Fallersleben. Der VfB Fallersleben möchte das städtische Therapiezentrum gern übernehmen. Die Fraktionen diskutieren mit dem Verein und der Dezernentin.

Es war der erste Austausch in großer Runde zu der plötzlich bekanntgewordenen Idee: Auf Einladung von Sport- und Gesundheitsdezernentin Monika Müller kamen am Donnerstagnachmittag Mitglieder von Rat und Ortsrat mit dem VfB-Vorsitzenden Nicolas Heidtke und der Dezernentin zusammen. Thema war der Wunsch des Fallersleber Sportvereins, das zum Klinikum gehörende Schwefelbad zu übernehmen ­– oder zumindest eine Kooperation einzugehen.

Zuvor hatte Schwefelbad-Aussschussvorsitzende Bärbel Weist (PUG) die Stadträtin am Mittwoch noch aufgefordert, die Einladung zurückzunehmen: Ein solcher Termin könne ihrer Meinung nach nur dann stattfinden, „wenn die Belegschaft des Schwefelbades dem Konzeptvorschlag des VfB zustimmt“, schrieb sie an den Kreis der Eingeladenen sowie an Oberbürgermeister Klaus Mohrs.

Schwefelbad-Team hat Angst um Arbeitsplätze

Das sei bisher aber nicht der Fall, schilderte Weist in ihrer Mail. Zwar habe sich der VfB-Chef den Mitarbeitern vorgestellt. Am Mittwoch habe es dann aber ein Gespräch gegeben zwischen dem Schwefelbad-Team und dem Personalratsvorsitzenden der Stadt, Peter Wagner. „Die Anwesenden verständigten sich auf ein weiteres Gespräch. Eine Zustimmung gab es nicht.“

„Die Mitarbeiter haben einer Übernahme nicht zugestimmt. Die haben richtig Angst um ihre Arbeitsplätze“, sagte Weist am Donnerstag unserer Zeitung. Denn klar ist für die Politikerin: „Wenn man meint, der Zuschuss zum Schwefelbad sei zu hoch, muss man ja an irgendeiner Schraube drehen.“

Personalrat nimmt Befürchtungen der Mitarbeiter ernst

Zum Gespräch mit dem Team sagte der Personalratsvorsitzende: „Wir nehmen die Befürchtungen der Mitarbeiter ernst. Gegen den Willen der Beschäftigten geht nichts.“ Genau das hatte der VfB-Vorsitzende jüngst gegenüber unserer Zeitung versichert: „Das Ganze steht und fällt mit den Mitarbeitern. Wir wollen das harmonisch mit allen entwickeln.“

Als „kritisch-interessiert“ bezeichnete die Dezernentin jedenfalls die Stimmung in der Runde mit etwa 15 Teilnehmern am Donnerstagnachmittag. „Von der überwiegenden Zahl gab es großes Interesse, die Gespräche weiterzuführen – mit offenem Ergebnis“, berichtete Müller danach. „Es geht darum, den städtischen Zuschuss zu reduzieren. Ziel muss aber sein, die Mitarbeiter gut mitzunehmen und die Angebote für die Nutzer aufrechtzuerhalten.“ Heidtke habe die Befürchtung entkräften können, „dass Mitglieder bevorzugt werden“.

Dezernentin schlägt Modell der Arbeitnehmer-Überlassung vor

Die Dezernentin räumte ein: „Dass die Mitarbeiter verunsichert sind, ist völlig klar.“ Das könne nur durch Einzelgespräche mit dem VfB-Chef aufgefangen werden. Sie selbst habe die Möglichkeit eingebracht, zunächst das Modell der Arbeitnehmer-Überlassung auszuprobieren. „Dann würden die Personalverträge bei uns weiterlaufen.“ Sie betonte auch: „Wir sprechen als Stadt keine Kündigungen aus.“

Eine zeitliche Perspektive nannte Müller noch nicht. Es werde noch dieses Jahr weitere Gespräche geben, und man sollte im Laufe des nächsten Jahres zu einer Entscheidung kommen, aber: „Wir haben keinen Handlungsdruck.“

Mehr als 120 Unterstützer für Unterschriftenaktion

Unterdessen hat die Unterschriftenaktion zum Erhalt des Schwefelbads in städtischer Trägerschaft schon mehr als 120 Unterstützer gefunden, verriet Mitinitiatorin Sabine Pemberneck am Donnerstag. Wie berichtet, sind Bürger und Nutzer beunruhigt. „Es geht nicht um den VfB, sondern darum, dass das Bad erhalten wird wie bisher – mit einem neutralen Betreiber. Wir befürchten, dass VfB-Mitglieder ansonsten Vorrang erhalten.“

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