Wolfsburg. Thomas Männicke erhielt 2014 ein neues Organ von seiner Frau. Darum wirbt das Ehepaar für die Organspende.

„Dass mir meine Frau Sabine eine ihrer Nieren gespendet hat, hat mir ein zweites Leben geschenkt“, sagt Thomas Männicke. Die Transplantation fand am 28. Oktober 2014 statt, „und seitdem bin ich ein neuer Mensch, habe wieder Kraft, bin leistungsfähig und vor allem lebe ich unbeschwerter“.

Wolfsburger Thomas Männicke lebt seit 2014 mit einer Spenderniere

Am bundesweiten Tag der Organspende am Samstag, 4. Juni, will der engagierte Wolfsburger über die beiden Arten der Organspende, die Lebend- und die postmortale Spende, sowie über präventive Nierengesundheit aufklären.

Der heute 62-Jährige hatte vor 30 Jahren nach einer Fernostreise bei einer Blutuntersuchung erfahren, dass er auffällige Nierenwerte hat. Schnell wurden mit Hilfe von bildgebenden Verfahren so genannte Zystennieren diagnostiziert – eine der häufigsten genetischen Erkrankungen der Nieren, durch welche gesundes Gewebe nach und nach zerstört, quasi durchlöchert, wird. „Meine Nieren sahen aus wie ein Schwamm“, erläutert der Vorruheständler.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Vorbild

Vor sieben Jahren war er kurz davor, an die Dialyse zu müssen, als das Ehepaar vom Hausarzt von der Möglichkeit der Lebendspende erfuhr. „Es war uns ein Vorbild, dass der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seiner Frau Elke Büdenbender 2010 eine Niere gespendet hat“, erinnert sich Sabine Männicke.

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OP und Reha verliefen ohne größere Zwischenfälle. Dennoch: Einfach so in den Tag hinein leben wie andere Menschen kann Thomas Männicke auch heute nicht. Zehn Tabletten schluckt er am Tag – das sind in Summe bis dato 30.000 Stück. Unter anderem eine gegen Bluthochdruck, damit der Druck auf die Gefäße des neuen Organs möglichst gering gehalten wird.

Während der Corona-Zeit hatte Thomas Männicke große Angst

Sein Leben lang muss Thomas Männicke zudem Immunsuppressiva einnehmen, die sein Immunsystem herabsetzen. Dadurch wird eine Abstoßung des neuen Organs verhindert. Als immunsupprimierter Mensch darf er kein rohes Fleisch oder rohen Fisch essen. Hintergrund ist, dass Bakterien oder Viren, die von einem gesunden Immunsystem abgewehrt werden, zu gefährlichen Infektionen führen können. Auch vor Schimmel muss er sich in Acht nehmen – Zimmerpflanzen, in deren Erde sich gerne einmal Schimmelsporen einnisten, existieren deshalb bei den Männickes im Haus nicht.

Weil er als Transplantierter faktisch Hochrisikopatient ist, waren die vergangenen Corona-Monate schlimm: „Ich hatte schon sehr große Angst.“ Eingekauft wurde nur mit Maske und Handschuhen, Treffen mit Freunden fanden an der frischen Luft statt. Dafür ist das Paar sehr viel gewalkt: „Wir haben ganz Wolfsburg erkundet und kennen jetzt jeden Feldhamster.“

30 Prozent weniger Organspender im ersten Quartal 2022

Aber für Menschen wie Thomas Männicke gibt es weitere schlechte Nachrichten: Für das erste Quartal 2022 meldet die Deutsche Stiftung für Organtransplantation (DSO) einen massiven Einbruch – fast 30 Prozentweniger Organspender und 25 Prozent weniger Organe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Eine Erklärung dafür könnte die hohe Belastung auf den Intensivstationen durch coronabedingte Personalengpässe sein, so dass am Ende der aufwendige Prozess von der Hirntoderklärung bis zur Organspende, Entnahme und Transplantation seltener erfolgt ist“, mutmaßt Thomas Männicke.

Wolfsburger rät: Beim Hausarzt einen Gesundheitscheck machen

Dennoch: „Das neue Organ bewirkt eine maximale Freiheit für mich.“ Und weil das so ist, engagiert sich Thomas Männicke verstärkt ehrenamtlich: Er ist als Patientenbegleiter für Nierenerkrankte im Einsatz und stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Niere Niedersachsen. „Wichtig ist unserem Verein die Unterstützung von Betroffenen, ihren Angehörigen und auch die Vorsorge.“

Schätzungen zufolge gibt es bundesweit mehrere Millionen chronisch Nierenerkrankte in allen Stadien. Und viele wissen gar nicht, dass sie möglicherweise Probleme haben. „Nieren leiden leise, es tut nicht weh“, erzählt er. Sein Rat: Beim Hausarzt mal ein großes Blutbild, beispielsweise im Rahmen eines Gesundheits-Check-ups, machen lassen und dabei den Kreatininwert, der ein wichtiger Parameter für die Nierenfunktion ist, checken lassen. Männicke: „Auch Diabetiker bekommen häufig Nierenprobleme.“

Weitere Infos zum Tag der Organspende

Anlässlich des bundesweiten Tages der Organspende am Samstag, 4. Juni, steht von 9 bis 15 Uhr ein Infostand in der Fußgängerzone auf Höhe der Porschestraße 45.

Organspendeausweise gibt es kostenlos in jeder Apotheke. Unter www.organspende-info.de kann der Ausweis als Plastikkarte bestellt werden. Unter der gebührenfreien Telefonnummer 0800-9040400 beantwortet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung persönliche Fragen zur Organspende.

Etwa 9200 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste für ein Spenderorgan, darunter auch 700 transplantable Herzpatienten. 2020 sind 767 Wartende verstorben. 913 postmortale Organspender gab es vor zwei Jahren, 2021 waren es 933. 2017 wurde der niedrigste Stand seit 20 Jahren mit gerade einmal 797 Organspendern erreicht. 3,1 Organe wurden 2021 im Durchschnitt pro Spender entnommen.

Weitere Infos zu der Arbeit von Thomas Männicke im Internet auf www.lnni.de/regionalgruppen-des-lndt, auf ww.facebook.com/maennicke.region.gf.wob.selbsthilfe.niere und auf www.slod-ev.de. Wer sich für die Herzstiftung interessiert, findet hier einen Podcast: www.herzstiftung.de/podcast-organspende-2022.