Wolfsburg. Gutachten verrät geheime Pläne – und es gibt weitere Bauvorhaben.

Nicht nur bei Verträgen lohnt sich ein ausgiebiger Blick ins Kleingedruckte. Auch im von der Stadt Wolfsburg in Auftrag gegebenen Vergleichsgutachten Stadtbahn versus Schnellbussystem verstecken sich höchst interessante Details. Weil die Gutachter aus Braunschweig und Karlsruhe die Annahmen offenbaren, aufgrund derer sie ihre Überlegungen und Berechnungen anstellen, erfährt man von Planungen, die weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Demnach sollen in den nächsten Jahren auf neuen Gewerbeflächen fast 10.000 Arbeitsplätze entstehen. Besonders viele entlang der Heinrich-Nordhoff-Straße, wo Stadt und Volkswagen ein neues Wohn- und Büroquartier planen. Laut den dem Verkehrsgutachten zugrundegelegten Zahlen werden 2030 dort 1400 Menschen arbeiten: 1000 in Höhe des Tunnels zum Tor 17, 250 an der Brücke nach Sandkamp und 150 auf Flächen südlich der Heinrich-Nordhoff-Straße. 1250 Arbeitsplätze sollen an der sogenannten Nordhoff-Achse später noch hinzukommen.

Auf Höhe des Tor 17 könnten in elf Jahren 1000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden sein.. 
Auf Höhe des Tor 17 könnten in elf Jahren 1000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden sein..  © regios24/Lars Landmann

Wie heftig die Umwälzungen auch den Nordkopf verändern könnten, verrät eine weitere Zahl: 1125 neue Arbeitsplätze sollen dort bis zum Jahr 2030 entstehen, 375 danach. Volkswagen plant, wie bereits bekannt, ein „Experience Center“, auch von neuen Geschäften war in den vergangenen Monaten immer wieder zu hören. Die Brawo-City der Volksbank scheint laut den dem Gutachten zugrundeliegenden Annahmen ein ziemlich langfristig ausgelegtes Projekt zu sein. Denn sie ist 2030 erst zu Dreivierteln realisiert, 225 Arbeitsplätze werden für dieses Jahr ausgewiesen. An der Dieselstraße/Ecke Lerchenweg, am alten VfL-Stadion im Hellwinkel und auf dem Grün-Gold-Gelände an der Röntgenstraße haben sich ebenfalls Gewerbe und Büros angesiedelt. Und auch im Westen stehen Veränderungen an: Im Jahr 2030 soll es an der Hafenstraße in Fallersleben 300 neue Arbeitsplätze geben, 300 weitere sollen folgen. Im ehemaligen Romantikpark Landleben arbeiten laut den Zahlen im Gutachten 2030 knapp 400 Personen. Insgesamt sollen aber nur zwei von fünf Wolfsburgern erwerbstätig sein.

Neben den fast 75 bereits bekannten Wohnbauprojekten wird offenbar über einige weitere nachgedacht. Im Gutachten kommt ein zusätzliches Einfamilienhaus an der St.-Annen-Kirche vor, zudem ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen am „Eingang“ des Laagbergs an der Breslauer Straße. 30 Wohnungen für 54 Bewohner sollen bis 2030 in der Poststraße entstanden sein. Wie berichtet, sind dort Studentenwohnungen geplant. Auch im Zuge des Rewe-Neubaus auf dem Fallersleber Glockenberg könnten neue Wohnungen entstehen. Die Gutachter gehen von sieben aus.

Der „Enno“ nach Braunschweig soll künftig auch an der Heinrich-Nordhoff-Straße halten.
Der „Enno“ nach Braunschweig soll künftig auch an der Heinrich-Nordhoff-Straße halten. © regios24 | Helge Landmann

Wolfsburg ist nach ihren Grundannahmen 2030 nach wie vor eine Autostadt, doch der öffentliche Nahverkehr wurde – auch jenseits der Planungen für ein Schnellbusnetz – verbessert. An der Heinrich-Nordhoff-Straße gibt es einen zusätzlichen Bahnhof. Dort hält der Regionalexpress 50 (Wolfsburg-Braunschweig-Hildesheim). Die Regiobuslinien 180 (Wolfsburg-Fallersleben-Gifhorn) und 230 (Wolfsburg-Flechtorf-Lehre-Braunschweig) fahren enger getaktet, einzelne Stadtbuslinien ebenfalls. Das Mobilitätszentrum am Hauptbahnhof ist gebaut, und auf einem neuen Park- and-Ride-Parkplatz bei Flechtorf steigen täglich rund 3000 Menschen in Busse um, auf einer weiteren Anlage bei Hehlingen knapp 500. Beide sind dringend nötig. Für Tausende Angestellten, die in den neuen Bürokomplexen entlang der Nordhoff-Straße arbeiten, wurden vor Ort keine zusätzlichen Parkplätze geschaffen.