Wolfsburg. Die Winzer sind froh über die Chance und blicken auf schwere Pandemie-Jahre zurück. Doch sie lieferten auch während Corona Weine nach Wolfsburg.

Zwei Jahre ohne Weinfeste liegen hinter den fünf Winzern aus Rheinhessen, die beim Weinfest auf dem Hugo-Bork-Platz bis Samstagabend ihre edlen Tropfen anbieten. Wie haben die Familienbetriebe die Pandemie und ihre Auswirkungen verkraftet und wie fühlt sich die Rückkehr nach Wolfsburg an?

Eine gekühlte Flasche Winzersekt, dazu eine Flasche Mineralwasser und obendrauf das Pfand für die bereitgestellten Gläser. Bevor er kassiert, riskiert Winzer Willi Knell aus Albig einen Blick auf die Preistafel. „Das sind Momente, in denen man spürt, dass man zwei Jahre aus der Übung ist“, sagt er. „Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das rasch wieder einspielt.“

Wolfsburger wandelten sich vom Bier- zum Weintrinker

Seit das Weinfest 1987 Premiere feierte, zählt Knell zum festen Winzerkollektiv. Die ersten Jahre waren schwierig. „Anfangs hat niemand geglaubt, dass man in Wolfsburg ein Weinfest etablieren kann“, berichtet Knell. „Aber viele Wolfsburger haben sich vom Bier- zum Weintrinker gewandelt.“

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Zuletzt hatte der Winzer seine Weine beim Altstadtfest 2019 in Fallersleben im Rahmen eines Events ausgeschenkt. Im Jahr danach war er in der Region unterwegs, um seine Kunden mit dem zu beliefern, was telefonisch oder über Online-Kanäle geordert wurde. „Die ersten Auslieferungen waren gespenstisch, leere Straßen und Ware, die man vor geschlossene Türen gestellt hat.“ Durch den Wegfall der Weinfeste hat das Weingut etwa ein Drittel weniger Umsatz gemacht. Das gilt es jetzt aufzuholen. „Wir haben 2000 Flaschen Wein dabei, und ich hoffe sehr, dass es reicht“, meint er augenzwinkernd.

Winzer gewinnen ihre Stammkunden durch Weinfeste wie in Wolfsburg

Nach zwei Jahren Pause muss sich auch das Winzer-Ehepaar Dagmar und Helmut Busch aus Volxheim wieder an den Stress gewöhnen. „Verlernt haben wir es ja nicht“, sagt die Winzergattin. Während der Pandemie haben die Buschs einen Online-Shop aufgebaut. „Stammkunden gewinnt man aber durch Feste wie diese“, betont sie.

Das sieht Winzer Eric Dorst aus Wörrstadt ähnlich: „Wir sind gemeinsam mit der Kundschaft ergraut, und es ist schön, wieder in vertraute Gesichter zu schauen.“ Die Zwangspause hat er für Experimente genutzt, bei denen neue Produkte entstanden sind.

Die Winzer haben während der Corona-Pandemie experimentiert

Wein ist für Winzer Jörg Hammen aus Schornsheim gleichermaßen Leidenschaft, Wissenschaft und Religion. Dementsprechend hat er die Corona-Zeit ebenfalls für Experimente genutzt. Dazu zählt ein Wein im Stil von Portwein, der noch in Eichenfässern reift, bis Hammen das Ergebnis vielleicht einmal in Wolfsburg kredenzt.

Den Neustart der Weinfeste verbindet der Winzer mit vielen Hoffnungen. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen Veranstaltungen wie diese mit einem Glas Wein in der Hand stärker wertschätzen und gute Zeiten bewusster genießen.“ Persönliche Kontakte zu Kunden, sind für ihn durch nichts zu ersetzen. „Nur wenn man den Menschen kennt, findet man auch den Wein, der zu ihm passt.“