Wolfsburg. Acht Mütter aus Weißrussland und ihre Kinder haben sich in Wolfsburg erholt. Auch die Sülfelder Familie Gembus war Gastgeberin.

Als im April 1986 der Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl explodierte und eine radioaktive Wolke über Europa zog, war Ina Gembus schwanger und machte sich deshalb große Sorgen um ihr Kind. Zu Unrecht, zum Glück. Doch Tschernobyl spielt im Leben der Sülfelderin heute wieder eine Rolle: Ihr Mann Horst und sie haben schon zum vierten Mal eine Mutter und ein Kind aus Weißrussland bei sich aufgenommen: Katarina Mochorewa und ihren Sohn David.

Die Kleinstadt Wetka liegt nur rund 70 Kilometer vom Sperrgebiet entfernt, viel Radioaktivität ist vor 33 Jahren in dieser Region niedergegangen. Kurz bevor David und seine Mutter am Donnerstag nach Weißrussland zurückflogen, erzählen Martina Bricke und Katarina Mochorewa von den Folgen: Viele Kinder haben ein schwaches Immunsystem und leiden unter Knochenkrankheiten. Fünf Menschen in Mochorewas Bekanntenkreis mussten sich in den vergangenen Monaten Schilddrüsenoperationen unterziehen. Wälder sind gesperrt, es ist verboten, Pilze und Beeren zu pflücken. Martina Bricke, die mit ihrem Mann Eckhard die Tschernobyl-Erholungsaufenthalte in Wolfsburg organisiert, fügt hinzu, dass einige Mütter schon Witwen sind. „Wir sagen immer, es ist nicht 33 Jahre nach Tschernobyl, sondern 33 Jahre mit Tschernobyl.“