Wolfsburg. In vielen Stadt- und Ortsteilen Wolfsburgs fühlen sich Anwohner von Jugendlichen gestört. Das Team Streetlife plant ein Wiedergutmachungsprojekt.

Aufgrund von Partys und zahlreichen Fällen von Vandalismus hat die Stadt Wolfsburg im vergangenen Jahr nachts an zwei Schulzentren Sicherheitsdienste eingesetzt. Das funktioniert, ist aber auch teuer. Deshalb wird nun über Kameraüberwachung und Alarmanlagen für das Schulzentrum Westhagen und die Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule in der Kreuzheide nachgedacht.

So steht es im aktuellen Jahresbericht des Teams Streetlife, in dem Polizisten und Angestellte des städtischen Jugend-Geschäftsbereichs sowie des Wolfsburger Ordnungsamtes zusammenarbeiten. Der Fachdienst zur Prävention von Jugendkriminalität führt darin sowohl Beschwerden von Anwohnern auf als auch Probleme, die seine Fuß- und Fahrradstreifen in der Wolfsburger Innenstadt und den Ortsteilen, in Einkaufszentren, auf Spielplätzen, in Parks und in der Natur festgestellt haben. In Wald und Feld traf das Team 2021 viel mehr Grüppchen von Jugendlichen an als gewohnt – vermutlich pandemiebedingt, wie es berichtet.

Ruhiger als vor Corona blieb es dagegen am ZOB, an den Riesen-Bänken neben der Programmierschule 42 Wolfsburg, am angrenzenden Supermarkt und rund um das Phaeno. Eine noch stärkere Veränderung bemerkten die Streifen in Westhagen, wo das Team sonst immer auf viele Jugendliche traf. „Jugendliche in größeren Gruppen wurden kaum angetroffen, es gab keine expliziten Vorfälle oder Beschwerden“, stellt es in seinem Bericht fest.

Bei Konflikten mit Jugendlichen greift in Wolfsburg das Streetlife-Team ein

Gern und häufig wird nach wie vor der Jugendort in Vorsfelde genutzt, und das von Jugendlichen aus allen Stadtteilen. Viel zu tun hatten die Streetworker im Allerpark. Vor allem an der Skateanlage sorgte eine Gruppe Jugendlicher, die sich nicht an die Corona-Regeln hielt und anderen Unsinn machte, für Probleme. Ausbaden mussten die Konsequenzen die Skater – die ohnehin schon darunter zu leiden haben, wenn kleine Kinder mit uneinsichtigen Eltern auf der Skateskulptur spielen.

Ein altbekanntes Problem ist, dass sich viele Wolfsburger am Nordkopf mit dem Bahnhofsvorplatz, der Bahnhofspassage und dem ZOB nicht wirklich wohl fühlen. „An den Orten wird relativ offen alles Mögliche konsumiert, vermutlich werden auch Drogen umgeschlagen“, konstatiert das Streetlife-Team. Unbeteiligte Passanten würden jedoch in der Regel nicht angesprochen. Jugendliche mieden den Nordkopf 2021 ebenfalls, allerdings aus anderen Gründen – nach eigenen Angaben fühlten sie sich seit Corona stark unter Beobachtung der Behörden, heißt es im Jahresbericht.

Partys im Parkhaus an der Neuen Schule

Ein stark frequentierter Treffpunkt für Jugendliche befindet sich seit der Pandemie am Fuß des Klieversberges mit dem offenen Schulhof und Basketballplatz der Neuen Schule, den Bänken am Theater und dem Umfeld des Fitnessstudios Injoy. „An der überdachten Sitzgelegenheit der Neuen Schule trifft das Team an Wochenenden und in den Abendstunden nahezu immer auf Jugendliche, leider wurde der Ort häufig Opfer von Vandalismus“, berichtet Streetlife.

Die Streetworker und die Polizei schauten recht häufig dort vorbei. Eine Gruppe nistete sich daraufhin vorübergehend im Injoy-Parkhaus ein, wovon ein beschmiertes Treppenhaus, Party-Rückstände und Marihuana-Schwaden zeugten. Nachdem auch hier Streifen kontrollierten und die Tür zum Parkdeck 3 abgesperrt wurde, sind die Jugendlichen verschwunden.

In Westhagen und der Kreuzheide schützen Sicherheitsdienste Schulen

Fälle von schwerem und mittelschwerem Vandalismus werden immer wieder aus dem Schulzentrum Westhagen gemeldet, ohne dass die Polizei die Verursacher ausfindig machen kann. Diese treiben sich dort laut dem Jahresbericht meistens spät in der Nacht herum, die Ordnungsbehörden sehen sich jedoch außer Stande, ganze Nächte vor Ort zu verbringen. Ein Sicherheitsdienst habe die Lage tatsächlich entspannt, sei als Dauerlösung aber zu kostspielig.

Deshalb wird jetzt geprüft, am Schulzentrum Westhagen wie auch an der Leonardo-da-Vinci-Schule in der Nordstadt eine Alarmanlage oder Kameraüberwachung zu installieren. Das ehemalige Schulzentrum Kreuzheide ist laut Streetlife ein Treffpunkt vieler Gruppen, die Schäden und Partyreste wie Scherben hinterlassen.

Beschwerden über Jugendliche im Wolfsburger Bestattungswald

Zu Vandalismus kommt es auch am Schulzentrum Fallersleben. Dort sind es laut dem Bericht Kinder, die im Dunkeln auf den Dächern herumklettern und sich Verfolgungsjagden mit den Hausmeistern liefern. Die Streetworker gehen dort häufiger Streife, ohne solche Vorfälle bezeugen zu können.

Beschwerden gibt es ebenfalls über feiernde Jugendliche im Fallersleber Schlosspark. Das Team sieht dort selten Teenies, behält den Park aber im Blick. Ein beliebter Treffpunkt ist der Gutspark in Mörse, ohne dass es dort 2021 zu besonderen Vorfällen kam. Im Schlosspark in Alt-Wolfsburg werden dagegen immer wieder Bänke zerstört, im Pavillon kommt es zu Verunreinigungen und Schmierereien. Regelmäßig sind Polizei und Streetworker im neuen Bestattungswald in der Nordstadt unterwegs, seit der Geschäftsbereich Grün davon Wind bekommen hat, dass Jugendliche dort Alkohol trinken, laute Musik hören und Trauernde verbal angehen.

Drogenhandel an der Kästorfer Jugendhütte?

In Kästorf, wo es auch Klagen über den Spielplatz gibt, meldete der Ortsrat Probleme an der Jugendhütte. Es ging um Partys, Müll und Vandalismus, aber auch um einen Verdacht, dass in der Hütte mit Drogen gehandelt wird. Laut Anwohnern, so heißt es im Bericht, fahren Erwachsene mit Autos vor, die zum Teil fremde Kennzeichen haben. Auch die Streetworker gehen nicht davon aus, dass die Jugendlichen, die sie in der Hütte antreffen, für Müll und Zerstörung verantwortlich sind.

An der Hehlinger Jugendhütte gab es seit der Wiedereröffnung keine Probleme mehr. Sie scheinen sich auf den Spielplatz im Wohngebiet verlagert zu haben, wo sich Anwohner über Müll und Ruhestörungen beschwerten. „Generell lassen sich die Jugendlichen aber ansprechen und verhalten sich danach verträglicher“, stellen die Autoren des Berichtes fest. Das Engagement der Dorfgemeinschaft erweise sich als wirksam.

Störende Teenies direkt anzusprechen, hat sich im Kerksiek bewährt

Die Auflistung ist nicht vollständig. In einigen Fällen gab es Beschwerden über Jugendliche, doch dann stellte sich heraus, dass Lärm und Müll von Erwachsenen verursacht wurden.

Am Grünen Klassenzimmer und dem Spielplatz im Kerksiek hat sich gezeigt, dass sich mehr bewirken lässt, wenn genervte Eltern und Anwohner selbst mit Jugendlichen sprechen und Vorfälle rechtzeitig melden. Die Betreiber des Lernortes sind dazu übergegangen, an Tagen, in denen Vandalismus zu erwarten ist, vor Ort zu werkeln. „Die Polizeieinsätze zu Himmelfahrt und die Bestreifung seitens des Teams tragen vermutlich auch dazu bei, dass der Ort für alle Nutzer ein Ort der Erholung bleiben kann“, heißt es im Streetlife-Bericht.

Wegen Vandalismus verurteilte Jugendliche sollen Schäden wiedergutmachen

Um Vandalismus vorzubeugen und Wiederholungsgefahr zu bannen, möchten die Streetworker ein neues Projekt ins Leben rufen: Wenn Jugendliche zu Arbeitsstunden verurteilt werden, will das Team sie bei Aufräumarbeiten begleiten und Gespräche mit Geschädigten moderieren. „Ziele des Angebotes sollen neben der Wiedergutmachung entstandener Schäden die Erfüllung von gerichtlichen Auflagen, die Vermeidung von Folgesanktionen und vor allem die Übernahme von Verantwortung sein“, erklären die Autoren des Jahresberichtes.

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