Wolfsburg. Informationen sind jetzt über einen QR-Code aufrufbar. Es gibt eine Zeittafel – gespickt mit „Meilensteinen“ aus der italienischen Community.

Feierlich begeht die Stadt Wolfsburg am 20. Dezember das 65. Jubiläum der „Vereinbarung über die Anwerbung und Vermittlung von italienischen Arbeitskräften nach der Bundesrepublik Deutschland“ aus dem Jahr 1955. Tausende Italiener*innen waren in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts dem Ruf des Volkswagen-Werkes gefolgt und versuchten, ihr Glück weit im niedersächsischen Nordosten zu finden. Viele verließen die Stadt am Mittellandkanal nach Ablauf ihres Arbeitsvertrages wieder gen Süden, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Lorenzo Annese war der erste gewählte ausländische Betriebsrat der IG Metall

Andere hingegen entschieden sich für ein Leben in der Bundesrepublik und ließen sich in Wolfsburg nieder – und das mit Erfolg. Lorenzo Annese, in den späten 1950er-Jahren als Landarbeiter nach Niedersachsen gekommen, wurde zum ersten gewählten ausländische Betriebsrat der IG Metall.

Bestrebt danach, mehr Mitbestimmung für seine Landsleute zu erkämpfen, gründete Rocco Artale, der erste italienische Ehrenbürger einer deutschen Stadt, mit dem „Ausländerbeirat“ das erste Gremium dieser Art innerhalb der Verwaltung der Stadt Wolfsburg. Zeugnisse italienischen Lebens in der Volkswagen-Stadt sind zahlreich: Quinto Provinzianis Skulptur „L’emigrante“ vor dem städtischen Bahnhof, die „Piazza Italia“ genannte Goethestraße oder die Gabionenwand in den Allerwiesen, um nur wenige zu nennen. Nun rückt die italienische Migrationsgeschichte, die mit all jenen Orten und Personen eng verwoben ist, mehr in den Fokus und soll auch online sichtbar werden.

„Die italienische Kultur ist ein ganz wichtiger Teil der Stadtgesellschaft“

„Die Geschichte Wolfsburgs wurde durch die italienischen Gastarbeiter entscheidend mitgeprägt. Man holte seinerzeit Arbeiter und bekam Menschen. Menschen, die mit ihren Familien und nachfolgenden Generationen ein fester Bestandteil dieser Stadt geworden sind. Die italienische Kultur ist ein ganz wichtiger Teil der Stadtgesellschaft. Es ist wichtig, diesen Teil unserer gemeinsamen Geschichte als gelebtes Beispiel für Integration auch auf digitalem Wege für Interessierte und nachfolgende Generationen zu vermitteln“, sagt Erster Stadtrat und Kulturdezernent Dennis Weilmann.

„Wolfsburg ist eine weltoffene Stadt, die von der Internationalität ihrer Mitbürger*innen lebt, sie fördert und stärkt. Mehr als 150 Nationen fühlen sich hier zu Hause. Vor allem die italienische Community, die größte ausländische Gruppe der Stadt, wird als Beispiel gelungener Integration betrachtet. Die Gabionenwand in den Allerwiesen veranschaulicht – nun auch digital – nicht nur die Geschichte der Italiener*innen in Wolfsburg, sondern die gesamte Entwicklung Wolfsburgs zu einer vielfältigen und toleranten Stadtgesellschaft“, betont Barbara Tarullo, italienische Konsularagentin in Wolfsburg.

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bedankte sich vor Kurzem während einer Videokonferenz bei den ehemaligen Gastarbeitern dafür, dass sie die Gesellschaft und Stadtkultur Wolfsburg weiterentwickelt haben.

Zeittafel – gespickt mit „Meilensteinen“ aus der italienischen Community in Wolfsburg

In diesem Jahr wurde die Gabionenwand erneuert. Am historischen Ort der ersten Unterkünfte der italienischen Arbeitskräfte, des „Italienerdorfes“, zieren fotografische Aufnahmen aus den Häusern sowie ein schriftlicher Hinweis auf die Jahre 1962 bis 1974 das Äußere der Wand.

Anlässlich des Jubiläums veröffentlicht das Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation in Kooperation mit der italienischen Konsularagentur auf ihrer Onlinepräsenz eine Zeittafel – gespickt mit „Meilensteinen“ aus der italienischen Community in Wolfsburg zwischen 1962 und der Gegenwart.

Zudem erscheint ein Text über die ersten Unterkünfte der „Gastarbeiter“ in den Allerwiesen. An der Gabionenwand können alle Informationen über einen QR-Code aufgerufen werden.