Detmerode. Nach Informationen unserer Zeitung fanden Unkraut-Abflämmarbeiten rund um das Gebäude statt. Die Awo sucht nach einer alternativen Unterkunft.

Auf dem Boden liegen verrußte Brandreste, Scheiben sind zerborsten. Der Eingang der Awo-Kindertagesstätte Detmerode ist am Donnerstag mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Der Vorbau sowie das Holzdach im Eingangsbereich gerieten am Mittwochvormittag in Brand. Erzieherinnen und Erzieher konnten 32 Kinder über den Garten in Sicherheit bringen. Die anderen Mädchen und Jungen waren zu diesem Zeitpunkt nicht im Gebäude. Verletzt wurde niemand.

Bis auf Weiteres ist die Einrichtung in der Theodor-Heuss-Straße 95 nicht nutzbar. Wann der Kita-Betrieb dort wieder anlaufen kann, ist momentan nicht abzusehen. Das Ausmaß der Zerstörung lässt sich nur von außen erahnen. Nach ersten Schätzungen der Polizei liegt der Schaden im sechsstelligen Bereich. „Es herrscht Betretungsverbot“, sagte Awo-Verbandssekretär Falk Hensel am Donnerstag.

Die Arbeiterwohlfahrt als Träger sucht weiterhin nach einer alternativen Unterkunft zur Betreuung der zwei Kindergartengruppen sowie der Krippenkinder. 59 Mädchen und Jungen sind es insgesamt. „Es zeichnet sich eine Lösung ab“, so Hensel. Er hofft, dass es schon am Freitag Neuigkeiten gibt. Für den Nachmittag hat die Awo ein digitales Elterngespräch anberaumt. Bereits am Donnerstag telefonierten Erzieherinnen und Erzieher mit den Eltern, um sich nach den Kindern zu erkundigen.

Kita-Kinder finden in WVG-Bus Zuflucht

Um 10.30 Uhr ging am Mittwoch der Alarm bei Polizei und Feuerwehr ein. Weil Explosionsgefahr bestand, sperrten die Einsatzkräfte den Bereich weiträumig ab. Der Verkehr wurde umgeleitet, Busse konnten keine Haltestellen mehr anfahren. Nach eineinhalb Stunden war das Feuer gelöscht.

Die Kinder und das Kita-Personal kamen zunächst in einem Bus der WVG unter. Später fanden sie in den Gemeinderäumen der nahe gelegenen Stephanuskirche am Detmeroder Markt Unterschlupf. „Wir haben mit den Kindern getanzt, gespielt und gemalt, um sie etwas abzulenken“, erzählte Pastorin Charlotte Kalthoff am Tag nach dem Brand. Unterstützt wurde sie von Diakonin Anja Struck sowie zwei Kolleginnen des Kirchenkreises.

„Für uns war es selbstverständlich, dass wir helfen“, sagte Kalthoff. Die Situation sei für alle ungewöhnlich gewesen, die Kinder wurden aus ihrem Kita-Alltag gerissen. Ein Kind habe sich Sorgen um die Brotdose gemacht, die noch in der Kita war.

Brandursache ist noch immer unklar

Wie es zu dem Feuer kam, steht noch nicht fest. Nach Informationen unserer Zeitung fanden Unkraut-Abflämmarbeiten rund um das Gebäude statt. Das Gebäude gehört der Stadt Wolfsburg. Ob die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Brand stehen, werden die weiteren Untersuchungen zeigen. Weder die Arbeiterwohlfahrt noch die Stadt wollen sich mit Verweis auf die Ermittlungen dazu äußern. Die Polizei hat einen Brandsachverständigen hinzugezogen. Bis das Gutachten vorliegt, könnten zur Ursache und Schadenssumme keine Angaben gemacht werden.

Mehrere Brände an Kindertagesstätten in Wolfsburg

In den vergangenen Monaten kam es wiederholt zu Bränden an Kindertagesstätten. Am 2. Dezember 2021 stand nachts ein Papiercontainer an der St. Marien Kindertagesstätte in Sülfeld in Flammen. Am 15. Juni 2021 wurde an der Kindertagesstätte Edith Stein in Reislingen gezündelt. Durch das Feuer wurde eine Fassadenwand der Kita durch Verrußung beschädigt. Bereits eine Woche zuvor waren auf dem Gelände Asche, Tabakreste und angekohlte Papierstücke gefunden worden.

Der folgenschwerste Brand ereignete sich am Vormittag des 23. April 2021. An der Kindertagesstätte St. Heinrich auf dem Rabenberg brannte ein Holzstapel. Die sechs anwesenden Erzieherinnen evakuierten alle 22 Kinder. Die Kleinen blieben unversehrt. Drei der Erzieherinnen wurden allerdings leicht verletzt durch das Einatmen von Rauchgas, sie mussten aber nicht ins Krankenhaus. Die Polizei ermittelte wegen Brandstiftung, tatsächlich konnte ein möglicher Verdächtiger ausfindig gemacht werden. Weil diesem eine Täterschaft aber nicht nachzuweisen war, wurde das Strafverfahren vier Monate nach dem Feuer eingestellt.

Polizeisprecherin Melanie aus dem Bruch wies auf Nachfrage darauf hin, dass zwischen diesen drei Bränden ebenso wie zum Feuer am Mittwoch in der Awo-Kindertagesstätte kein Zusammenhang gesehen wird.

Kita-Brand: 60 Einsatzkräfte der Wolfsburger Feuerwehren rücken aus

60 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr sowie der Freiwilligen Feuerwehren Fallersleben und Stadtmitte rückten am Mittwoch aus. Auch mehrere Streifenwagen der Polizei sowie die Malteser waren vor Ort. „Auf der Anfahrt bekamen wir die Info, dass alle Kinder evakuiert wurden. Da ist die erste Last schon mal weg“, berichtete Einsatzleiter Matthias van der Wall. Beim Eintreffen standen der Vorbau sowie das hölzerne Dach im Eingangsbereich bereits in Flammen.

Die Feuerwehrleute teilten sich in zwei Einsatzabschnitte ein. Zwei Drehleitern kamen zum Einsatz. „Das Feuer hatten wir recht schnell unter Kontrolle“, sagte Einsatzleiter van der Wall. Die Brandbekämpfer öffnen das Dach, um eventuelle Glutnester abzulöschen. Nach eineinhalb Stunden hieß es: „Feuer aus!“ Manuel Stanke, Leiter Brand- und Katastrophenschutz, betonte: „Das schnelle Eingreifen verhinderte einen größeren Schaden am Gebäude.“

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Die Kita-Kinder kamen nach der Evakuierung in einem Bus der WVG unter. Am Steuer: Abdel Moustafa. Er war am Mittwoch auf der Linie 201 unterwegs, als er an dem Kindergarten vorbeifuhr. „Ich habe Flammen gesehen und sofort angehalten“, erzählte er. Seine Tour konnte er wegen der Löscharbeiten nicht mehr fortsetzen.

„Ich habe dann die Kinder und Erwachsenen aufgenommen“, schilderte der Busfahrer und ergänzte: „Einige Kinder haben geweint.“ Anwohnerinnen und Anwohner versorgten die Evakuierten mit Decken und Getränken. „Viele Nachbarn haben ihre Hilfe angeboten“, erzählte Kita-Leiterin Claudia Cennami. Ein zweiter Bus brachte die Kinder und Mitarbeiter wenig später zur Stephanuskirche.

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