Wolfsburg. In der Wolfsburger John-F.-Kennedy-Allee wird noch bis zum Ende der nächsten Woche mit Hochdruck gearbeitet. Der Geräuschpegel ist beträchtlich.

Über ohrenbetäubenden Lärm von einer Baustelle in seiner Nachbarschaft klagt Klaus Seemann aus Detmerode. Der Rentner hat sich schon an das Umweltamt gewandt. Doch seine Bitte nach einer Lärmmessung blieb unerfüllt.

Klaus Seemann und seine Frau leben in der John-F.-Kennedy-Allee. Seit zwei Wochen können sie ihren Balkon tagsüber nicht mehr nutzen. Sie mögen auch nicht mehr lüften, und selbst, wenn die Fenster zubleiben, hören sie es noch: Die Parkpalette vor ihrem Wohnzimmer wird saniert, und das buchstäblich mit Hochdruck.

Denn mit Hochdruckwasserstrahlen trägt das beauftragte Unternehmen defekte Betonteile ab. Selbst die , die den Auftrag erteilt hat, bezeichnet die Bauarbeiten als lärmintensiv.

Detmeroder leiden unter Baulärm

Der 82-jährige Anwohner wird morgens von dem Dröhnen geweckt, und er hört den Lärm – außer in der Mittagszeit – bis zum späten Nachmittag. Dabei steht das Mietshaus, in dem die Seemanns wohnen, noch nicht einmal am nächsten an der Baustelle.

„Das dauert und dauert“, klagt Seemann. Seines Erachtens dürfte in einem Wohngebiet gar nicht so laut gearbeitet werden. Der Wolfsburger beruft sich auf die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm aus dem Jahr 1970. Danach sollten in Gebieten, in denen ausschließlich Wohnungen untergebracht sind, 50 Dezibel nicht überschritten werden. In Gebieten, in denen Wohnungen überwiegen, liegt der Immissionsrichtwert bei 55 Dezibel.

Bauarbeiten in John-F.-Kennedy-Allee: Zu laut zum Lüften

55 Dezibel ist der Geräuschpegel eines Fernsehers, der in Zimmerlautstärke läuft. Auf dem Balkon der Seemanns ist es so laut, dass jemandem, der mit Klaus Seemann telefoniert, praktisch das Ohr wegfliegt, sobald der Detmeroder die Tür öffnet. „Der Lärm ist sehr, sehr, sehr viel lauter“, ist sich der Rentner sicher.

Er hat das Umweltamt darum um eine Lärmmessung gebeten. Doch daraus wurde nichts. „Keiner kümmert sich“, ärgert sich Seemann.

Nach Aussage der ist das nicht wahr. Zwar hat keine Lärmmessung stattgefunden, aber etwas anderes. „Das Umweltamt ist aufgrund der Lärmbeschwerde selbstverständlich tätig geworden“, erklärt die Stadt-Pressestelle. „Ein Mitarbeiter des Umweltamtes war vor Ort und hat mit dem Projektleiter gesprochen.“

Umweltamt der Stadt Wolfsburg war vor Ort

Der Betreiber habe im Vorhinein Maßnahmen zur Lärmminderung ergriffen, heißt es aus dem Rathaus. „Unter anderem wurde freiwillig eine Mittagsruhezeit eingeführt. Die Abend- und Nachtruhezeiten werden eingehalten. Die Baumaßnahme soll voraussichtlich bis Ende dieser Woche laufen.“

Bei Lärmbeschwerden mache sich das Umweltamt zunächst selbst ein Bild davon, ob sich die Situation durch Lärmschutzmaßnahmen entspannen lasse. Nur wenn ein Lärmgutachten erforderlich und vor allem auch mit Blick auf die zeitlichen Abläufe sinnvoll sei, werde eine Lärmmessung beauftragt.

Bauarbeiten in Detmerode sollen noch etwa eine Woche dauern

Denn das Umweltamt selbst könne nur Lärmmessungen ohne lärmschutzrechtliche Rechtsgültigkeit vornehmen. Für eine rechtsgültige Lärmmessung und Beurteilung des Baustellenlärms müsse meist ein Ingenieurbüro für Lärmakustik beauftragt werden. „Das bedarf einer entsprechenden Vorlaufzeit und lässt sich daher mit Blick auf eher kurzzeitige Lärmquellen (wie hier) nicht umsetzen“, argumentiert die Pressestelle.

Ganz so kurzfristig ist die Lärmquelle allerdings nach Auskunft der Wohnungsgesellschaft Neuland nicht. Die Besitzerin der Parkpalette und Vermieterin der Seemanns berichtet, dass die Hochdruckwasserarbeiten voraussichtlich noch bis zum Ende der kommenden Woche dauern. „Wir bitten die Anwohner noch um ein wenig mehr Verständnis, die Arbeiten sind dringend nötig“, sagt Neuland-Sprecherin Janina Thom und verspricht: „Danach werden wir betonieren, diese Arbeiten sind definitiv nicht so lärmintensiv.“

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