Wolfsburg. Das Baufeld für Wolfsburgs neue Feuerwache ist übersät mit Bombentrichtern und Verdachtspunkten. Die Kommune bereitet sich auf Evakuierungen vor.

Anwohner, Unternehmen und Schulen in der Nähe der Hauptfeuerwache in der Dieselstraße sollten sich auf Evakuierungen in den kommenden Monaten gefasst machen. Im August beginnen auf dem Baugrundstück für Wolfsburgs neue Feuerwache Kampfmittelsondierungen. Auf dem Gelände werden so viele Weltkriegsrelikte vermutet, dass Hochbau-Geschäftsbereichsleiter Christian Brinsa vor einem Jahr vom stärksten Kampfmittelverdacht der gesamten Stadt sprach.

Die neue Wache der Berufsfeuerwehr wird auf dem ehemaligen Betriebshof der Wolfsburger Abfallwirtschaft und Straßenreinigung gebaut. „Der Abriss des WAS-Betriebshofes in der Dieselstraße beginnt nach den Sommerferien“, kündigt Stadt-Pressereferentin Elke Wichmann an. Die Kampfmittelsondierungen gingen mit dem Abriss „Hand in Hand“.

Die Sondierungen sollen von August bis voraussichtlich Ende Januar stattfinden. Wann und in welchem Radius Anwohner und Anlieger evakuiert werden könnten, ist zurzeit noch nicht zu sagen. „Aktuell gibt es lediglich Verdachtspunkte“, erklärt Wichmann. „Die vorgesehenen Sondierungen werden zu konkreten Erkenntnissen führen. Die Art möglicher Funde entscheidet über den Evakuierungsradius.“

An der Wolfsburger Dieselstraße werden zahlreiche Blindgänger vermutet

In den vergangenen Jahren wurde bei Bombenentschärfungen in Wolfsburg in einem Radius von 300 bis 1000 Metern evakuiert. Letzteres 2016: Bevor im Volkswagenwerk ein 250-Kilogramm-Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden konnte, mussten die Bewohner Sandkamps ihre Häuser verlassen. 2018 wurde, ebenfalls in den Werksferien, eine Fliegerbombe auf dem Werksgelände entschärft und 4000 Innenstadt-Bewohner im Umkreis von 300 Metern wurden evakuiert. Als im April 2022 eine 500 Kilogramm schwere Bombe im Werk unschädlich gemacht wurde, fand die Evakuierung ebenfalls in einem Umkreis von 300 Metern statt.

Auf dem Baugrundstück für die neue Feuerwache gibt es zahlreiche und sehr dicht beieinander liegende Stellen, an denen Bomben vermutet werden. Feuerwehr- und Ordnungsdezernent Andreas Bauer sprach Ende 2021 von einem „Baufeld, das übersät ist von Bombentrichtern und Verdachtspunkten“. Das Wohngebiet Hellwinkel, das Gewerbegebiet Dieselstraße und zwei Schulen liegen in der Umgebung des Sondierungsfeldes. Von einer Evakuierung in einem 1000-Meter-Radius wären auch Teile der Wolfsburger Innenstadt betroffen.

Zur Vorbereitung auf Evakuierungen ist eine Ausweichleitstelle eingerichtet

Zwei Millionen Euro hat die Kommune für die Sondierungen und für eventuelle Bombenräumungen eingeplant. Weil die für 200.000 Menschen in Wolfsburg und im Landkreis Helmstedt verantwortliche Leitstelle in der Dieselstraße auf jeden Fall innerhalb des Evakuierungsradius liegen würde, ist sicherheitshalber in Vorsfelde eine Ausweichleitstelle für die Feuerwehr und den Rettungsdienst eingerichtet worden. Der Probebetrieb soll im Juli anlaufen, damit die Leitstelle rechtzeitig zu Beginn der Kampfmittelsondierungen betriebsbereit ist.

Der Abriss des alten Betriebshofes der WAS und die Freimachung des Baufeldes wird laut heutigem Zeitplan im März 2023 abgeschlossen. Zu dem ehemaligen WAS-Betriebshof gehörten auch zwei Tankstellen. Die Stadtverwaltung, die mit einer überdurchschnittlichen Schadstoffbelastung in den Gebäuden und im Boden rechnete, hat diese inzwischen detaillierter analysieren lassen. Welche Schadstoffe dabei gefunden wurde, darüber will sie keine Auskunft geben, bevor der Bürgerdiensteausschuss das nächste Mal getagt hat.