Wolfsburg. Nummernziehen ist von gestern, die Wolfsburger Bürgerdienste wollen bei der Online-Terminvergabe bleiben. Eine Alternative gibt es jedoch.

Ummelden, Personalausweis beantragen, Auto anmelden: All das soll im Wolfsburger Rathaus und den Sprechstellen auch nach der Pandemie nur mit vorheriger Terminvereinbarung gehen. Der Geschäftsbereich Bürgerdienste plant trotz Lockerungen keine Rückkehr zum alten System mit Nummernziehen und Warten, wie der zuständige Ratsausschuss am Mittwoch zur Überraschung der Mitglieder erfuhr.

Stefan Kanitzky (Volt) sprach das Thema in der Sitzung des Bürgerdiensteausschusses an: Er hatte gehört, dass manche Wolfsburger aktuell drei bis vier Wochen auf einen Termin bei der Stadt Wolfsburg warten. Geschäftsbereichsleiter Jens Krause verneinte dies. Er sprach von fünf bis sechs Tagen Wartezeit und versicherte: „Sie kriegen in der nächsten Woche einen Online-Termin.“

„Wir sind mit einer Sache wirklich zufrieden und das ist die Terminvergabe“, sagte Krause weiter. „Wir werden nicht zurückgehen zu dem System ohne Terminvergabe.“ Stadtrat Andreas Bauer erläuterte, dass sich dank der Anmeldung viel präziser planen lässt, da sie vorab Klarheit darüber bringt, welcher Termin wie lange dauern wird. „Wir sind deutlich leistungsfähiger, wenn wir uns auf das System stützten“, betonte Bauer.

Stadt Wolfsburg will Bürgeranliegen nur noch nach Terminvergabe bearbeiten

Francescantonio Garippo wunderte sich, dass der Ausschuss von dieser Entscheidung eher zufällig erfuhr. „Es war mir nicht bewusst, dass wir das gewollt und diskutiert hätten“, kritisierte der Sozialdemokrat. Auch Garippos Parteikollege Sabah Enversen war nicht zufrieden. Aus seiner Sicht sollte die Kommune mehr Aufklärungsarbeit leisten. „Jeder muss wissen, dass er nicht einfach ins Rathaus stiefeln kann, sondern zum Telefonhörer greifen oder sich online anmelden muss.“

Garippo und der Christdemokrat André-Georg Schlichting schlugen vor, für kurzentschlossene Wartebereite die Möglichkeit des spontanen Gangs ins Rathaus wieder zu eröffnen. „Wir brauchen eine digitale Verwaltung, aber wir dürfen die Älteren nicht vergessen“, so Schlichting.

Kommunalpolitiker wollen auch spontanen Besuch der Bürgerdienste ermöglichen

Der Geschäftsbereich Bürgerdienste war aufgrund von Lockdowns, Homeoffice und anderen Coronaeinschränkungen bei der Bearbeitung von Bürgeranliegen mächtig ins Hintertreffen geraten. Seit sechs Monaten arbeiten das Einwohnermeldeamt und andere Stellen nur noch mit Terminvereinbarung.

Zur Online-Terminvergabe der Stadt Wolfsburg geht es online unter termin.stadt.wolfsburg.de. Einen Überblick über die Leistungen am Schnellschalter finden Sie ebenfalls auf wolfsburg.de. Unter der Behördennummer 115 (Service Center) können Termine telefonisch vereinbart werden.

Wartezeit der Wolfsburger Bürgerdienste ist auf 6 Minuten gesunken

Vom 1. Oktober 2021 bis zum 31. März wurden 23.000 Anliegen bearbeitet. Weitere 15.000 Angelegenheiten wie die Abholung von Dokumenten, die Außerbetriebsetzung von Autos und die Ausgabe von Bewohnerparkausweisen konnten ohne Terminvereinbarung am Schnellschalter erledigt werden.

Die durchschnittliche Wartezeit vor Ort lag nach Angaben der Stadt Wolfsburg bei 6 Minuten. 2019 mussten Bürger noch 25 Minuten warten, 2017 betrug die Wartezeit 15 Minuten. „Die gesunkenen Wartezeiten sind auf die Einführung der Terminvergabe zurückzuführen“, erklärt die Pressestelle.

Die Zahl der Kfz-Zulassungen ist 2021 in Wolfsburg stark gesunken

Die Zahl der Kraftfahrzeug-Zulassungen sank im vergangenen Jahr deutlich unter das Vor-Corona-Niveau. Im Rathaus, der Autostadt und den Verwaltungsstellen Fallersleben und Vorsfelde wurden 2021 zirka 73.000 Fahrzeuge zugelassen. 2019 waren es 110.000, 2017 sogar 113.000.

Deutlich gesunken ist in Zeiten, in denen viele Wolfsburger zu Hause blieben oder ihren Urlaub in Deutschland verbrachten, auch der Bedarf an Reisepässen. Nur 4200 Pässe wurden 2021 beantragt. 2019 waren es noch 6.100. Passend dazu brauchte fast niemand einen internationalen Führerschein. Gerade einmal 198 internationale Führerscheine wurden 2021 beantragt, vor der Pandemie waren es etwa viermal so viele.