Heiligendorf. Weil der Lütjer Weg in Heiligendorf gesperrt ist, wird bei der Familie nicht mal der Müll regelmäßig abgeholt. Das ist nicht das einzige Problem.

Die gelben Säcke stapeln sich an der Einfahrt zum Hof der Familie Töpperwien im Lütjer Weg 33. „Die gelben Säcke wurden jetzt zum zweiten Mal nicht eingesammelt“, ärgert sich Eike Töpperwien. Auch der Inhalt der grauen Tonne gammelt vor sich hin, seit auch diese nicht mehr geleert wird. Post erhält die Familie nur noch einmal in der Woche und dann stapelweise, und jetzt war der Hof auch noch eineinhalb Werktage ohne Telefon und Internet. Dem Jungbauern reicht es.

Grund für die Misere ist die Sperrung des Lütjer Weges etwa 100 Meter, nachdem man das Schützenhaus passiert hat. „Durchfahrt verboten“ heißt es seit Anfang Mai und wohl noch bis zum Ende des Jahres. „Aktuell führt die LSW Erschließungsarbeiten zur Strom- und Wärmeversorgung im nördlichen Bereich des Neubaugebiet ,Krummer Morgen’ durch, die jedoch zu keinen Beeinträchtigungen der Telekommunikationsinfrastruktur führen. Im südlichen Bereich des Neubaugebiet, entlang des Lütjer Wegs, finden parallel Kanalarbeiten zur Erschließung statt“, teilt LSW-Sprecherin Birgit Wiechert auf WN-Anfrage mit.

Die Umleitung der Stadt Wolfsburg ist zu lang und führt über Feldwege

Dass die direkte Zufahrt zu seinem Haus für ein halbes Jahr nicht gegeben sein wird, davon hat der 39-jährige Eike Töpperwien nicht etwa von der Stadt Wolfsburg erfahren, sondern dadurch, dass entsprechende Schreiben im Kindergarten verteilt wurden. „Von einem Tag auf den anderen ging hier nichts mehr“, schimpft der Landwirt, der sich fragt: „Was ist eigentlich, wenn es brennt? Oder wenn wir den Rettungswagen benötigen? Wer kommt dann für den eventuellen Schaden auf, der durch die lange Anfahrt zu meinem Grundstück entsteht?“

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Zwar habe die Stadt eine Umleitung durch die Feldmark eingerichtet, diese sei aber ein mehr als drei Kilometer langer Umweg. Bestellungen – etwa aus dem Internet – lässt der Landwirt schon gar nicht mehr an seine Adresse liefern, sondern an die Adressen von Freunden: „Die Paket-Dienstleiter finden uns nicht mehr.“ Und auch die Kunden kommen nicht mehr, um ihre frischen Eier, die Nudeln, die Milch, den Kakao, die Marmelade, den Honig oder die Wurstwaren aus dem hofeigenen Automaten des Direktvermarkters zu kaufen.

Die Töpperwiens hoffen auf einen Vor-Ort-Termin mit der Stadt

Seit 2017 betreiben die jungen Bauersleute ein Hühnermobil, 2018 kam ein zweites dazu. 600 Hühner nennen Rosalynn und Eike Töpperwien ihr Eigen, die eine Legeleistung von etwa 85 Prozent erbringen. „Der Verkauf ist um die Hälfte eingebrochen. Die Eier sind aber Frischware. Wir können aus den nicht abverkaufen Eiern ja nicht Berge von Nudeln herstellen“, bedauert die 36-Jährige. Konsequenz: Ein Mobil wird dicht gemacht. Tiere, die geschlachtet werden müssen, werden nicht mehr ersetzt.

Als Grund dafür, dass sie den Weg nicht mehr auf den Bauernhof finden, geben die Kunden an, dass die Umleitung, die zu mehr als der Hälfte über geschotterte, sandige Feldwege führt, zu sehr staubt und ihre Autos verdreckt. Und so frequentieren nur noch wenige Radfahrer oder Spaziergänger die Hausnummer 33. Töpperwien hofft jetzt auf einen Vor-Ort-Termin mit der Bau-Verwaltung und anderen Zuständigen in der nächsten Woche. Sein Vorschlag: Von der Straße „Am neuen Teich“ im Baugebiet Hasenmorgen soll eine Weiterfahrt auf den Lütjer Weg hergestellt werden.