Wolfsburg. Das Entsorgungszentrum in Fallersleben ist wegen der Corona-Krise aber aktuell für Privatanlieferer geschlossen.

Zum Ende des Winters und vor Beginn der Brut- und Setzzeit am 1. März haben viele Gartenbesitzer die letzte Chance genutzt und Bäume gestutzt, Sträucher gekappt, Hecken zurückgeschnitten, damit sie wieder kräftig austreiben. Das anhaltend erstklassige Frühlingswetter lockt die Wolfsburger zusätzlich in ihre Gärten. So kommt derzeit einiges an Grünabfällen zusammen. Doch wohin damit? Wegen der Corona-Krise ist das Entsorgungszentrum in Fallersleben für private Anlieferer geschlossen. Und wie berichtet fallen auch die Osterfeuer aus – und damit die Möglichkeit zur Entsorgung von Gehölzschnitt als Brennmaterial. Das sorgt für Unverständnis.

Mehrere Leser haben sich an die Redaktion gewandt und berichten davon, dass ihren Ärger viele teilen: Sie verstehen nicht, warum sie im Entsorgungszentrum der städtischen Wolfsburger Abfallwirtschaft und Straßenreinigung (WAS) nicht wenigstens Grünabfälle wie bisher anliefern dürfen.

Wie zum Beispiel Eva-Maria Stender: „Da stehen die Container weit voneinander entfernt, man kann also Abstand halten, und man zahlt am Automaten. Da kann sich keiner anstecken“, argumentiert die Sülfelderin. „Und das ist ja auch eine Einnahmequelle für die Stadt, wir bezahlen ja Geld für die Annahme unserer Gartenabfälle.“

Die Sülfelderin findet, das Ganze habe auch einen psychologischen Aspekt: „Wenn sich der Grünschnitt im Garten stapelt, denkt man irgendwie: Das funktioniert also auch nicht mehr.“ Und aktuell seien nunmal viele zu Hause und wollten sich auch im Garten betätigen. Sie sagt: „Ich habe mich mit vielen unterhalten, die sehen das genauso.“ Hinzu komme, dass anderswo Entsorgungszentren wieder zur Grün-Anlieferung geöffnet hätten. Warum also nicht in Wolfsburg?

Logische Erklärung erhofft

Zu denen, die das Vorgehen nicht nachvollziehen können und auf eine logische Erklärung hoffen, gehört auch Anne Nientit-Wunsch. „Als Gartenbesitzerin ist nun die Zeit, wo viel Grünschnitt anfällt.“ Daran ändere auch die Corona-Krise nichts. „Wenn ich bisher meinen Grünschnitt zur Deponie brachte, musste ich den Knopf einer Schranke drücken, durchfahren, den Müll abladen, am Automaten zahlen und wieder fahren. Absolut kein Kontakt“, schildert sie. „Gibt es da ein Personalproblem? Sind so viele Mitarbeiter erkrankt?“ Sie befürchtet auch, dass die Ex-Deponie überrannt wird, wenn irgendwann wieder geöffnet wird. Zudem drohe illegale Müll-Beseitigung. „Müllentsorgung muss einfach klappen wie der Einkauf im Lebensmittelgeschäft!“

Grünabfall der Bürger wird im Entsorgungszentrum derzeit nicht bearbeitet.
Grünabfall der Bürger wird im Entsorgungszentrum derzeit nicht bearbeitet. © rs24 (Archiv) | Mottl

So einfach ist es aber nicht – und die WAS hat handfeste Gründe, warum derzeit nicht einmal die doch den Abstands-Regeln entsprechende Grünmüll-Anlieferung möglich ist. Denn die Angelegenheit hat viele Facetten. Auf die Anfrage unserer Zeitung meldete sich am Montag WAS-Vorstand Dr. Herbert Engel. Er wies zunächst darauf, dass man vollstes Verständnis für die Bürger habe, die sich nun fragen, warum sie nicht wie gewohnt zum Entsorgungszentrum fahren können, um ihre Gartenabfälle loszuwerden, für die die Biotonne nicht reicht.

Engel verwies aber auf die Weisung des Umweltministeriums: „Die WAS gehört zur systemrelevanten Infrastruktur. Wir müssen daher alle Maßnahmen ergreifen, um handlungsfähig zu bleiben, falls zum Beispiel ein Team erkrankt.“ Das Entsorgungszentrum sei quasi der „Flaschenhals“, durch den der gesamte Müll unserer Stadt hindurch müsse. „Daher muss ich die Mitarbeiter so einteilen, dass ich im Notfall ein Rest-Minium an Leuten habe, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.“ Das bedeutet konkret: Die Teams sind unter anderem „halbiert“, weil die Mitarbeiter nun zeitversetzt und aufgeteilt arbeiten. Damit nicht womöglich alle ausfallen, falls einer erkranken sollte.

Nicht einfach so die Schranke öffnen

Und Engel kann auch nicht einfach so die Schranke öffnen lassen. Denn die Anlieferung müsse geregelt erfolgen, es wären Mitarbeiter zum Absperren und Kontrollieren nötig. Dort, wo inzwischen wieder geöffnet sei, handele es sich oft um ländliche Gebiete, wo noch mehr Grünabfall auflaufe.

Wolfsburgs Müllwerker-Chef betonte, dass es in seinem Team bisher keine Ausfälle durch Quarantäne oder gar Corona-Infektionen gebe. Und hatte perspektivisch eine gute Nachricht: „Wir haben einen Plan, um auch für Private wieder zu Öffnen, und es gibt einen Zeit-Horizont. Den wollen wir nach Ostern nennen.“ Bis dahin müssen die Wolfsburger ihren Gartenabfall also übergangsweise zwischenlagern.

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