Wolfsburg. Etwa 40 Mediziner des Wolfsburger Klinikums fordern bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt.

Für mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen demonstrierten am Donnerstag Ärztinnen und Ärzte von 460 kommunalen Kliniken in Deutschland. An dem vom Marburger Bund initiierten Warnstreik beteiligten sich auch Mediziner vom Klinikum Wolfsburg.

Wolfsburger Arzt: „Zynisches Angebot der Arbeitgeber“

Seit Oktober 2021 laufen die Tarifverhandlungen zwischen der Ärztegewerkschaft und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA). „Man könnte meinen, die Wertschätzung der Ärzteschaft sei in der Pandemie längst im Blick – doch nach monatelangen Verhandlungen legte die Arbeitgeberseite nur ein zynisches Angebot vor“, sagt Lukasz Wojewski, angestellter Arzt im Klinikum Wolfsburg. Der Marburger Bund fordert von der VKA eine Begrenzung der Rufbereitschaft auf zwölf Rufdienste pro Monat, maximal vier Bereitschaftsdienste, mehr Planungssicherheit, einen gesicherten Anspruch auf freie Wochenenden sowie eine lineare Erhöhung der Gehälter um 5,5 Prozent für die Laufzeit von einem Jahr.

Klinikum Wolfsburg muss Operationen und Termine verschieben

Die Wolfsburger Ärztinnen und Ärzte hatten zunächst morgens zwischen 7 und 8 Uhr am Mitarbeiter-Eingang auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht. Zwischen 12 und 14 Uhr standen etwa 40 Mediziner vor dem Haupteingang. Nicht alle geplanten Operationen und ambulanten Termine konnten dadurch eingehalten werden. Die Notfall- und allgemeine Patientenversorgung war aber sichergestellt. „Es ist kein Streik gegen unser Klinikum Wolfsburg. Wir arbeiten alle sehr gerne hier“, betonte Lukasz Wojewski. Das Angebot der VKA sei aber eine Provokation und inakzeptabel.

4000 Ärzte bei Kundgebung in Frankfurt

Auf dem Frankfurter Römer haben sich 4000 Ärzte unter Berücksichtigung der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen zur zentralen Kundgebung versammelt. Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes, betont: „Die Ärzt*innen haben ein deutliches Signal gesetzt. Wir brauchen eine Entlastung und nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Krankenhaus.“

Vorwurf: Personaldecke an Kliniken gleicht einer Notbesetzung

Andreas Hammerschmidt, Zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen, meinte: „Die Streikbereitschaft hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Und das, obwohl mehrfach Kolleg*innen angesichts der Pandemie an der Teilnahme gehindert wurden. In mehreren Häusern ist die vorgesehene Notbesetzung leider schon ohne Streik die Regel. Aufgrund der weiten Verbreitung der Omikron-Variante sind einfach nicht mehr Ärzt*innen verfügbar. Und schon vor der Pandemie war die Personaldecke mancherorts so dünn, dass sie einer Notbesetzung gleichkam.“

40 Krankenhäuser in Niedersachsen vom Warnstreik betroffen

In Niedersachsen waren rund 40 Krankenhäuser vom Ärzte-Warnstreik betroffen, darunter neben dem Klinikum Wolfsburg die Kliniken in Braunschweig, Buchholz/Winsen (Luhe), Hannover (KRH), Leer, Lehrte, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück. Der Warnstreik betrifft Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft sowie Krankenhäuser, an denen Ärzte auf Grundlage des Tarifvertrags TV-Ärzte/VKA angestellt sind.

Der Marburger Bund Niedersachsen rief seine Mitglieder auf, ihr Streikgeld, das einen Teil des Gehaltsverlustes am Streiktag ausgleichen soll, zugunsten der Nothilfe für die Ukraine an Ärzte ohne Grenzen zu spenden.

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