Braunschweig/Wolfsburg. Auf der Reise soll der 46-Jährige sexuelle Anspielungen gemacht und den Jugendlichen erlaubt haben, Alkohol zu konsumieren.

Einem Wolfsburgen Pfarrer hat die Landeskirche Braunschweig fristlos gekündigt. Zuvor gab es Vorfälle auf einer Konfirmandenfreizeit. Die Kirchenleitung prüfte und griff schnell durch. Der Pfarrer war noch in der Probezeit, die Stelle hatte er vor noch nicht einmal einem Jahr angetreten. Es war seine erste Reise mit Konfirmanden. Kurz nach der Rückkehr wurde er vor die Tür gesetzt.

Nachdem unsere Redaktion von der Ablösung erfahren hatte, bat sie die Landeskirche um Stellungnahme. Deren Sprecher Michael Strauß antwortete, gegen den 46-jährigen Diplom-Theologen werden verschiedene Vorwürfe erhoben im Zusammenhang mit der 6-tägigen Konfirmandenfreizeit. Auf solchen Fahrten sollen junge Gläubige die Werte der christlichen Gemeinschaft erleben. Für viele stellt die Freizeit einen Höhepunkt ihrer kirchlichen Unterrichtszeit dar.

Unangemessenes Verhalten – Aufsichtspflichten verletzt

Strauß berichtet, der Pfarrer habe sich auf der Freizeit gleich „mehrfach mit sexuellen Anspielungen in unangemessener Weise gegenüber den Jugendlichen geäußert“. Er soll zugelassen haben, dass die Jugendlichen Alkohol kaufen und konsumieren konnten. Darüber hinaus erwähnt Strauß, der Pfarrer habe „auch in anderer Weise seine Aufsichtspflichten verletzt“, ohne konkreter zu werden.

Am 10. April kehrte die Reisegesellschaft zurück. Teamer, das sind junge Gruppenbetreuerinnen und -betreuer, meldeten sich beim Propst von Vorsfelde, Dr. Ulrich Lincoln. Dieser setzte umgehend die Landeskirche in Kenntnis, die eine arbeitsrechtliche Prüfung durch den Leiter der Rechtsabteilung einleitete.

In einem Brief wurde schon vor Monaten vor dem Pfarrer gewarnt

Am 11. April wurde der Pfarrer, der sich da noch in der Probezeit seiner bis Juni 2023 befristeten Anstellung befand, freigestellt. Am 22. April wurde ihm die fristlose Kündigung ausgesprochen. „Natürlich wurde sorgfältig geprüft. Die Kündigung ist aus unserer Sicht eine angemessene Reaktion auf die Sachverhalte“, so Strauß.

Im September – knapp drei Monate, nachdem der Pfarrer die Stelle angetreten hatte – erreichte Vertreter der Landeskirche eine Mail, die unserer Redaktion vorliegt. Der Verfasser berichtete darin vom angeblichen Vorleben des Geistlichen und stellte dessen Eignung für den Pfarrberuf in Frage. Der Schreiber rief dazu auf: „Sie sind hiermit vielleicht nicht zum ersten Mal vorgewarnt. Schützen Sie ihre Gemeinde (...).“ Inwiefern die Vorwürfe, die in der Mail erhoben wurden, dazu geführt haben, dass die Landeskirche den Pfarrer genauer im Blick behielt, ließ der Sprecher unbeantwortet.

Vorsfelder Propst übernimmt Konfirmationsgottesdienste

Die Reise mit den Konfirmanden war die erste des Pfarrers seit dessen Anstellung. Strauß: „Er wird nicht in den Dienst der Landeskirche Braunschweig zurückkehren.“ Die Stelle wird nun neu ausgeschrieben. Bis zur Neubesetzung wurde ein Vakanzvertreter ernannt.

Mit den Konfirmanden, ihren Familien sowie den Teamern habe es „intensive Gespräche“ gegeben, so Strauß. Propst Lincoln höchstselbst übernahm die Konfirmationsgottesdienste. „Es war für uns sehr wichtig, dass die Jugendlichen und ihre Familien einen schönen Abschluss der Konfirmandenzeit erleben konnten“, teilte dieser mit.

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