Nordsteimke. Die Tanz- und Trachtengruppe „De Steinbekers“ tritt auf dem Rittergut des Grafen von der Schulenburg auf. Außerdem gibt es einiges zu bestaunen.

„Wir sind aus dem Dornröschen-Schlaf erwacht und wollen hier heute mit euch nach dem Motto ,lieber ein kleines Fest, statt gar kein Fest‘ feiern“, ruft Kerstin Koch den gut 150 Umstehenden zu, die am Samstagnachmittag in die Tenne auf dem Rittergut des Grafen von der Schulenburg gekommen sind. Die erste Vorsitzende der Tanz- und Trachtengruppe „De Steinbekers“ eröffnete zusammen mit Bärbel Labatz, ehemalige langjährige Vorsitzende der Landfrauen, sowie Hartmut Brandt von den Freunden alter Landmaschinen das erste Nordsteimker Erntefest nach Corona.

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Tänze in Tracht und Aufhängen der Erntekrone

Zuvor hatten zehn Paare in der überlieferten Tracht des Braunschweiger Landes aus der Zeit des 18./19. Jahrhunderts eine Polonaise dargeboten – und das Publikum hatte gleich begeistert im Takt mitgeklatscht. „Wir wollen uns beim Grafen bedanken, dass er uns seine herrliche Kulisse zur Verfügung gestellt hat, damit wir das Ambiente seines Hofes genießen können“, sagt Bärbel Labatz.

Harald Engelking, Alfred Berkenhagen, Friedrich Wolter, Heinrich Griesemann und Heinrich Pawlitzki am Flügelmäher.
Harald Engelking, Alfred Berkenhagen, Friedrich Wolter, Heinrich Griesemann und Heinrich Pawlitzki am Flügelmäher. © regios24 | LARS LANDMANN

Warum es in diesem Jahr keinen Erntewagen wie sonst in den Jahren zuvor und auch kein Dreschen des reifen Korns gibt, erklärte Hartmut Brandt auf Plattdeutsch: „Bei 30 Grad brauchst du keine Leut’ aufs Acker zu schicken, da is’ alles verbrannt.“ Trotzdem noch ein paar Halme retten konnten die Nordsteimker mit Hilfe von Landwirt Harald Hoppe für die Erntekrone, die die Landfrauen aus Hafer, Roggen, Weizen und Gerste gebunden und mit Bändern in den Nordsteimker Farben Gelb und Blau geschmückt hatten.

Fachsimpeln über alte Landmaschinen

Es war Punkt 15.20 Uhr, als Michael Koch hinter dem Lenkrad des Treckers sitzend vorfuhr. Im Anhänger das Schmuckstück, welches Dieter Moritz erst gut festhielt und dann an Knut Grabowski übergab. Der zweite Vorsitzende der Steinbekers trug die Krone dann in die Scheune, um sie hier an den Haken der Seilwinde zu hängen, welche von Achim Pollex betätigt wurde, bis die Erntekrone in luftiger Höhe schwebte. Spontaner Beifall. Zuvor hatten Pia, Luisa und Meike noch traditionelle Erntesprüche aufgesagt.

Während es an den Bänken und Tischen mit Kaffee und Kuchen weiterging, füllte sich der Kopfsteinpflaster-Hof zunehmend: Harald Engelking, Friedrich Wolter, Heinrich Griesemann und Heinrich Pawlitzki von den Freunden alter Landmaschinen fachsimpelten genüsslich über den sich im Besitz von Alfred Berkenhagen befindlichen Flügelmäher: eine Maschine mit sogenannten Flügeln aus Holz, die nach dem mechanischen Mähen das geschnittene Getreide in Bündeln ablegte.

Die Erntekrone wird mit dem Erntewagen gebracht und in der Scheune aufgehängt.
Die Erntekrone wird mit dem Erntewagen gebracht und in der Scheune aufgehängt. © regios24 | LARS LANDMANN

„Der Flügelmäher machte den Einsatz der Sense bei der Getreideernte überflüssig und wurde in den 1920er-/30er-Jahren eingesetzt“, verdeutlicht der Ur-Nordsteimker. Für die kleinsten Gäste wurden unter der Leitung der Mitglieder der Jugendfeuerwehr Nordsteimke Spiele angeboten, flanierend standen das 8,8 Tonnen schwere Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser, Baujahr 2009, der Wehr und ein Team um Ortsbrandmeister Matthias Dressler auf dem Hof.

Kinder staunen über mechanischen Korntrenner

Damit er besser sehen konnte, wie der Eimer mit dem Gemisch aus Erbsen, Korn und Mohn in den mechanischen Korntrenner geschüttet wurde, hatte Papa Timo Pillasch seinen vierjährigen Sohn Theo in die Höhe gehoben. „Das ist voll cool und voll schnell“, staunten Erik (9) und Schwester Marit (7), die mit Mama Britta Franz zum Fest gekommen waren. „Die Trennung erfolgt, weil jedes Korn aufgrund seines Gewichtes eine andere Fließgeschwindigkeit hat, die Erbsen sind am schnellsten“, erläutert Knut Grabowski gerade Familie Virgil mit Mutter Iris, Papa Christopher und den Töchtern Tilda (9) und Elli (6).

Kulinarischer Höhepunkt am Abend war die Ausgabe des von den Landfrauen über drei Tage lang vorbereiteten und dann frisch abgebackenen Röhrenklumps.