Mörse. Sie will im Juni wieder die Verkehrsmengen zählen. Außerdem erwägt sie nach Bau der Verflechtungsstreifen eine Petition und rechtliche Schritte.

Sie sind seit kurzem komplett – und sie sind der Bürgerinitiative „Lärmschutz A 39“ ein heftiger Dorn im Auge: Mit dem Bau der Verflechtungsstreifen auf der Autobahn 39 zwischen den Anschlussstellen Mörse und Flechtorf/Heinenkamp zur Verflüssigung des hohen Verkehrsaufkommens ist die Initiative überhaupt nicht einverstanden. Sie sieht darin faktisch den sechs- bis siebenspurigen Ausbau der Autobahn und fordert daher Lärmschutzmaßnahmen. Um voranzukommen, prüft die Gruppe nun auch rechtliche Schritte.

Die Bürgerinitiative hat bereits im Herbst auf das nach ihrer Überzeugung unzulässige Agieren der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Wolfenbüttel hingewiesen: Deren früherer Leiter Bernd Mühlnickel argumentierte im November, dass es sich nicht um einen erheblichen baulichen Eingriff handele: Der vorhandene Querschnitt der A 39 sei lediglich ummarkiert worden, da die Asphaltdecke breit genug für einen Verflechtungsstreifen sei. Eine Ummarkierung sei aber von vornherein kein erheblicher baulicher Eingriff, so dass Lärmschutzmaßnahmen auch unter dem Gesichtspunkt der Lärmvorsorge nicht möglich seien. „Die Verkehrsmenge wird ja nicht größer“, hatte Mühlnickel gesagt.

Stellenweise siebenspurige Autobahn

Im Bereich Mörser Knoten in Fahrtrichtung Norden gibt es auf der A 39 faktisch vier Fahrspuren.
Im Bereich Mörser Knoten in Fahrtrichtung Norden gibt es auf der A 39 faktisch vier Fahrspuren. © Bürgerinitiative "Lärmschutz A 39"

Das sieht die BI ganz anders: Sie verweist darauf, dass durch die nun insgesamt drei Verflechtungsstreifen zwischen den Autobahn-Abschnitten Mörse und Flechtorf – einer in Fahrtrichtung Süden und zwei in Richtung Süden – auf diesem Teilstück der A 39 nun quasi eine stellenweise siebenspurige Autobahn entstanden sei – was nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz eine wesentliche bauliche Veränderung darstelle „und einen Lärmschutz zwingend erforderlich macht“.

Fakt ist: Für die Verflechtungsstreifen-Markierung in Fahrtrichtung Norden sind auf dem betreffenden Autobahn-Abschnitt im großen Stil Bäume und Sträucher auf der hohen Böschung gerodet worden, diese wurde außerdem neu modelliert, um Platz für den zusätzlichen Streifen zu schaffen; und damit dieser breit genug markiert werden konnte, ist sogar am Fahrbahnrand dranasphaltiert worden.

Und auch zu Mühlnickels Aussage, dass die Verkehrsmenge, die die A 39 auf diesem Abschnitt passiert, nicht größer geworden sei, vertritt die Bürgerinitiative eine eigene Auffassung: Denn zumindest in Höhe Mörse kann durch die zusätzlichen Fahrspuren faktisch mehr Verkehr gleichzeitig fließen – was folglich auch mehr Lärm bedeute.

„Die Bürgerinitiative Lärmschutz A 39 wird sich weiter vehement für die Errichtung einer Lärmschutzwand auf dem gesamten Abschnitt zwischen Mörse und Wolfsburg-West einsetzen, da die Lärmbelästigung schon jetzt, ohne den Weiterbau in Richtung Lüneburg, enorm hoch ist“, kündigt Kerstin Lehning vom Kernteam der Initiative in einer Pressemitteilung an unsere Zeitung an.

Zahlen der Landesbehörde liegen noch nicht vor

Wie BI-Sprecher Uwe Birnbaum am Montag auf Nachfrage ankündigte, plant die Gruppe nach ihrem jüngsten Treffen Ende Februar für Juni wieder eine eigene Verkehrszählung. Denn die letzte Zählung der Landesbehörde sei schon im Mai 2019 erfolgt, die Zahlen lägen aber noch immer nicht vor, trotz mehrmaliger Nachfragen: „Das ist verdächtig“, findet Birnbaum.

Behörden-Leiter Mühlnickel hatte unserer Zeitung dazu im November unter Vorbehalt gesagt: „Die neuen Zahlen geben keinen Hinweis auf eine Steigerung der Verkehrsmenge seit 2015.“

Die Bürgerinitiative, die insgesamt rund 50 Mitstreiter und Unterstützter umfasst, kämpft seit inzwischen 14 Jahren für Lärmschutz entlang der A 39 – vorrangig im Bereich Mörse/Fallersleben. Und zieht auch eine Petition in Betracht, wie Birnbaum erläuterte. „Das hängt davon ab, wie es jetzt läuft. Und wir planen auch rechtliche Schritte.“ Entschieden sei aber noch nichts.