Mörse. Die Vorsitzende des Vereins „Rettet das Huhn“ geht davon aus, dass die Tiere ausgemustert und ausgesetzt worden sind.

Mit einer selbst für diesen Verein ungewöhnlichen Tierrettungsaktion hatte es die Initiative „Rettet das Huhn“ Anfang der Woche zu tun. Spaziergänger aus Ehmen meldeten sich Montag gegen 19.30 Uhr bei der Vorsitzenden Stefanie Laab in Mörse: Sie hatten beim Spaziergang in einem Waldstück bei Grassel im Landkreis Gifhorn mehrere Dutzend offenbar ausgesetzte Legehennen entdeckt!

„So etwas haben wir hier in Niedersachsen noch nicht gehabt“, betont die Vorsitzende. Weil es für eine Rettungsaktion am Montagabend schon zu dunkel gewesen sei, habe sie sich mit Bianca Gerlich, Anja Oertel und drei Helfern am Dienstag auf die Suche gemacht. Etwas östlich von Grassel wurde das Team fündig: Es entdeckte dort 32 größtenteils sehr zutrauliche braune Hennen. „Sie hatten sich im Unterholz und Gebüsch eingerichtet und kamen recht neugierig und hungrig und durstig auf uns zu“, schildert Stefanie Laab. Es habe sich um etwa zweijährige Tiere „in schlechtem Ernährungszustand und teilweise mit Erkältungssymptomen“ gehandelt. Da auch Eier herumlagen, geht sie davon aus, dass die Hühner dort schon einige Tage ausgeharrt hatten. „Und wir fanden auch sechs tote Hennen mit durchgebissenen Kehlen, die einem Raubtier zum Opfer gefallen sein müssen.“ Wie vielleicht noch weitere Hühner.

Wie sie in den Wald kamen, weiß Stefanie Laab nicht. Das nächste Dorf sei einige Kilometer entfernt, und auch ein Mobilstall sei nicht zu finden gewesen. „Dass die Hennen irgendwo ausgebrochen und eigenständig so weit gelaufen sein können, ist eigentlich ausgeschlossen.“

Nachdem die Tierschützer die 32 noch lebenden Hennen eingefangen und auch am 1. Mai noch einmal weiträumig gesucht hatten, kamen sie zu Stefanie Laab nach Mörse und zu Bianca Gerlich nach Hordorf. Und schon am Maifeiertag waren alle Hühner an acht tierliebe Menschen abgegeben worden, die schon einmal Hühner aus Massenhaltungen übernommen hatten: in Mörse, Flechtorf, Essenrode, Diesdorf, Braunschweig und sogar bis in den Raum Hildesheim.

Die Vereinsvorsitzende: „Wir sind entsetzt und traurig darüber, wie lebensverachtend und verantwortungslos manche Menschen mit fühlenden Lebewesen umgehen.“ Über das Motiv für das vermutliche Aussetzen könne nur spekuliert werden: Legehennen seien für viele Landwirte und teils auch für private Hühnerhalter mit knapp zwei Jahren quasi „wertlos“. „Vielleicht wollte sich hier ein Hühnerhalter die Mühe und die Kosten der Schlachtung ersparen und hat sich des ,Problems’ einfach im Wald entledigt.“ Die Tiere seien Raubtieren und Wetter schutzlos ausgeliefert gewesen, ohne Futter und nur mit etwas Wasser aus einer Pfütze. Stefanie Laab überlegt nun, Anzeige bei der Polizei zu erstatten.

Der Verein bittet außerdem um Hinweise zu den offenbar ausgesetzten Hühnern per E-Mail an die Adresse info@rettetdashuhn.de. Weitere Informationen zu der Initiative gibt es online: www.rettet-das-huhn.de.