der Fisch ist von guter Qualität und Frische, man kann bei der Zubereitung zusehen. Trotz hoher Frequenz werden Bestellungen zügig abgearbeitet.
Zu Besuch bei Sushi Berlin in der Schillerstraße in Wolfsburg
Wolfsburger Sushi-Restaurant 3: „Miyabi Restaurant“ in der Rothenfelder Straße
Wir haben uns extra den ruhigen Sonntagnachmittag ausgesucht, um das „Miyabi Restaurant“ in der Rot-henfelder Straße 21B aufzusuchen – denn ansonsten steppt hier der Bär. Auf den knapp 300 Quadratmetern gibt es 85 Sitzplätze, dazu die Außenterrasse mit noch einmal gut 30 Stühlen. Deshalb ist es – für meinen Geschmack – hier an manchen Tagen fast zu laut und zu überfüllt, um die erquickenden ruhigen Gespräche zu führen – wie ich es halt so gerne bei gutem Essen mache. Aber das ist Ansichtssache. Die Einrichtung ist zweckdienlich, es gibt große, runde Tische, an denen bequem acht Personen Platz nehmen können, aber auch viele Vierer- und Zweier-Tische, die Atmosphäre wird mit sehr viel Asia-Schnickschnack erzeugt – künstliche rosafarbene und weiße Kirschblüten baumeln zwischen gleichfarbigen Lampions von der Decke dazu Papierschirmchen mit Schriftzeichen in den Ecken.
Laut Restaurant Guru 2021 gibt es im Miyabi das beste Sushi in Wolfsburg. Es ist wohl vor allem das „All-you-can-eat-Angebot“, welches die Kunden lockt: Zweieinhalb Stunden lang kann man alle zehn Minuten maximal fünf Teile pro Person bestellen: zum Beispiel California Ura Maki, Ebi Tempura Sushi, Tako Oktopus Nigiri. Aber auch knusprige Ente, Frühlingsrollen, Hähnchenspieße oder gegrilltes Gemüse. „Das Sushi wird immer frisch zubereitet und die warmen Gerichte kommen ganz heiß auf den Tisch“, versichern Geschäftsführer Xuzhan Li und Ehefrau Hai Hong He. Im Netz heißt es: „Es war sehr lecker, alles frisch zubereitet. Wir hatten einen schönen Abend. Vielen Dank.“ So ging es mir auch.
Bewertung: All-you-can-eat-Angebot bietet gutes Preis-Leistungs-Verhältnis; sehr gut besucht, deshalb aber leider auch lauter.
Zu Besuch bei „Miyabi“ in der Wolfsburger Innenstadt
Wolfsburger Sushi-Restaurant 4: „Nagoya Sushi & More“ in der City-Galerie
Das Interieur des gerade einmal 50 Quadratmeter kleinen Ladens erinnert sehr stark an ein amerikanisches Diner: Nur, dass bei „Nagoya Sushi & More“ in der City-Galerie die Dinerbänke mit schimmerndem Stoff in dunkelbraun bezogen sind, als Blickfang gibt es noch ein paar Stühle dazu in Türkis. „Wir sind aber kein Imbiss“, betont Jinfen Xu. Gerade einmal 16 Gäste können hier Platz nehmen. Aber: „60 Prozent unserer Kunden nehmen ihr Essen mit“, schätzt die Geschäftsführerin. Für ganz Eilige gibt’s deshalb Take-away-Plastikboxen mit fertigem Sushi zwischen 9 und 12 Euro.
Für alle die, die Zeit zum Bestellen haben, werden Tobiko, Surimi Masago Roll, gegrillte Rucola California Lachs Roll, Gurke-Thunfisch-Mayo-Maki und Co. frisch angefertigt. Dabei werde vor allem Wert auf die Qualität des Sushi-Reis‘ gelegt. Jinfen Xu: „Unsere Kunden sagen: ,Das schmeckt man.‘“ Nach dem Garprozess wird der Reis mit Reisessig, Zucker und Salz gewürzt und bei 36 Grad warmgehalten. „In Japan isst man lieber weniger Reis und viel Fisch oben darauf. Der Reis ist lauwarm und der Fisch kalt. Man nimmt ein Nigiri nie gerade in den Mund, sondern legt es sich seitlich oder am besten mit der Fischseite zuerst auf die Zunge“, erläutert die 46-Jährige.
Wir probieren das mal aus: Und tatsächlich, der reine Fischgeschmack – bei uns waren es Lachs und Thunfisch – kommt so noch besser zur Geltung. Der Reis schmeckt lecker. Süß hingegen ist die japanische Limonade „Ramune“ mit Erdbeergeschmack. Die Flasche ist durch eine Glaskugel geschlossen. Diese wird zum Öffnen der Flasche mit Hilfe des Plastikdeckels reingepresst. Ist schon ein bisschen tricky, aber dafür lustig anzusehen. Im Nagoya werden auch japanisches Bier und Aloe-Vera-Saft verkauft und „Choya Extra Shiso“, ein japanischer Likör aus der Ume Frucht, laut Xu „sehr gut für die Verdauung“. Das Angebot, den Likör zu probieren, haben wir deshalb ausgeschlagen.
Bewertung: Interieur erinnert an einen amerikanischen Diner; ausgefallene Getränke; leckerer Reis von guter Qualität.
Zu Besuch bei „Sushi Nagoya“ in der City-Galerie Wolfsburg
Darum liegt Sushi im Trend
Warum Sushi derzeit so beliebt ist, lässt sich nicht endgültig ergründen, aber hier ein paar Ideen: Der Run auf die traditionelle Asia-Küche gehört zu den Food-Trends der vergangenen Jahre. Denn mit den exotischen Speisen holen wir uns den Geschmack ferner Länder nach Hause und träumen uns in die aufregenden Metropolen Asiens.
Aber Sushi kann noch mehr: Es kann sehr leicht mitgenommen, im Kühlschrank aufbewahrt und später gegessen werden. Zudem gelten die Reisröllchen als sehr gesund, weil sie wenig Fett und dank Nori-Algen und Fisch viel Eiweiß, Omega-3-Fettsäuren, Vitamine, Zink und Jod enthalten. Und in vielen Restaurants werden Pescetarier und Flexitarier, manchmal sogar Vegetarier auf der Speisekarte fündig.