Wolfsburg. Molekularbiologe Professor Konrad Beyreuther gab bei seinem Vortrag im Phaeno Tipps, wie man Alzheimer-Erkrankungen verzögern kann.

Im Wissenschaftstheater Phaeno räumte am Donnerstagabend der Heidelberger Professor Konrad Beyreuther, Leiter des Netzwerks Alternsforschung, mit einigem Irrglauben zur Alzheimer-Erkrankung auf. „Früher hat man gedacht, dass jemand einfach Glück oder Pech mit den Eltern gehabt hatte“, erklärt der Molekularbiologe. Doch tatsächlich macht die Genetik in der Frage, wie schwer jemand in seinem Leben an einer Alzheimer-Demenz erkrankt nur 7 Prozent aus. 93 Prozent des Krankheitsverlaufs steht nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen mit der Lebensweise der Menschen im Zusammenhang. „Es hängt also vor allem davon ab, welchen Partner und welche Freunde wir uns aussuchen“, erklärt der Professor aus Heidelberg, dem gut gefüllten Saal im Wolfsburger Phaeno.

Zudem gebe es bestimmte Krankheiten und Angewohnheiten, die das Risiko einer Alzheimererkrankung stark erhöhen – etwa Bluthochdruck, Rauchen oder auch Depressionen.

Wer sich also gegen Alzheimer wappnen möchte, dem empfiehlt Beyreuther, auf fünf essenzielle Dinge zu achten: Die Pflege sozialer Kontakte, besonders zum Freundeskreis außerhalb der Familie, regelmäßige Bewegung, stetiges Lernen – darunter fallen auch einfache Tätigkeiten wie Lesen oder das Einprägen von Schauspielernamen – Stressreduzierung und eine gesunde Ernährung.

„25 Prozent unseres täglichen Kalorienbedarf verbrennt unser Gehirn“, erinnert der Molekularbiologe. Was man seinem Körper also gebe, davon werde also auch das Gehirn angetrieben. Und das bedeutet: weniger Junk-Food und einen Fokus auf eine gesunde Ernährung. Die sollte 1 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht am Tag beinhalten sowie Ballaststoffe, wie Obst und Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte, Kohlenhydrate und pflanzliche Öle. „Ich esse zum Beispiel jeden Morgen Joghurt – ich mag den nicht, aber ich esse ihn“, erzählt der Professor und erntet ein Lachen aus dem Publikum.

Professor Konrad Beyreuther, Leiter des Netzwerks Alternsforschung, referierte am Donnerstagabend im Phaeno über die Alzheimer-Erkrankung.
Professor Konrad Beyreuther, Leiter des Netzwerks Alternsforschung, referierte am Donnerstagabend im Phaeno über die Alzheimer-Erkrankung. © regios24 | LARS LANDMANN

Studien belegten die Wirksamkeit einer gesunden Lebensweise. In Finnland erkrankten die Teilnehmer mit einer gesunden und aktiven Lebensweise im Schnitt siebeneinhalb Jahre später an Alzheimer als die Kontrollgruppe, berichtet der Wissenschaftler.

Ganz aufhalten kann man die Krankheit mit all diesen Präventivmaßnahmen aber nicht, unterstreicht Beyreuther. „Wenn einmal der Prozess im Körper begonnen hat, dann kann man ihn nicht mehr stoppen. Wer auf dem Weg zum Alzheimer ist, ist auf dem Weg zum Alzheimer“, stellt er klar.

Denn bei der Krankheit beeinträchtigen – vereinfacht gesprochen – fehlgebildete Proteinablagerungen an den Zellen den Umbau und die Vernetzung im Gehirn. Informationen können so nicht mehr korrekt aufgenommen oder auch abgerufen werden. Die Krankheit erstreckt sich dabei in Phasen und beginnt schleichend, bis sie im Endstadium schließlich zum Tod führt.

Um Alzheimer zu heilen, braucht es daher ein Medikament, was diese Proteinablagerungen abbaut. Eines davon mit dem Namen Aducanumab werde nun ab März in einer zweijährigen Studie in den USA getestet. Es richte sich gegen die fehlgebildeten Proteine und könnte somit zu einem Rückbau bis sogar Heilung der Krankheit führen.

Wer Klarheit haben möchte, könne zudem einen Test machen, der überprüft, ob man in den nächsten Jahren an Alzheimer erkrankt. Das liegt daran, dass eine Fehlfaltung des Amyloid-Beta-Proteins schon vor dem Ausbruch einer Krankheit zu erkennen ist. Auch wenn es noch keine Heilung gebe, mache eine Frühdiagnose Sinn. „So kann man sein Leben planen und auch gegen die Alzheimer-Erkrankung ankämpfen“, sagt Molekularbiologe Beyreuther.