Wolfsburg. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig nimmt nach dem Tod von Wolfsburger Altenheimbewohnern Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung auf.

Nach dem Tod von zwölf Heimbewohnern aus Wolfsburg hat der Anwalt Christian Richter am Samstag, 28. März, Anzeige gegen die Diakonie Wolfsburg bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig gestellt. „Der Anzeigeerstatter, der nicht für Dritte handelt, erhebt den Vorwurf der fahrlässigen Tötung“, erklärt Erster Staatsanwalt Christian Wolters. Ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt werde eingeleitet, der zuständige Sachbearbeiter werde die Vorwürfe prüfen.

Richter, der gegenüber den Wolfsburger Nachrichten lediglich seine Anzeige bestätigte, hatte gegenüber einer anderen Wolfsburger Zeitung unter Berufung auf mehrere Diakonie-Mitarbeiter, die sich unabhängig voneinander an ihn gewandt hätten, schwerste Vorwürfe gegen die Diakonie Wolfsburg hinsichtlich hygienischer und pflegerischer Mängel seit Beginn der Corona-Pandemie erhoben.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig äußert sich ebenfalls nicht zu den konkreten Vorwürfen. Nach Angaben Wolters hat der Wolfsburger Anwalt in der Anzeige weder potenzielle Täter noch Zeugen benannt. Nach Einschätzung des Ersten Staatsanwaltes könnten die Ermittlungen geraume Zeit in Anspruch nehmen, da die Verantwortlichkeiten recherchiert und die Mitarbeiter des Hanns-Lilje-Heims befragt werden müssten.

Die Stadt Wolfsburg, die für die Überprüfung der Heime zuständig ist, verweist hinsichtlich einer Bitte um Stellungnahme auf eine Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Situation. Diese beginnt um 12.30 Uhr. Auch eine Antwort der Diakonie Wolfsburg auf eine Anfrage zu der Anzeige steht noch aus.

Bis Samstag waren zwölf Bewohner des Hanns-Lilje-Heims im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Einige von ihnen sollen vor ihrem Tod keinerlei Symptome der Krankheit Covid 19 gezeigt haben.Am Sonntag meldete die Kommune drei weitere Tote in dem Pflegeheim. Mehr als 70 Bewohner haben sich nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Der erste positiv getestete Infizierte war nach Angaben der Diakonie ein neu eingezogener Bewohner. Doch auch eine Mitarbeiterin sei sehr früh positiv getestet worden, sagte Diakonie-Pressesprecherin Bettina Enßlen am Wochenende dem Heute Journal.

Sie hatte am Montag, 23. März, gegenüber unserer Zeitung geschildert, dass sich die Diakonie hinsichtlich der Coronafälle im Hanns-Lilje-Heim vom Klinikum Wolfsburg beraten lassen habe. „Bei einer Begehung haben dessen Hygiene-Experten uns am Wochenende bestätigt, dass wir richtig gute Arbeit leisten“, so Enßlen vor einer Woche.