Wolfsburg. Ein Ehepaar aus Wolfsburg hat Strafantrag wegen Postunterschlagung gegen die Deutsche Post DHL Group gestellt.

In den vergangenen Wochen klagten zahlreiche Wolfsburger über Unregelmäßigkeiten bei der Postzustellung und über verschwundene Sendungen. Nun beschäftigt das Problem auch die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Die Rechtsanwältin Andrea Weber-Tabrizian und ihr Mann Peter Tabrizian haben Strafantrag wegen Postunterschlagung gegen die Deutsche Post DHL Group gestellt.

Der Erste Staatsanwalt Christian Wolters bestätigt den Eingang ihres Antrags in der Braunschweiger Turnierstraße. „Wir haben die Ermittlungen aufgenommen“, sagt er. „Sie werden jetzt erst einmal durch die Polizei durchgeführt.“ Am Montag, 4. November, sei das Verfahren an die Polizei weitergeleitet worden.

Wie Wolters erläutert, richtet sich das Ermittlungsverfahren nicht gegen die Deutsche Post, sondern gegen Unbekannt. Denn die Staatsanwaltschaft kann nur gegen Personen ermitteln, nicht gegen Unternehmen. Zu klären ist nach Angaben des Ersten Staatsanwalts zunächst die Frage, ob wirklich Post unterschlagen wurde, oder ob sie vielleicht irgendwo liegen geblieben ist – ob also eine Straftat vorliegt. „Es kann auch ein technischer Fehler sein“, verdeutlicht Wolters. Erst anschließend stelle sich die Frage, ob die Polizei einen Täter suchen muss.

Ermittelt wird im konkreten Fall der Tabrizians. Peter Tabrizian hatte unserer Zeitung Mitte Oktober geschildert, dass im Föhrenhorst seit fünf Wochen keine wirkliche Postzustellung stattfinde. Seine Frau und er vermissten zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben abonnierte Zeitschriften, wichtige Post vom Notar, mindestens drei Geburtstagsgrüße und sechs der acht Briefe, die Peter Tabrizian testweise an sich selbst adressiert und aufgegeben hatte. Am 15. Oktober berichtete der Wolfsburger, nun seien vier vom 7. bis 10. Oktober aufgegebene Testbriefe auf einmal eingetroffen. Auf andere Sendungen wartete er weiterhin. Am 22. Oktober vermissten Tabrizian und seine Frau nach eigener Aussage immer noch Post. Außerdem hatten sie von der Deutschen Post keine Erklärung für die Probleme erhalten, die ihnen plausibel erschien. Sie stellten Strafantrag.

Nach einem Zeitungsbericht über die Probleme des Ehepaars vom Föhrenhorst sowie von Anwohnern im nicht weit davon entfernten Brahmsring machten Dutzende andere Wolfsburger im Oktober auf Facebook, per E-Mail und Telefon ihrer Irritation über unregelmäßige Postzustellungen und verschwundene Sendungen Luft. Es ist durchaus denkbar, dass Polizei und Staatsanwaltschaftschaft die Ermittlungen in Wolfsburg ausweiten. „Wenn es Parallelfälle geben sollte, die uns bekannt werden, prüfen wir auch übergreifend“, sagt Christian Wolters. Er fügt hinzu: Sollten die Ermittler den Eindruck gewinnen, dass ein organisatorisches Problem in einem bestimmten Zustellbezirk vorliege, würden die Ermittlungen auch in diese Richtung gehen.